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gen aufgebaut werden, damit die Flüchtlinge gar nicht erst orientierungslos<br />

durch die Stadt streifen mussten.<br />

Die ursprünglichen Bewohner des Lagers auf der Wiesn konnten zwar nach<br />

und nach wieder in ihre Wohnungen ziehen, aber dennoch musste das Lager<br />

wegen der externen Flüchtlinge weiter ausgebaut werden. Material zum Aufbau<br />

von Zelten wurde inzwischen sehr knapp, wie fast alle Materialien, daher entschlossen<br />

sich die Leiter der Lageraufbau-Abteilung, die Ulli gegründet hatte,<br />

lieber gleich Holzhäuser zu bauen, die man im Winter eher heizen konnte als<br />

Zelte.<br />

Auf der Theresienwiese war also rege Bautätigkeit im Gange. Die Neuankömmlinge<br />

hatten das Prinzip der freiwilligen Arbeit wie selbstverständlich<br />

aufgegriffen und ersetzten die ausfallenden Helfer, die wieder in ihren Wohnungen<br />

lebten. Auch in den Häuserblocks war das Prinzip der freiwilligen<br />

Mithilfe übernommen worden, denn es gab viel zu tun, um das Leben einigermaßen<br />

erträglich zu machen und die meisten Arbeitsplätze waren sowieso<br />

außer Funktion.<br />

Ulli war viel unterwegs, um sich ein Bild von der Situation zu machen. Da<br />

das Zeltlager inzwischen auch ohne ihn reibungslos funktionierte, er aber an<br />

vielen anderen Stellen gebraucht wurde, hatte er ein Büro in der Stetten-Kaserne<br />

mit Notebook und Funkanschluss bezogen. Dort traf er Leute zum<br />

persönlichen Gespräch, hielt Konferenzen ab, aber vor allem war er damit beschäftigt,<br />

anhand der eingehenden Informationen ständig neue Entscheidungen<br />

zu treffen. Die Neuorganisation der Stadt war ein logistischer Albtraum.<br />

Problematisch war immer wieder die Organisation von genügend Nahrungsmitteln<br />

für alle Stadtbewohner. Alle Lager, in denen Nahrungsmittel<br />

aufbewahrt wurden, mussten überprüft werden und sofern die Besitzer zu ermitteln<br />

waren, Verhandlungen über den Preis geführt werden. Leider war die<br />

Art der vorhandenen Vorräte nicht sehr vielfältig, sodass sich die Köche in den<br />

Gemeinschaftsküchen viel einfallen lassen mussten, um ein ausgewogenes<br />

Essen anbieten zu können. Auf der Suche nach Nahrungsmitteln waren auch<br />

Trupps im Umland unterwegs, die die Landwirte abklapperten. Leider waren<br />

die Ernten schon weitgehend vorher verkauft worden und von den Resten<br />

musste die Landbevölkerung durchgefüttert werden. Daher war die Ausbeute<br />

dieser Einkaufszüge geringer als erhofft.<br />

Wenn er daran dachte, wie reibungslos die Verteilung der Nahrungsmittel<br />

sonst geschah, gewann Ulli eine ordentliche Portion Respekt vor den Logistikern.<br />

Natürlich war der Verteilungsprozess im Laufe der Zeit herangewachsen<br />

und jetzt musste alles aus dem Boden gestampft werden, aber normalerweise<br />

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