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destens einen Weltkrieg bewusst miterlebt zu haben.<br />

Natürlich äußerte der Bauer große Betroffenheit über die Situation der armen<br />

Menschen in den Städten und seine Frau zündete eine große Kerze an und<br />

murmelte einige Gebete.<br />

Am Ende seines Besuches vertraute der Bauer Felix noch an, dass ihm die<br />

Stadtmenschen, die die anderen Höfe gekauft hätten und die bestimmt kommen<br />

würden, ihm doch ein wenig Sorgen machten. Dem konnte Felix nur zustimmen<br />

und kräftig die Daumen drücken.<br />

Wahrscheinlich würde der Bauer der Lehrmeister für all die jungen Stadtmenschen<br />

werden müssen, die sich bald in der Siedlung einfinden würden.<br />

Darum war er nicht unbedingt zu beneiden.<br />

Unterwegs konnte man an einer Stelle sehr gut über den ganzen Oberrheingraben<br />

blicken. Dort sah Felix Rauchwolken in Richtung Freiburg, was er mir<br />

voller Sorge erzählte. Ansonsten sei die Gegend fast wie ausgestorben. Keine<br />

Autos unterwegs, die an einem vorbeibrausen und auch andere Fußgänger oder<br />

Radfahrer waren nur mit dem Fernglas zu erspähen.<br />

"Sie werden aber bestimmt bald kommen, die Plünderer." sagte Felix. "Ich<br />

geb uns hier draußen maximal eine Woche. Wir sollten anfangen, uns darauf<br />

vorzubereiten." Ich dachte an meine Axt und an die Steinschleuder, mit der ich<br />

monatelang geübt hatte, bevor ich halbwegs vernünftig mit ihr umgehen<br />

konnte. Felix hatte natürlich ein ganz anderes Arsenal auf Lager, unter anderem<br />

solche Exoten wie eine Armbrust, mit der er mittlerweile vorzüglich umgehen<br />

konnte.<br />

Die Vorbereitung gegen Plünderer bestand jedoch vorwiegend in passivem<br />

Schutz, das heißt, wir wollten das Haus unbewohnt und unattraktiv wirken<br />

lassen, also ohne Essensvorräte, karg möbliert und so weiter. Um das zu erreichen,<br />

mussten wir alles, was Plünderern gefallen könnte, in unseren<br />

verborgenen Keller tragen und den Keller dann am Schluss verbergen. So hätten<br />

wir von Tag zu Tag weniger Sachen in unserem normalen Umfeld. Im<br />

Ernstfall würden wir dann unsere Rucksäcke schnappen, die natürlich schon<br />

lange gepackt im Keller lagen, und uns im Wald verstecken, solange die Plünderer<br />

bei uns zugange wären. Wie gut, dass die Ernte nicht mehr frei im Garten<br />

hing, sondern schon im hinteren Keller als Vorräte lagerte.<br />

Der Gedanke daran, das Haus quasi den Plünderern zu überlassen, und zu<br />

hoffen, dass sie es als unattraktiv wieder verlassen würden, war mir äußerst<br />

unangenehm. Wir hatten jedoch schon vorher oft und lange über so eine Situation<br />

gesprochen und es im Endeffekt für besser befunden als eine große<br />

Schießerei, bei der man vielleicht zum Mörder oder auch zum Toten werden<br />

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