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35 Ronja<br />
Als Ronja und ihre Familie am nächsten Tag beim Frühstück saßen, begrüßte<br />
CityGuy sie mit einer Nachricht von Josh. Am nächsten Morgen würde ein Zug<br />
fahren, der sie bis nach Karlsruhe bringen würde.<br />
"Leider fährt er nicht bis zu euren Eltern weiter. Sein Ziel ist München, denn<br />
das ist sozusagen das gelobte Land innerhalb Deutschlands. Da hat so ein Typ<br />
namens Ulli die Organisation in die Hand genommen und seitdem funktioniert<br />
dort vieles wieder. Sogar fließend Wasser haben die wieder in einigen Stadtteilen.<br />
Oh, da fällt mir ein, dieser Ulli ist ja euer Bruder", erzählte CityGuy.<br />
"Sieh mal einer an, der kleine Ulli. Wie er das wohl hingekriegt hat? Sonst ist<br />
er doch so schüchtern", staunte Ronja.<br />
"Außerdem habe ich hier noch eine Adressliste aller Netz-Teilnehmer, die<br />
auf eurer Strecke wohnen. Am besten schreibst du sie dir dezent in ein Adressbuch,<br />
denn so als Liste sollte es nicht im potentiellen Feindesland kursieren",<br />
CityGuy hielt Ronja ein Blatt Papier hin, das sie gerne entgegen nahm.<br />
"Wenn du willst, kannst du übrigens heute Vormittag mit deiner Mutter<br />
chatten. Sie wollte sich extra freinehmen, um Zeit für ein Schwätzchen zu haben",<br />
bot CityGuy an.<br />
"Oh ja, das mach ich gerne", nahm Ronja das Angebot an.<br />
Nanni wollte den Tag lieber damit verbringen, durch die Stadt zu streifen, um<br />
das Flohmarktfeeling zu genießen. Anna blieb lieber in der Nähe ihrer Mutter,<br />
hatte sich aber gleich nach dem Frühstück in ein Gespräch mit Maria vertieft.<br />
Sie war hinter den Tresen gegangen und lernte gerade das fachgerechte Belegen<br />
von Baguettes. Dass es hier sogar Baguettes gab, erstaunte Ronja nicht<br />
schlecht. Aber schließlich gab es ja auch frische Brötchen.<br />
Der Chat mit ihrer Mutter machte Ronja viel Spaß. Das Tippen ging zwar<br />
langsamer als ein wirkliches Gespräch, aber dennoch tat es gut, die ganze Geschichte<br />
einem vertrauten Menschen zu erzählen. Jetzt wo sie der größten<br />
Gefahr entkommen waren, traute Ronja sich auch, die schrecklichen Seiten<br />
ihrer Zeit in Berlin zu erzählen, wo sie vorher nur gewagt hatte, zu erwähnen,<br />
dass sie in Sicherheit waren. Ihre Mutter war natürlich entsetzt und Ronja<br />
konnte sich lebhaft vorstellen, wie erstere immer wieder die Hände über dem<br />
Kopf zusammenschlug. Auf der anderen Seite war ihre Mutter aber auch voll<br />
des Lobes darüber, wie sie sich durchgeschlagen hatten. Nach dem Chatgespräch<br />
stöberte Ronja noch ausgiebig in der Survival-Datenbank des Netzes.<br />
Sie staunte, was ihre Eltern da zusammen mit ihren Netzfreunden angesammelt<br />
hatten. Erst jetzt konnte sie das skurrile Hobby ihrer Eltern richtig würdigen.<br />
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