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von Tag zu Tag und am Wochenende hatten wir sogar fließendes Wasser im<br />

Haus, weil Felix es geschafft hatte, ein Loch durch die Wand zu bohren, durch<br />

das wir die Leitung in die Küche führen konnten.<br />

27 CityGuy<br />

Heute wollte er es wissen. CityGuy, der eigentlich Norbert hieß, und seinen<br />

Namen von Kindheit an nicht hatte ausstehen können, war des vorsichtigen<br />

Rumtastens in der näheren Umgebung müde. Daher hatte er sich vorgenommen,<br />

sich heute aus dem Schatten seines Häuserblocks hervorzuwagen, um die<br />

ehemaligen Zentren der Zivilisation zu erkunden.<br />

Sein Wohnviertel hatte er schon hinter sich gelassen. Dort war es wie auch in<br />

den Tagen zuvor gewesen: Großteils menschenleer, aber immer wieder zogen<br />

finster aussehende Gruppen von Menschen, denen man lieber nicht zu nahe<br />

kommen wollte, von Haus zu Haus. Ob die ganzen Menschen sich wohl wie er<br />

in ihrer Wohnung verschanzt hatten? Oder waren sie geflohen?<br />

Hin und wieder hatte er kurz ein Gesicht hinter einem der Fenster in den<br />

Wohnhäusern erblickt. Zumindest einige waren also zuhause, so wie er. Die<br />

Sprachlosigkeit zwischen den Menschen war erschreckend. In Normalzeiten<br />

fiel es nicht weiter auf, weil durch Fernsehen und das allgemeine Geschäftsleben<br />

ein scheinbarer Kontakt vorgegaukelt wurde, aber jetzt war es bitter,<br />

erkennen zu müssen, das es keine menschlichen Kontakte außer Plünderungen<br />

gab.<br />

Wie es wohl in der Innenstadt aussah? Außer einem guten Messer hatte<br />

CityGuy eigentlich nichts dabei, um sich im Ernstfall zu schützen. Das war<br />

auch der Grund gewesen, warum er solange gezögert hatte, sich weiter von<br />

seiner Wohnung zu entfernen. Wenn er ehrlich zu sich selber war, musste er<br />

sich eingestehen, dass es jetzt auch nicht wachsender Mut, sondern eher<br />

wachsender Hunger gewesen waren, die ihn zu dem größeren Erkundungsgang<br />

bewogen hatten.<br />

Dank der freundlichen Leute aus dem Notfall-Netz hatte er zwar noch einiges<br />

an Essen und vor allem Trinken auftreiben können, aber auch diese Ressourcen<br />

gingen zur Neige. Er hätte zwar auch aufs Land fliehen können, aber er hatte<br />

den Eindruck gewonnen, dass es auch die Landbewohner aus dem Netz nicht<br />

einfach hatten und es eigentlich nicht riskieren konnten, jemanden wie ihn<br />

durchzufüttern. Was hatte er so einem Bio-Kleinbauern auch zu bieten? Er<br />

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