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ausführlicher über ihre Arbeit in der Kaserne erzählte, nutzte Ulli die Gelegenheit,<br />

um die junge Frau etwas ausgiebiger zu betrachten. Auf den ersten Blick<br />

wirkte sie am ehesten südeuropäisch, aber an manchen kleinen Details konnte<br />

Ulli erkennen, dass vielleicht eine kompliziertere Mischung dahinter stand. Ihre<br />

Augen standen ein klein wenig schräg, was ihr etwas katzenhaftes gab. Die<br />

Lippen waren voll und einladend, sodass Ulli Mühe hatte, nicht darauf zu starren.<br />

Ihr Teint entsprach in etwa den Wünschen mitteleuropäischer Frauen, die<br />

für sowas oft lange Qualen in Solarien in Kauf nahmen. Die kräftige Nase gab<br />

ihrem Gesicht Charakter und verhinderte, dass sie zu schön aussah, um wirklich<br />

zu sein. Dennoch schien es Ulli, als hätte er noch nie eine so schöne Frau gesehen.<br />

Und vor allem hatte er sich noch nie so wohl gefühlt in der Gegenwart<br />

einer schönen Frau.<br />

Bei Sarah hatte er das Gefühl, dass er genauso sein konnte, wie er wirklich<br />

war. Dass er ihr überhaupt nichts vorspielen musste. Seine Schüchternheit verflog<br />

im Laufe des Essens völlig.<br />

Im Anschluss an das Essen fand eine Besprechung statt, bei der es aber eher<br />

locker zuging. Herr Wunsmann berichtete von den Aktivitäten im Lager und<br />

den Plänen zur Stadtbefreiung. Die Amerikaner erzählten von ihrem eigenen<br />

kleinen Lager, in dem sie sich um gestrandete amerikanische Staatsangehörige<br />

kümmerten. Für die Organisation der jeweiligen Lager tauschten sie gute Ideen<br />

in Detailfragen aus.<br />

Als es gegen Mitternacht Zeit war, heimzufahren, verabschiedete Sarah sich<br />

mit einem Kuss auf Ullis Wange. Ulli spürte, wie er sofort feuerrot anlief, aber<br />

das störte ihn in diesem Moment wenig. Er freute sich schon darauf, sie bald<br />

wieder zu treffen. Als er ihr vom Funknetz seiner Eltern erzählt hatte, hatte sie<br />

ihn in ihr Funkhaus eingeladen. Ulli wusste zwar noch nicht, wann er wieder<br />

Zeit haben würde, vor allem war ihm unklar, wie er die Strecke zwischen Zeltlager<br />

und Kaserne alleine bewältigen sollte, aber er hoffte auf friedliche<br />

Straßen und ein baldiges Wiedersehen.<br />

Markus neckte ihn unterwegs, weil Ulli so traumverloren im Auto saß. Durch<br />

Markus Scherze wurde Ulli bewusst, was Außenstehende schon vorher erkannt<br />

hatten: Er hatte sich verliebt. Es war so unerwartet passiert, dass Ulli die deutlichen<br />

Anzeichen zuerst gar nicht bemerkt hatte. Ob Sarah ihn auch mochte?<br />

Immerhin hatte sie ihm ein Küsschen gegeben. Aber vielleicht war das in ihren<br />

Kreisen ja auch allgemein üblich. Hatte sie Markus eigentlich auch mit einem<br />

Kuss verabschiedet? Darauf hatte Ulli gar nicht geachtet, aber er hielt es für<br />

unwahrscheinlich.<br />

Wie auf Wolken schwebte er im Hotel in sein Zimmer. Dort begrüßte ihn<br />

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