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Einer schlug vor, die Tür zu öffnen und zu Fuß zur nächsten Station zu laufen.<br />

Andere wandten ein, dass dies gefährlich sei, wegen der stromführenden Schienen.<br />

Erstmal tat sich nichts wesentliches, einige Leute fingen an miteinander zu<br />

plaudern und in mehren Ecken hörte man es knutschen und leise kichern. Eine<br />

Mutter schimpfte mit ihrem quengelnden Kind.<br />

Nach weiteren zehn Minuten hörte man, wie im Nebenwaggon die Tür eingeschlagen<br />

wurde und da ließen sich auch die Fahrgäste in Ullis Waggon nicht<br />

mehr halten und brachen die Tür gewaltsam auf.<br />

Draußen erwartete sie Dunkelheit. Pechschwarze Dunkelheit. Ein Kind fing<br />

an zu schreien und eine Frau kreischte hysterisch.<br />

Da plötzlich ein Licht! Ein winzig kleines Licht, aber immerhin. Im Schein<br />

des Lichtes sah man das Gesicht der Mutter, die vorhin mit ihrem Kind geschimpft<br />

hatte. Sie hatte die kleine Taschenlampe wohl in ihrer Handtasche<br />

gehabt und gab damit jetzt allen Mitfahrern neue Hoffnung.<br />

Der Mann mit der Kommandostimme rief "Allesamt eine Kette bilden! Sie da<br />

mit der Lampe, kommen Sie zu mir nach vorne, damit wir den Weg ausleuchten<br />

können."<br />

Und so zogen sie in einer langen Kette durch die Dunkelheit. Aus den anderen<br />

Waggons schlossen sich ihnen noch viele andere Fahrgäste an. Einige<br />

hatten Feuerzeuge oder Streichhölzer am brennen und noch ein paar andere<br />

hatten kleine Taschenlampen. Dennoch blieb die Szenerie mehr als finster.<br />

Ein paar Frauen hatten Probleme mit ihren Schuhen, deren Absätze auf der<br />

unebenen Strecke hängenblieben. Eine verstauchte sich ziemlich bald den Knöchel<br />

und musste in Gemeinschaftsarbeit mitgeschleppt werden.<br />

Ulli fühlte sich sehr heldenhaft, als er dran war, die Frau beim Weitergehen<br />

zu stützen. Bisher hatte er nur selten die Gelegenheit gehabt, den edlen Retter<br />

zu geben.<br />

Er musste an manche Filme denken, die er sich so angeschaut hatte, und wo<br />

der edle Retter sich durch Erdbebenhäuser und Vulkangebiete gekämpft hatte,<br />

um leicht zerzauste Damen in Not zu retten. Diesmal war er selber Held des<br />

Filmes, den er grad erlebte. Ob er sich wohl ebenso gut machte, wie Pierce<br />

Brosnan? Nun ja, so eine stehengebliebene U-Bahn war ja was anderes, als ein<br />

schweres Erdbeben. Die wirklich dramatischen Katastrophen kommen schließlich<br />

immer nur im Fernsehen oder Kino vor.<br />

Während er der ziemlich schwer werdenden Dame unverdrossen weiterhalf,<br />

dachte er bedauernd, dass heldenhafte Mathematik leider kaum vom weiblichen<br />

Geschlecht verstanden und geschätzt wurde. Da war sein kleiner Bruder besser<br />

dran. Durch seine Abenteuer beim Bund und auf dem Bau, war dieser ein wah-<br />

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