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06.12.2012 Aufrufe

hardt. Wie kann ich Ihnen helfen?", klärte Ulli die Situation. "Ich brauch gar nicht so viel Hilfe, aber ich könnte helfen. Fünfzig Kilometer außerhalb von München habe ich eine Bettdecken-Fabrik. Weil das Geschäft in den letzten Jahren so schlecht lief, haben wir dort große Lagerbestände. Als das Unglück passierte, war ich gerade bei einem wichtigen Banktermin in der Stadt, darum bin ich überhaupt hier. Unsere Decken könnten jetzt bestimmt gut gebraucht werden, weil es ja immer kälter wird", bot der Mann an. "Das ist ja wunderbar. Sie kommen wie gerufen. Warme Decken werden dringend benötigt. Kommen Sie doch am besten morgen hier vorbei, dann werde ich sie mit jemand zusammenbringen, der sich um den Transport kümmert. Darf ich mir grad noch notieren, wie Sie heißen und in welchem Zelt Sie momentan anzutreffen sind?", freute sich Ulli über das Angebot. "Mein Name ist Schumann, Alfons Schumann. Ich bewohne zur Zeit das Zelt mit der Nummer neun. Morgen soll ich herkommen. Gut, gerne komm ich morgen. Dann können wir meine Decken holen", erklärte der Mann. Auf Ulli wirkte der Mann recht aufgeregt, aber er dachte sich, dass ein gewisses Maß an Aufregung angesichts der Katastrophe wohl normal sei. Irgendwann verliefen sich die Menschenmengen und nur noch selten hörte man vereinzelte "Jedem ein Zuhause!"-Rufe. Bei Ulli verdrängte die Erschöpfung allmählich das Hochgefühl des Tages, sodass er gern zustimmte, als Markus vorschlug, sich ins Hotel zurückzuziehen. Auch in der Hotellobby blieb er nur noch kurz, denn die Schultern taten ihm inzwischen weh, weil er soviel Schulterklopfen einfach nicht gewöhnt war. Auf dem Weg in sein Zimmer dachte er sich, dass es körperlich gar nicht so einfach war, wenn man viel Anlass zum Schulterklopfen bot, denn die Soldaten konnten wirklich kräftig auf den Rücken eindreschen, um ihre Anerkennung auszudrücken. Vorsichtig bewegte er seine Schultergelenke und fragte sich, ob sie mit der Zeit kräftiger werden würden. Endlich in Ruhe in seinem Zimmer angekommen, kam er nach einer kalten Dusche allmählich wieder zu sich. Es war wie das Aufwachen aus einem Traum. Aber er wusste genau, dass der Tag kein Traum gewesen war. Er betrachtete nachdenklich seinen Kompass, in der Hoffnung, dass dieser ihm eine klare Richtung weisen würde. So funktionierte das also mit dem Heldentum, dachte er sich. Da reißt man einmal sein Maul auf und spricht das aus, was sowieso jeder denkt. Das hört einer, der einen wie eine Gallionsfigur an den richtigen Platz stellt und plötzlich bist du der Träger der großen Hoffnung. Und später in den Legenden fragt kaum jemand nach all den vielen Leuten, die die Aufgabe zusammen bewältigt 200

haben, sondern sie wollen einen großen Helden. Ulli wunderte sich nur, wie schnell das alles gegangen waren. Die Menschen waren wohl so ausgedürstet nach ein wenig Hoffnung, dass sie auch nach einem dürren Strohhalm wie ihm griffen. Nach einigen skrupelbehafteten Überlegungen kam Ulli zu dem Schluss, dass es dem Ziel bestimmt dienen würde, wenn die Leute voller Hoffnung mitmachen würden, also wollte er ihnen den Spaß nicht verderben. Als er versuchte, sich an den Namen des Managers zu erinnern, der eigentlich das ganze Helferzentrum organisiert hatte, fielen Ulli langsam die Augen zu. Er folgte dem Ruf seines Körpers und legte seinen Kopf auf das wunderbar weiche und saubere Kissen, nicht ohne sich für den nächsten Tag für Jeden ein Zuhause vorzunehmen. 30 Ulli Im Helferzentraum war schon richtig viel Betrieb, als Ulli nach dem Frühstück eintraf. Auch die Küchenhelfer waren schon wieder im Einsatz, wie er mit einem schweifenden Blick über die Zeltstadt feststellen konnte. Alfons Schumann stand erwartungsvoll an dem Tisch, an dem er sich gestern Abend mit Ulli unterhalten hatte. Ulli bat ihn, eine Weile Platz zu nehmen, bis er die richtigen Leute für Transportfragen ausfindig machen würde. Wie erhofft, wusste Markus wer für Transporte zuständig war und setzte sich gleich mit den entsprechenden Fachleuten in Verbindung. Als er wiederkam, hatte er nicht nur eine Fahrt zu Herrn Schumanns Bettdecken organisiert, sondern brachte auch einen jungen Soldaten mit, der fortan als Verbindungsmann zwischen militärischer Transportabteilung und Helferzentrum arbeiten sollte. Herr Schumann war sehr zufrieden mit der Entwicklung und freute sich auch darüber, auf diese Weise eine Mitfahrgelegenheit nach Hause zu bekommen. Um für zukünftige größere Sachspenden besser vorbereitet zu sein, organisierte der Manager des Helferzentrums einen neuen Tisch mit extra Sekretärin, die sich speziell um solche Fälle kümmern sollte. Ulli hatte inzwischen herausgefunden, dass der Manager Herr Liebknecht hieß. Die Menge der Freiwilligen, die sich im Laufe des Tages im Helferzentrum einfand, überstieg die gestrige Menge um ein Vielfaches. Die Versammlungen in den Zelten hatten offensichtlich viele Leute motiviert. Auch den Schlachtruf "Jedem ein Zuhause!" konnte man immer wieder vereinzelt hören. 201

haben, sondern sie wollen einen großen Helden. Ulli wunderte sich nur, wie<br />

schnell das alles gegangen waren. Die Menschen waren wohl so ausgedürstet<br />

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Nach einigen skrupelbehafteten Überlegungen kam Ulli zu dem Schluss, dass<br />

es dem Ziel bestimmt dienen würde, wenn die Leute voller Hoffnung mitmachen<br />

würden, also wollte er ihnen den Spaß nicht verderben.<br />

Als er versuchte, sich an den Namen des Managers zu erinnern, der eigentlich<br />

das ganze Helferzentrum organisiert hatte, fielen Ulli langsam die Augen zu. Er<br />

folgte dem Ruf seines Körpers und legte seinen Kopf auf das wunderbar weiche<br />

und saubere Kissen, nicht ohne sich für den nächsten Tag für Jeden ein Zuhause<br />

vorzunehmen.<br />

30 Ulli<br />

Im Helferzentraum war schon richtig viel Betrieb, als Ulli nach dem Frühstück<br />

eintraf. Auch die Küchenhelfer waren schon wieder im Einsatz, wie er<br />

mit einem schweifenden Blick über die Zeltstadt feststellen konnte. Alfons<br />

Schumann stand erwartungsvoll an dem Tisch, an dem er sich gestern Abend<br />

mit Ulli unterhalten hatte. Ulli bat ihn, eine Weile Platz zu nehmen, bis er die<br />

richtigen Leute für Transportfragen ausfindig machen würde.<br />

Wie erhofft, wusste Markus wer für Transporte zuständig war und setzte sich<br />

gleich mit den entsprechenden Fachleuten in Verbindung. Als er wiederkam,<br />

hatte er nicht nur eine Fahrt zu Herrn Schumanns Bettdecken organisiert, sondern<br />

brachte auch einen jungen Soldaten mit, der fortan als Verbindungsmann<br />

zwischen militärischer Transportabteilung und Helferzentrum arbeiten sollte.<br />

Herr Schumann war sehr zufrieden mit der Entwicklung und freute sich auch<br />

darüber, auf diese Weise eine Mitfahrgelegenheit nach Hause zu bekommen.<br />

Um für zukünftige größere Sachspenden besser vorbereitet zu sein, organisierte<br />

der Manager des Helferzentrums einen neuen Tisch mit extra Sekretärin,<br />

die sich speziell um solche Fälle kümmern sollte. Ulli hatte inzwischen herausgefunden,<br />

dass der Manager Herr Liebknecht hieß.<br />

Die Menge der Freiwilligen, die sich im Laufe des Tages im Helferzentrum<br />

einfand, überstieg die gestrige Menge um ein Vielfaches. Die Versammlungen<br />

in den Zelten hatten offensichtlich viele Leute motiviert. Auch den Schlachtruf<br />

"Jedem ein Zuhause!" konnte man immer wieder vereinzelt hören.<br />

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