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dass es hier im Haus nicht sicher genug sei. Die Idee mit dem Zelt im Stollen<br />
gefiel ihm recht gut, denn dort war es bestimmt geschützter als draußen im<br />
aufkommenden Herbst. Außerdem war er im Stollen besser vor Blicken geschützt.<br />
Vor der Feuchtigkeit würde ihn hoffentlich sein Zelt etwas schützen.<br />
An trockenes Zelten war zur Zeit leider sowieso nicht zu denken.<br />
Seinen Morgenkaffee trank er im Dunkeln, um niemand durch künstliches<br />
Licht auf ihn hinzuweisen. Bis er damit fertig war, war es auch schon hell genug,<br />
um sich frei im Haus zu bewegen. Sein Windrad wollte er aktiv lassen,<br />
denn es war zu viel Arbeit, es jedesmal wieder neu zu montieren. Außerdem<br />
wollte er gerne immer mal wieder Zugriff auf Strom haben. Im Übrigen sah<br />
sein Windrad eigentlich nicht sehr begehrenswert aus, denn es war zu großen<br />
Teilen ein Eigenbau, was ihm das Aussehen einer bäuerlichen Schrulligkeit<br />
verlieh. Dass dieses wackelig wirkende Teil Strom produzierte, würde wohl<br />
keiner vermuten.<br />
Ansonsten tarnte er alles, was auf seine Technik hinweisen könnte, sehr sorgfältig,<br />
damit kein unwillkommener Besucher merken würde, dass dieses Haus<br />
für die aktuelle Situation optimal ausgestattet war.<br />
Bevor er sich auf den Weg zu seinem Versteck machte, schaltete er nochmal<br />
seine Funkanlage an, um zu überprüfen, ob seine Eltern bereits auf seine Nachricht<br />
geantwortet hatten. Als er die Nachricht von seinem Vater las, war er sehr<br />
froh, dass er sich schon von selbst dazu entschiedenen hatte, wieder vorsichtiger<br />
zu sein. In seiner Rückantwort konnte er ihm daher glaubhaft versichern,<br />
dass er vorsichtig sein würde. Fritz schrieb seinen Eltern, dass er von jetzt ab<br />
bei jeder Gelegenheit Kontakt aufnehmen würde, aber dass es unklar sei, wie<br />
oft ein Hochfahren seiner Funkanlage möglich sein würde.<br />
Der Stollen, den er bisher immer als dunkles, kaltes Loch wahrgenommen<br />
hatte, schien ihm nach dem Aufstieg durch den herbstnassen Wald wie ein Hort<br />
der Gemütlichkeit. Mit seinen sieben Metern Tiefe war dieser Stollen ein lebenslanges<br />
Rätsel für Fritz gewesen. Anscheinend wurde der Bergbau hier<br />
aufgegeben, bevor sie richtig angefangen hatten. Die Entfernung zu den üblichen<br />
Aufenthaltsorten von Jugendlichen war wohl groß genug, sodass er nicht<br />
durch Müll und Uringestank unbrauchbar geworden war. Allerdings roch es ein<br />
wenig modrig, aber nur schwach, sodass man es gerade so aushalten konnte.<br />
Das Zelt war schnell aufgebaut und eingerichtet. Fritz war gleich wohler zumute,<br />
jetzt wieder ein zweites Zuhause zum Verstecken zu haben. Den Rest des<br />
Tages verbrachte er vorwiegend damit, sich den Stollen so wohnlich wie möglich<br />
herzurichten. Am Spätnachmittag ging er nochmal zu seinem Haus,<br />
meldete sich bei seinen Eltern und hielt Ausschau, was in der Stadt vor sich<br />
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