06.12.2012 Aufrufe

EMP-Roman-12.pdf

EMP-Roman-12.pdf

EMP-Roman-12.pdf

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

in Richtung Ladenburg.<br />

Ladenburg selbst war erstaunlich ruhig, auf den Straßen war niemand zu sehen.<br />

Das war den Wanderern aber ganz recht, denn sie wollten sowieso nicht<br />

gern aufgehalten werden. Kurz hinter Ladenburg ging es scharf nach rechts um<br />

eine Kurve zur Neckarbrücke.<br />

Die ersten Wanderer wollten gerade die Brücke betreten, als aus dem Hinterhalt<br />

eine Gruppe bewaffneter Männer auf sie einstürzte und die ganze Gruppe<br />

umzingelte. Den grimmigen Mienen traute sich keiner der Wanderer zu widersetzen.<br />

Sie wurden von der Straße weg zu einem Lager getrieben.<br />

Alle mussten ihr Gepäck abliefern. Das Gepäck wurde vor ihren Augen ausgepackt<br />

und der Inhalt auf unterschiedliche Haufen geworfen. Wenige Sachen<br />

wurden den Inhabern zurückgegeben. Die meisten gingen in den Besitz der<br />

Wegelagerer über. Der Mann, der Annas Rucksack auseinander nahm, schien<br />

sich darüber zu ärgern, einen Kinderrucksack erwischt zu haben. Den Kinderschlafsack<br />

schmiss er ihr vor der Füße; für sowas hatte er wohl keine<br />

Verwendung. Dann zerrte er Annas Lieblingsteddy hervor, wobei er ihm fast<br />

einen Arm abriss. Völlig erbost über den nutzlosen Inhalt des Rucksacks ließ er<br />

seine Wut an dem Teddy aus und vollendete, was er vorher fast aus Versehen<br />

getan hätte. Vor den Augen von Anna zerriss er den Teddy in viele kleine<br />

Teile. Die Füllung streute er Anna abschließend über den Kopf. Fassungslos<br />

hatte Anna diesen Meuchelmord an ihrem Teddy verfolgt. Als sie verstand, was<br />

geschehen war, brach sie in Tränen aus und vergrub sich in Ronjas Schutz.<br />

Auch Ronja war fassungslos über diesen sinnlosen Akt der Gewalt. Sie<br />

wollte gerade protestieren, da hielt ihr der Übeltäter seine Waffe an den Kopf<br />

und starrte sie grimmig an. Also schluckte sie ihre Äußerung runter und konzentrierte<br />

sich stattdessen lieber darauf, ihre Tochter zu trösten.<br />

Nach der systematischen Beraubung wurden alle Wanderer in eine Art Gehege<br />

ohne Dach gesperrt. Zu allem Unglück hatte es auch noch angefangen zu<br />

regnen. Als es dunkel wurde, standen oder saßen sie im Matsch und versuchten<br />

sich gegenseitig zu wärmen. Ronja einziger Trost war, das Anna wenigstens<br />

ihren Schlafsack noch hatte.<br />

Ob sie wohl doch besser in Frankfurt geblieben wären? Das ließ sich leider<br />

nicht mehr ändern. Ob sie wohl noch heim zu ihren Eltern finden würden? Oder<br />

würden sie hier elendiglich versauern?<br />

252

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!