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alles auf freiwilliger Basis läuft, sind die Leute bestimmt froh, dass es weitergeht<br />
und dass sie nicht mehr tatenlos abwarten müssen."<br />
Ulli holte tief Luft, denn auch ihm wurde erst nach und nach die Bedeutung<br />
und die möglichen Folgen seines Vorschlags bewusst. Die Ideen, die bisher<br />
vage in seinem Kopf herum gewabert waren, bildeten sich plötzlich zu einem<br />
klaren, aber komplexen Bild und er wusste plötzlich, dass er an diesem Tag<br />
noch viel sprechen würde.<br />
"Die Organisation wäre relativ einfach, wenn man die Leute in ihren Zelten<br />
und auf der Hauptstraße informiert und sich dann nach Fähigkeiten sammeln<br />
lässt. Zur Bewachung können Sie natürlich echte Soldaten dazustellen", schlug<br />
Ulli vor.<br />
"Und was sollen die Leute dann ihrer Meinung nach tun?", fragte der Oberleutnant.<br />
"Zuerst könnten sie die Organisation des Lagers nach und nach großteils<br />
übernehmen, sodass Sie mehr Soldaten für die Befreiung der Stadt zur Verfügung<br />
haben. Die jungen kräftigen Leute könnten Ihnen auch dabei helfen. Die<br />
Mütter haben sich jetzt schon organisiert, um die Kinder zu betreuen. Das gab<br />
mir den letzten Denkanstoß, denn es klappt wunderbar. Für die Zelte bräuchte<br />
man auch jeweils ein Team von Verantwortlichen, die dort nach dem Rechten<br />
sehen. Am besten wären drei Verantwortliche pro Zelt zuzüglich freiwilligen<br />
Helfern. Haben Sie ein Blatt Papier?". Ulli war richtig in Fahrt gekommen. Es<br />
gefiel ihm ausgesprochen gut, dass sich seine Idee zu einem Plan zu verdichten<br />
begann.<br />
Oberleutnant Wunsmann nickte zustimmend, griff nach einem dünnen Stapel<br />
Papier und einem Kugelschreiber. Dann geleitete er Ulli zu einer kleinen Sitzecke<br />
mit Couchtisch und bot ihm einen bequemen Stuhl an. "Kaffee?", fragte er<br />
knapp. Als Ulli bejahend nickte, rief er einem anderen Soldaten, der bisher<br />
unauffällig an einem kleinen Schreibtisch am Rande des Zeltes gearbeitet hatte,<br />
eine kurze Bestellung zu, woraufhin dieser verschwand.<br />
"So, nun schreiben Sie mal auf, was Sie so geplant haben, Kaffee kommt<br />
gleich", was sich auch gleich bewahrheitete, denn der andere Soldat kam schon<br />
wieder zurück mit einer Tasse Kaffee und ein paar Keksen. Der Kaffee duftete<br />
so verlockend, dass Ulli nicht widerstehen konnte und sofort ein Schlückchen<br />
davon trank. Es war zwar einfacher Kantinenkaffee, aber er schmeckte besser<br />
als jeder Kaffee, den Ulli in Erinnerung hatte. Die Kekse schaute er auch sehnsuchtsvoll<br />
an, doch zuerst wollte er seine Gedanken zu Papier bringen, solange<br />
sie noch in seinem Kopf kreisten.<br />
Er nahm den Kugelschreiber in die Hand und schrieb einfach los: Zelt-Ver-<br />
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