06.12.2012 Aufrufe

EMP-Roman-12.pdf

EMP-Roman-12.pdf

EMP-Roman-12.pdf

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Ausgerüstet mit einer besseren Hausapotheke, als sie je zuvor besessen hatten,<br />

verließen sie die Apotheke und widmeten sich einem Klamottenladen. Die<br />

Ständer mit den teureren Kleidungsstücken waren fast ausnahmslos leergeplündert,<br />

aber bei den billigen T-Shirts, Jogginghosen und diversem Zubehör<br />

wurden sie noch fündig.<br />

Merkwürdigerweise war es im gesamten Einkaufszentrum völlig leer. Als<br />

wären sie in einer Geisterstadt. Ronja und Nanni fragten sich, wo die ganzen<br />

Leute wohl abgeblieben seien, waren aber irgendwie auch ganz froh, dass sie<br />

nicht auf gefährliche Fremde gestoßen waren. Da die mitgenommenen Taschen<br />

schon voll waren, machten sie sich schwer bepackt auf den Heimweg.<br />

Kurz vor der Anschlagtafel kam ihnen ein junger Mann entgegen, der sie<br />

freundlich grüßte. Nanni nahm ihren ganzen Mut zusammen und fragte ihn, ob<br />

er was Neues wüsste von der Situation.<br />

"Oh, von den Neuigkeiten komme ich gerade her. Die sind aber nicht besonders<br />

zu empfehlen", meinte er zwinkernd. "Das Auffanglager hier in der Nähe,<br />

in dem ich ein paar Tage war, ist völlig überfüllt und die hygienischen Zustände<br />

versprechen baldige Seuchen. Da bin ich dann lieber wieder in das wilde<br />

Feindesland zurückgekehrt." Dabei konnte man seiner Heiterkeit deutlich anmerken,<br />

dass sie nicht sehr tief ging und dass es ihm innendrin wohl ziemlich<br />

elend ging.<br />

"Und wo wollen Sie jetzt hin?", fragte Nanni unverblümt.<br />

"Ich wohne in dem Haus dort", dabei zeigte er auf das Haus, in dem auch<br />

Ronja und ihre Familie wohnten. "Meine Wohnung ist ziemlich verwüstet und<br />

ausgeraubt, aber es wird schon irgendwie gehen."<br />

"Da wohnen wir ja im gleichen Haus. Wenn Sie wollen, können Sie auf einen<br />

Kaffee zu uns kommen." lud Nanni den jungen Mann spontan ein. Ein Blick<br />

auf Ronja versicherte ihr, dass die Einladung in Ordnung war.<br />

Ronja hatte die Zeit genutzt, um den jungen Mann gründlich zu taxieren,<br />

denn sie wollte es vermeiden, ein Monster in ihre Wohnung einzuladen. Wie<br />

ein Monster wirkte er jedoch nicht mit seinen freundlichen graublauen Augen,<br />

an deren Außenrändern man schon kleine Lachfältchen ahnen konnte. Auch<br />

von der Statur her wirkte er nicht bedrohlich, denn er war etwa mittelgroß und<br />

ziemlich schlaksig. Wenn seine Nase nicht so kräftig gewesen wäre, hätte man<br />

sein Gesicht als zart oder geradezu hübsch bezeichnen können. Die mittelblonden<br />

kurzen Locken standen struppig in alle Richtungen ab und am Kinn spross<br />

ein weicher Bart. Ronja musste unwillkürlich an die Rasierapparate denken, die<br />

sie in der Apotheke hatten liegen lassen und ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht.<br />

151

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!