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möglichst bald wieder auf dem rückseitigen Dach montieren, um in den Genuss<br />
von warmen Duschen und ein wenig Heizung zu kommen.<br />
Zuerst wollte er jedoch sein kleines Windrad wieder aufstellen, denn ein bisschen<br />
Strom wollte er gerne zur Verfügung haben. Da der Mast und die<br />
Verkabelung noch an Ort und Stelle waren, war Fritz mit der Montage schon<br />
nach kurzer Zeit fertig und wie auf Wunsch hatte der Wind etwas aufgefrischt<br />
und drehte das Windrad fröhlich im Kreis. Der Ladeanzeige im Keller konnte<br />
man auch entnehmen, dass die Aufladung der Autobatterien, die mit dem<br />
Windrad verbunden waren, zügig vor sich ging. Beim nächsten Besuch im<br />
Keller würde er schon die elektrische Deckenfunzel anstelle einer Taschenlampe<br />
oder Kerze nehmen können, um genug sehen zu können.<br />
Auch für den Betrieb seines Notebooks und der Funkanlage müsste er bald<br />
genug Strom haben. In der Wartezeit, bis die Autobatterien genug Reserven<br />
aufgebaut hatten, räumte er den Sperrmüll vor dem Haus weg und kehrte den<br />
Gang und die Küche, wo die Plünderer ziemlich viel Straßendreck hinterlassen<br />
hatten. Bald wirkte sein Haus wieder deutlich wohnlicher, wenn es auch teilweise<br />
nur Kleinigkeiten waren, die Fritz veränderte. Auf einer kleinen<br />
Gartenrunde, die unter anderem der Kontrolle des Windrades diente, pflückte er<br />
sich ein paar Küchenkräuter, um damit sein Essen zu würzen, das er sich zur<br />
Feier des Tages kochen wollte. Der Gaskocher kochte nicht nur sein Essen,<br />
sondern brachte auch eine wohlige Wärme in seine Küche, die Fritz nach den<br />
herbstlichen Tagen im Zelt sehr genoss.<br />
In der Wartezeit bis das Essen gar war, holte Fritz sein geschütztes Radio aus<br />
dem Keller, denn er war sehr neugierig, was sich im Rest der Welt getan hatte.<br />
Schnell hatte er einen Sender gefunden und erfuhr von Tumulten in allen<br />
Großstädten, aus denen Nachrichten bekannt waren. Außerdem gab es Nachrichten<br />
von überforderten Militärs und Hilfsorganisationen, ferner von toten<br />
Regierungspolitikern, die vom aufgebrachten Mob erschlagen worden waren,<br />
verzweifelten Technikern, die sich bemühten, die Stromversorgung wieder in<br />
die Gänge zu bekommen und dergleichen unerfreuliche Dinge mehr. Keine der<br />
Neuigkeiten wunderte Fritz, denn mit sowas hatte er gerechnet. Die einzige<br />
überraschende Meldung war, dass aus Afrika Hilfslieferungen unterwegs<br />
waren. Fritz schmunzelte bei dem Gedanken, dass Afrika durch den Zusammenbruch<br />
der Industrienationen fast zwangsläufig einen enormen Auftrieb<br />
erfahren würde und gönnte es den Afrikanern von Herzen.<br />
Beim Essen fühlte sich das Leben schon fast wieder normal an, ungefähr so<br />
wie an einem freien Tag. Seine persönliche Situation ging ihm durch den Kopf<br />
und er kam zu dem Schluss, dass er eigentlich einen fast normalen Winter ver-<br />
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