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springen, aber sein Bedürfnis nach Sauberkeit siegte schließlich. Am Schluss<br />
sah er wieder ganz manierlich aus und die geliehenen Soldatenkleider passten<br />
wie angegossen.<br />
Kaum hatte er es sich auf dem Bett bequem gemacht, als es auch schon an<br />
der Tür klopfte. Nach Ullis Aufforderung kam Herr Mattmüller rein und lud<br />
Ulli zum Essen ein. Ulli konnte sein Glück kaum fassen.<br />
Der Speiseraum erwies sich als eine Mischung aus Restaurant und Kantine.<br />
Einige Tische waren zusammengestellt und andere standen einzelnen in kleinen<br />
Gruppen im Raum. Das Essen erinnerte stark an Kantinen-Essen, aber im Vergleich<br />
zu den EPAs schmeckte es himmlisch. Anders als beim Mittagessen<br />
nahm Ulli diesmal wahr, was er in sich rein schaufelte. Es gab Hackbraten mit<br />
Kartoffelbrei und Erbsen mit Möhrchen. Eigentlich ein ganz gewöhnliches<br />
Essen, aber schmackhaft gewürzt. Ulli genoss jeden Bissen. Zum Trinken gab<br />
es sogar eine kleine Flasche Bier für jeden.<br />
Während des Essens unterhielten sich Ulli und Herr Mattmüller ausgiebig<br />
über ihre morgigen Vorhaben. Als Ulli bestimmt zum hundertsten Mal "Herr<br />
Mattmüller" sagte, erhob Obergefreiter Mattmüller feierlich seine Flasche Bier<br />
und sagte: "Zumindest in der Freizeit können Sie gerne Markus zu mir sagen.<br />
Der Herr Mattmüller wächst mir schon zu den Ohren raus.".<br />
"Gerne", freute sich Ulli. "Mein Name ist Ulli. Ich bin so einen förmlichen<br />
Umgangston sowieso nicht gewöhnt, aber ich dachte, beim Militär gehört das<br />
dazu.". Er hob auch seine Bierflasche und stieß mit Markus auf gute Zusammenarbeit<br />
an.<br />
Das Bier machte müde und so dauerte es nicht lange, bis sich die beiden in<br />
ihre Zimmer zurückzogen, um für den anstrengenden morgigen Tag gut ausgeschlafen<br />
zu sein. Ulli lag noch lange wach auf seinem weichen Bett und starrte<br />
an die beleuchtete Zimmerdecke, während ihm die Gedanken keine Ruhe<br />
ließen.<br />
Heute Vormittag noch wollte er einfach nur raus aus dem Lager, was ihm ja<br />
sogar gelungen war, wenn auch auf eine ganz andere Art und Weise, als er sich<br />
vorgestellt hatte. Sein jetziges Abenteuer hätte er sich in seinen kühnsten<br />
Träumen nicht ausgemalt. Im Prinzip hatte er den Job angenommen, die ganze<br />
Stadt zu retten. Was für ein Wahnsinn! Aber er konnte sich ja erfahrene Helfer<br />
holen, die seine mangelnde Erfahrung ausgleichen könnten. Dennoch - was war<br />
nur in ihn gefahren? Wie konnte er nur? Es war einfach so schnell passiert, dass<br />
er die Entwicklung kaum in der Hand gehabt hatte. Hätte er bloß nicht so altklug<br />
dahergeredet, als die Soldatin über den Personalmangel geklagt hatte.<br />
Aber auf der anderen Seite gefiel es ihm hier. Er war satt, sauber und warm,<br />
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