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06.12.2012 Aufrufe

geretteten Computer die allerwichtigsten Infos runterladen. Ich musste an die Abermillionen denken, denen diese Möglichkeit fehlte. Die sich nie Gedanken über Vorräte und Vorbereitetsein gemacht hatten. Die jetzt wahrscheinlich vom Hungertod oder Mord im Tumult bedroht waren. Nun ja, die ganze Welt konnten wir zwei sowieso nicht retten, also war es durchaus sinnvoll, in einem Bereich mitzuwirken, in dem wir uns auskannten. 3 Ronja Wie jeden Morgen stand Ronja schon seit 8 Uhr elegant gestyled hinter dem Tresen der Hotel-Rezeption. Ihre sechsjährige Tochter Anna war mit ihr zusammen losgefahren und dann bei der Schule ausgestiegen. Seit einem Jahr ging sie zur Schule und nachmittags in die Kindergruppe, weil Ronja den ganzen Tag arbeitete. Ronja war ehrgeizig und arbeitete sehr fleißig, um möglichst bald eine verantwortungsvollere Stellung zu bekommen. Denn sie brauchte dringend mehr Geld, um sich und vor allem der kleinen Anna einen akzeptablen Lebensstandard bieten zu können. Schon jetzt gab es manchmal Tränen, wenn sie Anna teure Marken-Kleidchen verweigern musste. Daher war eine 50-Stunden-Woche für Ronja der Normalfall und manchmal musste sie auch darüber hinaus im Hotel bleiben. Der erste große Schwung der Frühaufsteher war schon bewältigt, als plötzlich in der gesamten Lobby der Strom ausfiel. Der Computer stürzte ab und es wurde leicht dämmrig, weil die raffinierte Hallenbeleuchtung plötzlich dunkel blieb. Dann hörte man Rufe und Schreie aus verschiedenen Ecken. Die lautesten Rufe kamen vom Fahrstuhlbereich. Herr Schneider, der Leiter der Rezeption, versuchte per Telefon einen Techniker zu rufen, aber das Telefon war tot. Also schickte er einen der jüngeren Mitarbeiter, der technisch halbwegs geschickt war, um die offensichtlich steckengebliebenen Gäste zu befreien. Dann fluchte er leise vor sich hin. Man konnte undeutlich ein "bisschen viel auf einmal" vernehmen. Eine Dame eilte halbfrisiert und kreischend aus dem Toilettenbereich. Kaum sah sie Ronja an der Rezeption stehen, stürzte sie auf sie zu und begann, sich in den höchsten Tönen zu beschweren, weil ein Stromausfall im Erfrischungsraum ja nun wirklich unzumutbar sei. Ronja versuchte, sie zu beruhigen und entschuldigte sich höflich im Namen der Geschäftsleitung. Dann bot sie der Dame 18

einen Kaffee an, der für solche Zwecke immer bereitstand und lieh ihr einen kleinen Spiegel aus ihrer eigenen Handtasche. Der Tumult im Hintergrund wurde immer grösser. Noch konnte man nicht so richtig wahrnehmen, was überhaupt wo los war. Aus dem Küchenflügel tönte lautes Fluchen und das, obwohl der Bereich gut schallisoliert war. Da wurde also sehr laut geflucht. Auch die Geräusche aus den oberen Stockwerken wurden immer lauter und bedrohlicher. Ronja sagte leise zu Herrn Schneider "Die Gäste, sie sind wahrscheinlich in ihren Zimmern eingesperrt. Jemand muss sie befreien." Eine Antwort konnte sie jedoch nicht abwarten, denn in diesem Moment strömten mehrere aufgebrachte Gäste aus der Tiefgarage und aus dem Haupteingang in Richtung Rezeption. "Mein Auto wurde beschädigt." "Die Taxifahrer weigern sich zu fahren." "Die Tiefgarage ist stockdunkel. Ich finde mein Auto nicht". So riefen alle durcheinander. "Bewahren Sie Ruhe! Einer nach dem anderen." versuchte Ronja sich Gehör zu verschaffen. Nachdem jeder sein Problem geschildert hatte, stellte sich die Situation folgendermaßen dar: In der Tiefgarage war es dunkel, nicht mal die Notbeleuchtung ging, und wer sein Auto dennoch gefunden hatte, konnte es nicht öffnen. Auf dem Hotel-Vorplatz standen die Taxis und die Taxifahrer behaupteten, dass sie nicht mehr funktionierten. Die ersten Gäste verlangten schon nach ihrem Anwalt und als sich herausstellte, dass die Handys auch nicht funktionierten, skandierten sie "Wir verklagen Sie! Wir verklagen Sie!". Inzwischen war der leitende Geschäftsführer des Hotels an der Rezeption eingetroffen und wandte sich kurz an die Protestierenden "Wir werden uns um alles kümmern. Bewahren Sie Ruhe! In Kürze wird alles wieder seinen gewohnten Gang nehmen.". Dann sagte er leise zu Ronja: "Beruhigen Sie die Leute und sparen Sie nicht an Kaffee, Erfrischungstüchern und Keksen, wenn Sie die Probleme nicht lösen können. Sagen Sie den Leuten, dass wir alles bald in den Griff kriegen. Den Herrn Schneider entführe ich Ihnen für eine Weile, weil er in den oberen Stockwerken gebraucht wird. Sie müssen hier also die Stellung halten. Die jungen Damen lasse ich Ihnen da." Dann ging er zu Herrn Schneider und sprach ein paar Minuten auf ihn ein. Herr Schneider schnappte sich die männlichen Rezeptionsmitarbeiter und verschwand im Treppenhaus. Die Gäste aus den Fahrstühlen waren inzwischen offensichtlich befreit worden, denn zwei aufgelöst wirkende Grüppchen von Menschen bewegten sich in Richtung Rezeption. Ronja gab ihren Mitarbeitern ein paar kurze Anweisung, damit sie wussten, was zu tun sei und ging dann freundlich auf die Gäste zu, ein paar Erfrischungstücher schon in der Hand haltend. 19

einen Kaffee an, der für solche Zwecke immer bereitstand und lieh ihr einen<br />

kleinen Spiegel aus ihrer eigenen Handtasche.<br />

Der Tumult im Hintergrund wurde immer grösser. Noch konnte man nicht so<br />

richtig wahrnehmen, was überhaupt wo los war. Aus dem Küchenflügel tönte<br />

lautes Fluchen und das, obwohl der Bereich gut schallisoliert war. Da wurde<br />

also sehr laut geflucht. Auch die Geräusche aus den oberen Stockwerken wurden<br />

immer lauter und bedrohlicher.<br />

Ronja sagte leise zu Herrn Schneider "Die Gäste, sie sind wahrscheinlich in<br />

ihren Zimmern eingesperrt. Jemand muss sie befreien." Eine Antwort konnte<br />

sie jedoch nicht abwarten, denn in diesem Moment strömten mehrere aufgebrachte<br />

Gäste aus der Tiefgarage und aus dem Haupteingang in Richtung<br />

Rezeption. "Mein Auto wurde beschädigt." "Die Taxifahrer weigern sich zu<br />

fahren." "Die Tiefgarage ist stockdunkel. Ich finde mein Auto nicht". So riefen<br />

alle durcheinander.<br />

"Bewahren Sie Ruhe! Einer nach dem anderen." versuchte Ronja sich Gehör<br />

zu verschaffen. Nachdem jeder sein Problem geschildert hatte, stellte sich die<br />

Situation folgendermaßen dar: In der Tiefgarage war es dunkel, nicht mal die<br />

Notbeleuchtung ging, und wer sein Auto dennoch gefunden hatte, konnte es<br />

nicht öffnen. Auf dem Hotel-Vorplatz standen die Taxis und die Taxifahrer<br />

behaupteten, dass sie nicht mehr funktionierten. Die ersten Gäste verlangten<br />

schon nach ihrem Anwalt und als sich herausstellte, dass die Handys auch nicht<br />

funktionierten, skandierten sie "Wir verklagen Sie! Wir verklagen Sie!".<br />

Inzwischen war der leitende Geschäftsführer des Hotels an der Rezeption<br />

eingetroffen und wandte sich kurz an die Protestierenden "Wir werden uns um<br />

alles kümmern. Bewahren Sie Ruhe! In Kürze wird alles wieder seinen gewohnten<br />

Gang nehmen.". Dann sagte er leise zu Ronja: "Beruhigen Sie die<br />

Leute und sparen Sie nicht an Kaffee, Erfrischungstüchern und Keksen, wenn<br />

Sie die Probleme nicht lösen können. Sagen Sie den Leuten, dass wir alles bald<br />

in den Griff kriegen. Den Herrn Schneider entführe ich Ihnen für eine Weile,<br />

weil er in den oberen Stockwerken gebraucht wird. Sie müssen hier also die<br />

Stellung halten. Die jungen Damen lasse ich Ihnen da." Dann ging er zu Herrn<br />

Schneider und sprach ein paar Minuten auf ihn ein. Herr Schneider schnappte<br />

sich die männlichen Rezeptionsmitarbeiter und verschwand im Treppenhaus.<br />

Die Gäste aus den Fahrstühlen waren inzwischen offensichtlich befreit worden,<br />

denn zwei aufgelöst wirkende Grüppchen von Menschen bewegten sich in<br />

Richtung Rezeption. Ronja gab ihren Mitarbeitern ein paar kurze Anweisung,<br />

damit sie wussten, was zu tun sei und ging dann freundlich auf die Gäste zu, ein<br />

paar Erfrischungstücher schon in der Hand haltend.<br />

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