EMP-Roman-12.pdf
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"Seid ihr Ronja, Nanni und Anna?", fragte er die Drei. Als diese nickten, fuhr er fort: "Ich bin CityGuy, zumindest im Netz heiße ich so. Ein gewisser Josh hat euch angekündigt." "Ja, der hat uns in Berlin geholfen", erklärte Nanni. "Kommt erstmal mit, ich bring euch wohin, wo ihr euch von der Fahrt erholen könnt. Es ist nicht weit", schlug CityGuy vor. Dem Vorschlag folgten sie gerne und so verließen sie den Bahnhof in Richtung Kaiserstraße. Auf der Kaiserstraße herrschte viel Betrieb; es sah aus wie ein Flohmarkt auf dem alle Arten von Waren angeboten werden. Der Duft von frischen Brezeln stieg den Reisenden verlockend in die Nase. CityGuy bemerkte das und hielt an, um allen dreien eine noch warme Brezel zu kaufen. Ronja kannte dieses Viertel als Rotlichtviertel, das allmählich in ein Bankenviertel überging, aber so wie an diesem Tag hatte es noch nie ausgesehen. Zwar prangten immer noch erotische Embleme über vielen Hauseingängen, einige der Verkäuferinnen an den Ständen waren für die Jahreszeit auch ziemlich leicht bekleidet, aber ansonsten hatte die Gegend ihren Rotlichtcharakter völlig verloren. Nach dem brennenden Berlin erschien den Flüchtlingen dieser ehemalige Schandfleck von Frankfurt wie eine Oase der Zivilisation. Aus einem Lautsprecher ertönte sogar Musik. Auf Ronjas fragenden Blick antwortete CityGuy kurz "Autobatterien". Obwohl die Musik nicht unbedingt Ronjas Lieblingsstilrichtung entsprach, konnte sie nicht anders, als beim Weitergehen mit zu wippen. Auch den anderen beiden schien die Musik gutzutun, Anna hüpfte sogar ausgelassen auf und ab. Bald führte CityGuy sie in ein Haus, das durch zwei verschränkte Herzen geziert wurde. Anstelle eines Puffs erwartete sie jedoch ein gemütlich aussehendes Bistro. CityGuy brachte sie zu einem Tisch in der Nähe des Tresens und setzte sich zu ihnen. Auf einen Wink hin kam ein junges Mädchen zu ihnen, um ihre Wünsche zu erfragen. Auf Ronja wirkte dieses Mädchen überhaupt nicht wie eine Frau, die jemals in einem Puff gearbeitet hatte. Wenn sie je einen unschuldigen Blick gesehen hatte, dann hatte ihn dieses Mädchen. Zwar sehr unschuldig, aber keineswegs dumm, sondern eher wach und aufmerksam. Ihre fast goldblonden Haare ließen sie fast wie einen Engel wirken, aber einen Engel, der mit beiden Beinen fest auf dem Boden stand. Wahrscheinlich wusste dieses Mädchen, was es wollte. Nachdem das Mädchen ihre Bestellungen aufgenommen hatte, schenkte sie CityGuy ein besonders freundliches Lächeln, das dieser sofort erwiderte. Dabei verwandelte sich sein bisher eher unauffälliges Gesicht in das Gesicht eines schönen Mannes mit leuchtenden Augen. 244
"Das ist Maria", sagte er, als würde das alles erklären. Maria brachte ihnen nach kurzer Zeit ein üppiges Frühstück, dass selbst in normalen Zeiten beeindruckt hätte. Anna machte sich ans Vertilgen der Leckereien, als sei es das Normalste der Welt, dass es hier in Frankfurt solchen Luxus gab. Ronja dachte sich, dass das eigentlich auch nur logisch war, denn sie waren schließlich geflohen, um wieder in eine bessere Gegend zu kommen. Natürlich war Ronja klar, dass Frankfurt von den Anschlägen genauso betroffen war wie Berlin. Aber irgend etwas war hier anders gelaufen. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass die Zuhälter in Frankfurt dafür verantwortlich waren, dass hier das Leben weiterging. Aber es schien fast so. Während des Essens bestürmten sie CityGuy mit Fragen, um sich ein besseres Bild von den Geschehnissen in Frankfurt zu machen. Er erzählte ihnen, wie er aus seinem umkämpften Stadtteil hier her gefunden hatte. "Und dann habe ich hier tatsächlich ein Internet-Cafe aufgebaut. Sogar einen extra Raum habe ich dafür. Wir haben schon etliche Kontakte herstellen können. Dass das Ganze auf dem Netz eurer Eltern beruht, wisst ihr bestimmt", erzählte er. "Wie ist es denn euch ergangen?" Abwechselnd erzählten die drei Flüchtlinge ihre Geschichte vom Verstecken in Berlin und der bequemen Flucht mit dem Zug. Sie erzählten auch, wie Josh ihnen die Flucht ermöglicht hatte. "Ja, dieser Josh scheint ein interessanter Mensch zu sein. Er ist bisher die einzige Verbindung nach Berlin, die wir überhaupt herstellen konnten. Aus dem Radio hört man manchmal Horror-Nachrichten aus Berlin. Ihr scheint noch verhältnismäßig glimpflich davongekommen zu sein. Was ist denn das für ein Typ dieser Josh?", fragte CityGuy. "Keine Ahnung, um ehrlich zu sein. Der hatte wohl eine Wohnung in unserem Haus, die er ziemlich gut ausgestattet hatte. Irgendwann warnte er uns vor Plünderern und riet zum Packen eines Fluchtgepäcks. Das mit den Plünderern bewahrheitete sich dann ja auch, was uns in die Flucht trieb, bis Josh uns in der Kanalisation versteckte. Geredet hat er nie viel. Wir haben uns auch kaum getraut, genauer nachzufragen, denn er hatte irgendwie was Unnahbares. Er wirkte, als hätte er alles im Griff, zumindest alles, was er im Griff haben wollte. Aber wie er das tat, blieb uns völlig schleierhaft", versuchte Nanni, das Phänomen Josh genauer zu beschreiben. "Hm, interessante Leute lernt man so kennen, in diesen Zeiten. Da fällt mir ein: Ich sollte mal nach meinem Netz-Server schauen und eure Eltern informieren, dass ihr gut angekommen seid. Soll ich ihnen was Spezielles ausrichten?", sagte CityGuy. 245
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"Seid ihr Ronja, Nanni und Anna?", fragte er die Drei. Als diese nickten, fuhr<br />
er fort: "Ich bin CityGuy, zumindest im Netz heiße ich so. Ein gewisser Josh<br />
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"Ja, der hat uns in Berlin geholfen", erklärte Nanni.<br />
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könnt. Es ist nicht weit", schlug CityGuy vor.<br />
Dem Vorschlag folgten sie gerne und so verließen sie den Bahnhof in Richtung<br />
Kaiserstraße. Auf der Kaiserstraße herrschte viel Betrieb; es sah aus wie<br />
ein Flohmarkt auf dem alle Arten von Waren angeboten werden. Der Duft von<br />
frischen Brezeln stieg den Reisenden verlockend in die Nase. CityGuy bemerkte<br />
das und hielt an, um allen dreien eine noch warme Brezel zu kaufen.<br />
Ronja kannte dieses Viertel als Rotlichtviertel, das allmählich in ein Bankenviertel<br />
überging, aber so wie an diesem Tag hatte es noch nie ausgesehen. Zwar<br />
prangten immer noch erotische Embleme über vielen Hauseingängen, einige<br />
der Verkäuferinnen an den Ständen waren für die Jahreszeit auch ziemlich<br />
leicht bekleidet, aber ansonsten hatte die Gegend ihren Rotlichtcharakter völlig<br />
verloren. Nach dem brennenden Berlin erschien den Flüchtlingen dieser ehemalige<br />
Schandfleck von Frankfurt wie eine Oase der Zivilisation. Aus einem<br />
Lautsprecher ertönte sogar Musik. Auf Ronjas fragenden Blick antwortete<br />
CityGuy kurz "Autobatterien". Obwohl die Musik nicht unbedingt Ronjas<br />
Lieblingsstilrichtung entsprach, konnte sie nicht anders, als beim Weitergehen<br />
mit zu wippen. Auch den anderen beiden schien die Musik gutzutun, Anna<br />
hüpfte sogar ausgelassen auf und ab.<br />
Bald führte CityGuy sie in ein Haus, das durch zwei verschränkte Herzen geziert<br />
wurde. Anstelle eines Puffs erwartete sie jedoch ein gemütlich<br />
aussehendes Bistro. CityGuy brachte sie zu einem Tisch in der Nähe des Tresens<br />
und setzte sich zu ihnen. Auf einen Wink hin kam ein junges Mädchen zu<br />
ihnen, um ihre Wünsche zu erfragen. Auf Ronja wirkte dieses Mädchen überhaupt<br />
nicht wie eine Frau, die jemals in einem Puff gearbeitet hatte. Wenn sie<br />
je einen unschuldigen Blick gesehen hatte, dann hatte ihn dieses Mädchen.<br />
Zwar sehr unschuldig, aber keineswegs dumm, sondern eher wach und aufmerksam.<br />
Ihre fast goldblonden Haare ließen sie fast wie einen Engel wirken,<br />
aber einen Engel, der mit beiden Beinen fest auf dem Boden stand. Wahrscheinlich<br />
wusste dieses Mädchen, was es wollte.<br />
Nachdem das Mädchen ihre Bestellungen aufgenommen hatte, schenkte sie<br />
CityGuy ein besonders freundliches Lächeln, das dieser sofort erwiderte. Dabei<br />
verwandelte sich sein bisher eher unauffälliges Gesicht in das Gesicht eines<br />
schönen Mannes mit leuchtenden Augen.<br />
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