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folgte ein untersetzter Mann um die fünfzig, der ein weißes Jackett trug, ein<br />

Cowboy-Hut aufhatte und auf einer dicken Zigarre rumbiss. Seinen dicken Hals<br />

zierten mehrere Goldketten. Der Mann winkte der Menge huldvoll zu, was vor<br />

allem die Händler, aber auch einige der Passanten in begeisterte Rufe ausbrechen<br />

ließ. "Marco! Marco!", riefen sie, "Marco for President!". Dem hohen Tier<br />

namens Marco folgten zwei weitere gefährlich aussehende Leibwächter. Vier<br />

andere Männer, die auch so aussahen, als wäre mit ihnen nicht zu spaßen, ließen<br />

sich von den Händlern Geld geben. Die Händler rückten ihr Geld meistens<br />

freiwillig raus, als wären sie dieses Procedere schon gewöhnt. Einer der Händler<br />

wollte wohl nicht genug zahlen, und ehe er sich versah, hatte ihn der<br />

Geldeintreiber am Kragen gepackt und gründlich durchgeschüttelt. Daraufhin<br />

zählte der Händler eilig noch mehr Geldscheine ab, bis der Eintreiber zufrieden<br />

war.<br />

CityGuy stand zufällig gerade neben einem Mann mit einem Bauchladen<br />

voller kleiner Radios. Da sich CityGuy mit Radioverkäufern in gewisser Weise<br />

mehr verbunden fühlte, als mit den meisten anderen Menschen, traute er sich,<br />

den Verkäufer anzusprechen und fragte: "Was war denn das?".<br />

Der Radioverkäufer lachte und sagte: "Du meinst wohl eher 'wer war das?'.<br />

Das war King Marco, wie du bestimmt mitgekriegt hast. Marco war schon<br />

vorher einer der großen Bosse in diesem Viertel. Und als dann der Stromausfall<br />

kam, hat er ruckzuck alles organisiert und markiert jetzt hier den König. Wir<br />

haben ihm alle viel zu verdanken. Ohne ihn und die anderen Bosse würde es<br />

hier vielleicht genauso zugehen, wie in anderen Städten, wo anscheinend alles<br />

drunter und drüber geht. Aber wie du gesehen hast, macht der Marco schon<br />

seinen Schnitt. Er ist der einzige von den Bossen, den wir Fußvolk hin und<br />

wieder zu sehen kriegen. Anscheinend hat er eine Art Starfimmel. Seine Kollegen<br />

halten sich immer schön im Hintergrund, haben aber auch viel Macht.".<br />

"Aha", staunte CityGuy, "kommen diese Bosse aus dem Sexshop-Gewerbe?".<br />

"Gut erkannt, logisch. Wer sonst sollte in dieser Gegend das große Sagen haben?",<br />

antwortete der Radioverkäufer. "Aber mit dem Sex lässt sich momentan<br />

nicht viel Geschäft machen. Das Suppengeschäft läuft hingegen besonders<br />

einträglich. Aber auch die Grillhähnchen laufen nicht schlecht. Schau, da hinten<br />

die Damen, die an der Gulaschkanone verkaufen. Die gingen vorher einer anderen<br />

Beschäftigung nach.". Dabei grinste er anzüglich.<br />

So allmählich begriff CityGuy, was hier vor sich ging und fand die Lösung<br />

eigentlich gar nicht so schlecht. Besser als sich in der Wohnung vor Plünderern<br />

zu verstecken war es allemal.<br />

"Gibt's hier auch Jobs?", fragte er den Radioverkäufer.<br />

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