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war. Es waren drei Bauernhöfe, von denen nur einer noch als Bauernhof betrieben<br />

wurde - von einem ziemlich alten Ehepaar. Da deren Kinder in der<br />

nächsten Stadt wohnten, war der größte Teil ihres Hofes leer. Ein anderes Haus<br />

war im Besitz von Stadtmenschen, die sich dort eine Art Urlaubsdomizil mit<br />

Swimmingpool usw. aufbauen wollten. Dieses Projekt war aber noch nicht sehr<br />

weit vorangekommen; nur das Unkraut konnte erhebliche Fortschritte verzeichnen.<br />

Und der dritte Hof, der immer noch recht verfallen wirkte, war vor<br />

einem halben Jahr von jungen Möchtegern-Biogärtnern gekauft worden und<br />

wurde allmählich bewohnbar gemacht.<br />

Die Milch gab es natürlich bei den alten Bauern, die trotz ihres hohen Alters<br />

noch ein paar Kühe und Ziegen hielten und den Überschuss gerne an die Nachbarn<br />

verkauften, um ein kleines Nebeneinkommen zu haben.<br />

Felix erzählte, dass nur die beiden Alten im Dorf gewesen seien, als er dort<br />

war. Sie hatten erst gestern gegen Abend gemerkt, dass da was nicht in<br />

Ordnung war. Tagsüber hatten sie sich unbeeindruckt um ihre Tiere und den<br />

umfangreichen Garten gekümmert und erst abends, als der Milchlaster ausblieb,<br />

der Fernseher die Tagesschau verweigerte und das Licht nicht anging machten<br />

sie sich erste Sorgen. Weil sie sowieso immer Kerzen zur Hand hatten und<br />

jahrzehntelang ohne Strom ausgekommen waren, waren sie jedoch nicht sehr<br />

erschüttert und legten sich in der Hoffnung zu Bett, dass es morgen schon wieder<br />

eine Tagesschau geben würde.<br />

Erst als Felix eintraf und ihnen in groben Zügen erklärte, was passiert war,<br />

verstanden sie, dass es eine große Katastrophe gegeben hatte. Sie meinten aber,<br />

sowas wäre kein Problem für sie, weil sie den Strom sowieso oft für unnötigen<br />

Schnickschnack gehalten hatten.<br />

Milch hatten sie im Überfluss. Und als Felix ihnen als Tauschware ein funktionierendes<br />

Radio anbot, quasi als Ersatz für die entgangene Tagesschau, da<br />

wollten sie ihn am liebsten mit hundert Liter Milch überschütten. Das wäre<br />

natürlich viel zu viel gewesen, und so kam Felix mit 20 Liter Milch für die<br />

schnelle Verarbeitung und einem Monats-Abo heim.<br />

Der alte Bauer hatte sich letztlich über die neuen Nachrichten sogar ein bisschen<br />

gefreut, denn eines erkannte er recht schnell: Seine Milch und sein<br />

Gemüse würden bald reißenden Absatz finden und seine Stadt-Kinder würden<br />

wahrscheinlich bald heimkehren und ihm endlich beim Ackern helfen, so wie<br />

er es sich immer gewünscht hatte.<br />

Felix und ich waren sehr erstaunt, wie unbeeindruckt sich der alte Bauer von<br />

den Schreckensnachrichten gezeigt hatte. Da spürte man so richtig, dass so<br />

etwas für ihn nichts völlig Neues war. Schließlich war er alt genug, um min-<br />

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