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wieder aufs Regal.<br />

Man musste Nanni zugute halten, dass sie eigentlich ein wirklich lieber Kerl<br />

war. Eine gute Freundin für ein Schwätzchen, die immer Zeit für einen hatte,<br />

die die Wohnung lebendig hielt, während Ronja im Hotel war, obwohl Nannis<br />

Lebendigkeit von bösen Zungen auch "Chaos" oder "Unordnung" genannt<br />

wurde. Außerdem kümmerte sie sich Samstags um Anna, wenn die Kindergruppe<br />

geschlossen hatte und Ronja den ganzen Tag arbeiten musste. An diesen<br />

Tagen war Anna zwar nicht unbedingt sicher und pädagogisch wertvoll untergebracht,<br />

aber die beiden hatten meistens viel Spaß miteinander. Da die schöne<br />

Dreizimmer-Wohnung für Ronja alleine zu teuer gewesen war und sie außerdem<br />

jemand brauchte, der sie bei ihrer Alleinerziehenden-Aufgabe unterstützte<br />

(vor allem eben Samstags), war sie auf die Idee gekommen, ihrer alten Freundin<br />

Nanni ein Zimmer zur Untermiete anzubieten. Nanni war irgendwie durchs<br />

Raster gefallen und hatte es nie geschafft, einen Job zu bekommen, was ihre<br />

Chancen immer weiter verschlechtert hatte.<br />

Mit der Zusammen-Wohn-Lösung waren alle zufrieden. Das Bürger-Amt,<br />

weil es einen hoffnungslosen Fall gut untergebracht hatte und die Zimmermiete<br />

billiger als ein ganzes Apartment war. Nanni, weil sie den sozialen Brennpunkten<br />

entkam, Ronja, weil Nanni ihr trotz allem irgendwie zur Seite stand<br />

und Anna, weil sie eine unbeschwerte alberne Zweitmutter hatte, die nicht so<br />

oft sorgenvoll oder gestresst in die Welt blickte.<br />

Nach dem Essen wollte Anna unbedingt "Singen mit Kiki" im Fernsehen<br />

schauen. Schließlich sollte hier zuhause die Welt in Ordnung sein, wenn es<br />

tagsüber schon so schräg gelaufen war. Trotz aller Erklärungen glaubte sie<br />

nicht, dass der Fernseher kaputt sei; erst als sie es selbst versucht hatte (fünf<br />

Mal), gab sie auf. Sie schrie dann ein paar Minuten sehr weinerlich "Ich will<br />

aber Kiki, ich will aber Kiki, ich will aber Kiki." Dabei schlug sie auf Ronja<br />

ein, ohne zu merken, was sie da eigentlich tat.<br />

Nanni griff sich die Fernbedienung, drapierte sich ein Stück Küchentuch auf<br />

den Kopf und fing an zu singen. Anna war sofort still und riss die Augen auf.<br />

Nanni hielt ihr die Fernbedienung des Videorekorders und ein zweites Küchentuch<br />

hin und forderte sie hüftschwingend auf mitzumachen. Da standen sie<br />

dann mit ihren Fernbedienungen in der Hand und sangen aus voller Kehle die<br />

neuesten Hits. Nanni sang gar nicht mal schlecht. Um nicht zu sagen, sie sang<br />

eigentlich richtig gut, vor allem im Vergleich zu manchem Sangesstar. Und es<br />

kam Stimmung auf. Beim zweiten Hit stand auch Ronja auf und schloss sich<br />

den beiden Sängerinnen an. Zehn Minuten später waren alle erschöpft und gut<br />

gelaunt.<br />

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