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Alle schauten mich erwartungsvoll an, als könnte ich ihnen ein Wunder bringen.<br />

Ich musste eine Entscheidung treffen.<br />

"Er bräuchte mehrere Ärzte und eine Intensivstation, um gerettet zu werden<br />

und selbst dann wäre ich nicht sicher, ob es reichen würde. Ich kann ihn mit<br />

meinen bescheidenen Mitteln nicht retten. Das einzige, was ihn jetzt noch retten<br />

könnte, wäre seine Lebenskraft, aber ich fürchte, seine Verletzungen sind zu<br />

schwer. Am besten lassen wir ihn hier noch eine Weile liegen, um ihn nicht<br />

zusätzlich zu erschüttern, und warten ab, wie es sich entwickelt", schlug ich<br />

vor.<br />

Die Umstehenden nickten verständnisvoll, als hätten sie mit so einer Hiobsbotschaft<br />

gerechnet. Die Frau des Mannes schluchzte jedoch laut auf, als ihr<br />

bewusst wurde, dass sie ihren Mann wohl verlieren würde.<br />

Das Schluchzen seiner Frau holte den Verletzten aus seiner Bewusstlosigkeit.<br />

Seine Augenlider flatterten, bis er sie ganz öffnete und den Blick seiner Frau<br />

suchte. Dann blickte er suchend in der Menge umher, bis er fand, wen er<br />

suchte.<br />

Ganz leise konnte man ihn flüstern hören: "Markus, kümmer dich um meine<br />

Familie. Ich mach's nicht mehr lange."<br />

Der Angesprochene nickte und versprach dem sterbenden Familienvater, sich<br />

um seine Familie zu kümmern.<br />

Der Blick des Sterbenden wandte sich wieder seiner Frau zu. "Emma ich<br />

liebe dich", sagte der Man kaum hörbar. "Gib mir die Kleine nochmal", bat er.<br />

Die Großmutter rutschte mit der kleinen Tochter näher an den Verletzten heran.<br />

"Meine Kleine, ich hab dich lieb. Versprichst du mir, dass du immer lieb zu<br />

deiner Mutter sein wirst", sagte er.<br />

"Ja klar Papi, aber was ist mit dir? Warum liegst du hier und alle gucken traurig?",<br />

fragte das Mädchen ihren Vater.<br />

"Ich glaube, ich sterbe jetzt. Und dann komm ich hoffentlich in den Himmel.<br />

Von dort aus werde ich immer nachschauen, ob es dir gut geht. Nun geh und<br />

spiel", erklärte der Vater.<br />

Die Großmutter verstand den Wink, nahm ihre Enkelin etwas beiseite und<br />

fing an, ein Fingerspiel mit ihr zu spielen.<br />

Den Verletzten hatte das Sprechen wohl überfordert, denn er bekam einen<br />

Hustenanfall, bei dem ihm ein Rinnsal Blut aus dem Mundwinkel lief.<br />

Er schaute seiner Frau in die Augen, bewegte seine Lippen als wollte er noch<br />

was sagen, aber da brach sein Blick und sein Körper erschlaffte.<br />

Keiner der Umstehenden wagte zu atmen, bis das laute Aufschluchzen der<br />

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