06.12.2012 Aufrufe

EMP-Roman-12.pdf

EMP-Roman-12.pdf

EMP-Roman-12.pdf

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

gen hätten. Sie zog sich noch schnell ihre normalen Freizeitklamotten an, um in<br />

der Menge nicht so aufzufallen und machte sich auf den Weg. Wie gut, dass die<br />

Kindergruppe von Anna nur drei U-Bahnstationen entfernt lag.<br />

Auf der Straße angekommen, stockte ihr jedoch der Atem. Alles wirkte so<br />

anders als sonst. Manche Leute irrten mit verstörtem Blick ziellos umher, andere<br />

strömten schwer bepackt aus den Geschäften und eilten im Laufschritt<br />

davon. "Plünderer?" fragte sich Ronja. Eine Gruppe Jugendlicher mit Messern<br />

in den Händen pöbelte sie frech an und machte sich dann, als Ronja nicht reagierte<br />

über einen der Plünderer her und entwanden ihm sein frischerbeutetes<br />

Hifi-Gerät. Ronja beschleunigte ihre Schritte ein wenig, aber nur nicht zu sehr,<br />

um nicht aufzufallen. Sie bemerkte dann auch viele andere, die wie sie, mit<br />

starrem Blick zügig voranschritten. Insgesamt waren die Wege völlig überfüllt.<br />

Wahrscheinlich weil so viele zu Fuß unterwegs waren, die sonst die U-Bahn<br />

oder Busse genommen hätten.<br />

Die Straße stand voll mit stehengebliebenen Autos, die teilweise ineinander<br />

verkeilt waren. Von den Besitzern war nichts mehr zu sehen. Ein Durchkommen<br />

wäre selbst mit einem funktionierenden Auto unmöglich gewesen.<br />

Nach einer guten halben Stunde kam sie endlich bei der Kindertagesstätte an,<br />

wo sie schon sehnsüchtig von ihrer unruhig vor der Tür auf und ab hüpfenden<br />

Tochter erwartet wurde. Der Betreuerin schien es ähnlich zu gehen, denn sie<br />

atmete erleichtert auf, als sie Ronja erblickte. Anna sprang Ronja förmlich auf<br />

den Arm und kuschelte sich an sie und die Betreuerin sagte: "Es war schrecklich<br />

mit dem Strom- und Wasserausfall. Das reinste Chaos. Wenn morgen<br />

immer noch der Strom fehlt, bleibt die Kindergruppe geschlossen. Das gleiche<br />

gilt wohl auch für die Schule."<br />

Das war gar keine gute Nachricht, denn wo sollte Anna dann am nächsten<br />

Tag hin? Ronja beschloss, sich erst Sorgen darüber zu machen, wenn sie heil<br />

zuhause angekommen war.<br />

Zuerst stand der Marsch nachhause auf dem Plan und Anna war jetzt schon<br />

quengelig. Also verabschiedete sich Ronja von der Betreuerin, die froh war,<br />

einen ihrer verbliebenen Schützlinge untergebracht zu haben und sich gleich<br />

den anderen Kindern zuwandte.<br />

Dann setzte sich Ronja erst einmal auf den Bordstein und nahm Anna auf den<br />

Schoss. Zur Aufmunterung gab es einen der heißbegehrten Notfallbonbons aus<br />

Ronjas Handtasche. Und dann erklärte Ronja Anna, dass sie zu Fuß nachhause<br />

gehen müssten, was auf sehr wenig Gegenliebe stieß.<br />

Um zügig voranzukommen, nahm Ronja die kleine Hand von Anna fest in<br />

die ihre und zog sie gleichsam die Straße entlang. Anna musste sich natürlich<br />

21

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!