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Gegen Abend kam Nanni zurück von ihrem Stadtrundgang. Ihre Wangen<br />
leuchteten gut durchblutet und ihre Augen glänzten, als sie Ronja von den kleinen<br />
Erlebnissen auf dem großen Flohmarkt erzählte. Auch Maria und CityGuy<br />
gesellten sich zu einem gemütlichen Abendgespräch zu ihnen. Im Verlauf des<br />
Gespräches konnte man deutlich spüren, wie sehr Maria und CityGuy einander<br />
zugetan waren. Immer mal wieder schien die Welt um sie herum zu verschwinden,<br />
aber sie waren sich dessen anscheinend noch gar nicht so recht bewusst.<br />
Als Ronja und Nanni im Bett lagen und Anna eingeschlafen war, sagte<br />
Nanni: "Du Ronja, ich glaub, ich muss was mit dir besprechen."<br />
"Nur raus damit, wo drückt der Schuh?", forderte Ronja sie auf.<br />
"Wenn ich mir vorstelle, dass ich auf dem Land im Schwarzwald leben soll,<br />
ist mir gar nicht so recht wohl bei der Idee. Im Vergleich zu Berlin ist das natürlich<br />
eine wunderbare Alternative, aber wahrscheinlich würde es mir dort<br />
gehen, wie einem Fisch auf dem Trockenen. Und hier, hier fühle ich mich wohl<br />
wie ein Fisch im Wasser. Ich hab sogar schon drei Jobangebote bekommen,<br />
einfach so ohne nachzufragen. Die Leute gefallen mir, das Leben pulsiert. Aber<br />
natürlich möchte ich euch auf der Weiterreise nicht allein lassen", sagte Nanni.<br />
"Hm, die Fahrt würde ich natürlich schon gerne mit dir machen, da gibt es<br />
gar keinen Zweifel. Aber wenn du dann auf dem Land versauerst, ist der Preis<br />
für die Gesellschaft einfach zu hoch. Dass du dich hier wohlfühlst, kann ich gut<br />
nachvollziehen. Selbst ich habe kurz damit geliebäugelt, denn inzwischen bin<br />
ich ja auch ein Stadtmensch geworden. Aber ich werd mich wahrscheinlich<br />
wohler fühlen, wenn ich mit Anna auf dem Land in Sicherheit bin. Bleib du<br />
ruhig hier", antwortete Ronja.<br />
"Meinst du wirklich? Ich fühl mich ganz mies bei der Vorstellung, euch alleine<br />
fahren zu lassen", kam von Nanni.<br />
"Ja, meine ich wirklich. Du brauchst dich auch nicht mies fühlen; so ein bisschen<br />
Zugfahrt ist ja nun wirklich kein Problem. Und für das letzte Stück habe<br />
ich ja einen Haufen Adressen. Und wer weiß, dem Josh würde ich durchaus<br />
zutrauen, dass er uns noch einen Zug organisiert", bestärkte Ronja Nanni in<br />
ihrem Entschluss.<br />
"Hach, ich werd euch vermissen", seufzte Nanni.<br />
"Ja, ich werd dich auch vermissen. Aber ich glaube, es ist besser so. Ich fühle<br />
auch, dass du irgendwie hierher gehörst", sagte Ronja.<br />
Sie unterhielten sich noch bis tief in die Nacht, wie um schon mal auf Vorrat<br />
zu reden. Immerhin hatten sie die letzten Jahre zusammengelebt, fast wie ein<br />
Ehepaar, zumindest was das Alltagsleben anging.<br />
Am nächsten Morgen fiel der Abschied schwer. Am schlimmsten war natür-<br />
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