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edauernd darauf hin, dass diese Großmolkerei leider Ende des letzten Jahrtausends<br />

von der Stadt München verkauft worden war. Sonst wäre es ein leichtes<br />

gewesen, die Kooperation der Molkerei einzufordern. Stattdessen mussten sie<br />

sich jetzt einfallen lassen, was sie den Weihenstephanern anbieten konnten,<br />

damit diese Milch an München liefern würden.<br />

Eine Abordnung wichtiger Organisatoren sollte nach Freising fahren, um in<br />

Verhandlungen mit der Molkerei zu treten. Außer Ulli und dem Bürgermeister<br />

war auch ein Vorstandsmitglied der Münchner Sparkasse dabei, um finanzielle<br />

Zusagen machen zu können. Der Bankvorstand war am Tag zuvor in seiner<br />

Villa "gerettet" worden. Jetzt war er sichtlich erleichtert, das tun zu können,<br />

womit er sich auskannte, anstatt rund um die Uhr seine Familie beruhigen zu<br />

müssen, die voller Angst vor Plünderungen in der Villa festgesessen hatte. Für<br />

die Organisation der Stadt war dieser Mann ein Segen, denn so konnten die<br />

verschiedenen Aktionen auch finanziell abgesichert werden.<br />

Die Fahrt nach Freising wurde zu einem kleinen gesellschaftlichen Ereignis,<br />

denn es war zugleich die erste offizielle Fahrt der Diesellok, die Tom Ngori<br />

und sein Team zum Laufen gebracht hatten. Mithilfe dieser Lok sollte fortan<br />

ein regelmäßiger Zugverkehr zwischen München und Freising aufgenommen<br />

werden. Geplant war eine Fahrt alle zwei Stunden. Nachts sollten vor allem<br />

Güter transportiert werden und tagsüber vorwiegend Menschen.<br />

Für Ulli war Tom Ngori sowieso der größte Held der Rettung Münchens. Er<br />

hatte nicht nur die erste Wasserversorgung wieder in Gang gebracht, sondern<br />

auch noch die deutschen Ingenieure in die Geheimnisse seiner Improvisierkunst<br />

eingeweiht. Anschließend konnten die Deutschen alleine weitermachen und<br />

Tom Ngori wendete sich anderen technischen Problemen zu. Im Laufe der<br />

Tage hatten sich auch immer mehr von seinen Landsleuten eingefunden, die<br />

fast genauso findig waren wie Tom, wenn es darum ging, einem kaputten Gerät<br />

wieder Leben einzuhauchen. Mit vereinten Kräften reparierten und unterrichteten<br />

sie, sodass an allen Ecken improvisierte Generatoren, Fahrzeuge und<br />

andere Maschinen wie Pilze aus dem Boden schossen. Ohne die Hilfe von<br />

Toms Team wären die meisten Bemühungen von Ulli zum kläglichen Scheitern<br />

verdammt gewesen.<br />

Der Bahnhof war mit einigen roten Bändern geschmückt, was zwar bei weitem<br />

nicht mit den prunkvollen Dekorationen der Normalzeit mithalten konnte,<br />

aber angesichts der Krisensituation richtig feierlich wirkte. Sogar eine Kapelle<br />

stand bereit und schmetterte fröhlich einen Marsch, als der Bürgermeister zusammen<br />

mit Ulli und anderen Würdenträgern den Bahnhof betrat. Selbst<br />

Oberleutnant Wunsmann war zu diesem feierlichen Ereignis gekommen. Der<br />

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