EMP-Roman-12.pdf
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Baustelle lassen, wenn seine altmodischen Fähigkeiten erstmal bekannt werden würden, denn nach Katastrophen gibt es immer viele Bauten zu reparieren und neue Brücken zu bauen und da braucht man dringend jemand, der sich mit der Statik auskennt - auch ohne Computer und Programme. Während ich so meinen Gedanken nachhing, kamen im Radio ständig weitere Schreckensmeldungen. Wegen der Brisanz der Lage und um mich nicht so abgeschnitten von der Welt zu fühlen, hatte ich das Radio in dieser Zeit doch im Dauerbetrieb laufen. Schließlich hatten wir sehr viele Batterien und Akkus geschützt. Bald würde auch der Notstrom laufen und wir könnten die Akkus wieder aufladen. Wir hätten unser Notstromaggregat natürlich sofort anwerfen können. Das war aber gar nicht nötig, denn es geht auch mal ein paar Tage ohne fließenden Strom (außer Batterie-Radio) und so erhöhten wir die Wahrscheinlichkeit, dass unsere geretteten Geräte nicht eventuellen nachträglichen Zusatzanschlägen zum Opfer fielen. Kurz nachdem ich über diese beabsichtigte Verzögerung nachdachte, hörte ich eine Meldung im Radio, dass es in einigen Metropolen anscheinend heute am frühen Vormittag weitere kleinere EMP-Anschläge gegeben hatte. Dadurch waren viele Notfallsysteme auch noch zusammengebrochen. Na toll! Eigentlich war doch mit so etwas zu rechnen gewesen. Aber solch eine Gründlichkeit wird wohl im allgemeinen nicht erwartet, wenn es um terroristische Angriffe geht. Und schließlich müssen Notfall-Rundfunksender sofort auf Sendung gehen und können sich keine drei Tage Zeit lassen. Also hoffte ich, dass sie, wie wir, eine zweite Garnitur Notfallausrüstung auf Lager hatten. Unser geplantes Notfall-Netz war sowieso weniger für die ersten Tage des Chaos gedacht, weil es damit schlicht überfordert wäre, als für die Zeit danach, wenn man zivile Möglichkeiten braucht, um beispielsweise Tauschhandel zu organisieren. Wir hatten auch schon vorab angekündigt, dass wir erst drei Tage nach einem potentiellen Crash anfangen würden, unseren Teil des Netzes aufzubauen. Meine Einkoch-Aktion war fast beendet und die gefüllten und sterilisierten Gläser waren schon am abkühlen, als ich mir anfing, Sorgen um Felix zu machen. Wie lang er wohl noch wegbleiben würde? Doch da hörte ich schon das Klappern seines Anhängers und eilte zur Tür, um ihn zu begrüßen. Ich war sehr froh, als ich ihn unverletzt und mit einer Milchkanne in der Hand auf mich zukommen sah. Wir hatten es wirklich sehr gut hier, im Vergleich zu Milliarden von anderen Leuten. Ein richtiges Dorf war es eigentlich nicht, wohin Felix unterwegs gewesen 14
war. Es waren drei Bauernhöfe, von denen nur einer noch als Bauernhof betrieben wurde - von einem ziemlich alten Ehepaar. Da deren Kinder in der nächsten Stadt wohnten, war der größte Teil ihres Hofes leer. Ein anderes Haus war im Besitz von Stadtmenschen, die sich dort eine Art Urlaubsdomizil mit Swimmingpool usw. aufbauen wollten. Dieses Projekt war aber noch nicht sehr weit vorangekommen; nur das Unkraut konnte erhebliche Fortschritte verzeichnen. Und der dritte Hof, der immer noch recht verfallen wirkte, war vor einem halben Jahr von jungen Möchtegern-Biogärtnern gekauft worden und wurde allmählich bewohnbar gemacht. Die Milch gab es natürlich bei den alten Bauern, die trotz ihres hohen Alters noch ein paar Kühe und Ziegen hielten und den Überschuss gerne an die Nachbarn verkauften, um ein kleines Nebeneinkommen zu haben. Felix erzählte, dass nur die beiden Alten im Dorf gewesen seien, als er dort war. Sie hatten erst gestern gegen Abend gemerkt, dass da was nicht in Ordnung war. Tagsüber hatten sie sich unbeeindruckt um ihre Tiere und den umfangreichen Garten gekümmert und erst abends, als der Milchlaster ausblieb, der Fernseher die Tagesschau verweigerte und das Licht nicht anging machten sie sich erste Sorgen. Weil sie sowieso immer Kerzen zur Hand hatten und jahrzehntelang ohne Strom ausgekommen waren, waren sie jedoch nicht sehr erschüttert und legten sich in der Hoffnung zu Bett, dass es morgen schon wieder eine Tagesschau geben würde. Erst als Felix eintraf und ihnen in groben Zügen erklärte, was passiert war, verstanden sie, dass es eine große Katastrophe gegeben hatte. Sie meinten aber, sowas wäre kein Problem für sie, weil sie den Strom sowieso oft für unnötigen Schnickschnack gehalten hatten. Milch hatten sie im Überfluss. Und als Felix ihnen als Tauschware ein funktionierendes Radio anbot, quasi als Ersatz für die entgangene Tagesschau, da wollten sie ihn am liebsten mit hundert Liter Milch überschütten. Das wäre natürlich viel zu viel gewesen, und so kam Felix mit 20 Liter Milch für die schnelle Verarbeitung und einem Monats-Abo heim. Der alte Bauer hatte sich letztlich über die neuen Nachrichten sogar ein bisschen gefreut, denn eines erkannte er recht schnell: Seine Milch und sein Gemüse würden bald reißenden Absatz finden und seine Stadt-Kinder würden wahrscheinlich bald heimkehren und ihm endlich beim Ackern helfen, so wie er es sich immer gewünscht hatte. Felix und ich waren sehr erstaunt, wie unbeeindruckt sich der alte Bauer von den Schreckensnachrichten gezeigt hatte. Da spürte man so richtig, dass so etwas für ihn nichts völlig Neues war. Schließlich war er alt genug, um min- 15
- Seite 2 und 3: Ein EMP-Schlag zerstört schlagarti
- Seite 4 und 5: PDF-Version der Originalausgabe Eva
- Seite 6 und 7: ängstlichem Blick an, und schaltet
- Seite 8 und 9: erschreckend. Ich blickte zu Felix
- Seite 10 und 11: mit der Situation fertig zu werden.
- Seite 12 und 13: schlief, von wilden Träumen geplag
- Seite 16 und 17: destens einen Weltkrieg bewusst mit
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- Seite 38 und 39: Strom war natürlich ausgefallen un
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Baustelle lassen, wenn seine altmodischen Fähigkeiten erstmal bekannt werden<br />
würden, denn nach Katastrophen gibt es immer viele Bauten zu reparieren und<br />
neue Brücken zu bauen und da braucht man dringend jemand, der sich mit der<br />
Statik auskennt - auch ohne Computer und Programme.<br />
Während ich so meinen Gedanken nachhing, kamen im Radio ständig weitere<br />
Schreckensmeldungen. Wegen der Brisanz der Lage und um mich nicht so<br />
abgeschnitten von der Welt zu fühlen, hatte ich das Radio in dieser Zeit doch<br />
im Dauerbetrieb laufen. Schließlich hatten wir sehr viele Batterien und Akkus<br />
geschützt. Bald würde auch der Notstrom laufen und wir könnten die Akkus<br />
wieder aufladen. Wir hätten unser Notstromaggregat natürlich sofort anwerfen<br />
können. Das war aber gar nicht nötig, denn es geht auch mal ein paar Tage<br />
ohne fließenden Strom (außer Batterie-Radio) und so erhöhten wir die Wahrscheinlichkeit,<br />
dass unsere geretteten Geräte nicht eventuellen nachträglichen<br />
Zusatzanschlägen zum Opfer fielen.<br />
Kurz nachdem ich über diese beabsichtigte Verzögerung nachdachte, hörte<br />
ich eine Meldung im Radio, dass es in einigen Metropolen anscheinend heute<br />
am frühen Vormittag weitere kleinere <strong>EMP</strong>-Anschläge gegeben hatte. Dadurch<br />
waren viele Notfallsysteme auch noch zusammengebrochen. Na toll! Eigentlich<br />
war doch mit so etwas zu rechnen gewesen. Aber solch eine Gründlichkeit wird<br />
wohl im allgemeinen nicht erwartet, wenn es um terroristische Angriffe geht.<br />
Und schließlich müssen Notfall-Rundfunksender sofort auf Sendung gehen und<br />
können sich keine drei Tage Zeit lassen. Also hoffte ich, dass sie, wie wir, eine<br />
zweite Garnitur Notfallausrüstung auf Lager hatten.<br />
Unser geplantes Notfall-Netz war sowieso weniger für die ersten Tage des<br />
Chaos gedacht, weil es damit schlicht überfordert wäre, als für die Zeit danach,<br />
wenn man zivile Möglichkeiten braucht, um beispielsweise Tauschhandel zu<br />
organisieren. Wir hatten auch schon vorab angekündigt, dass wir erst drei Tage<br />
nach einem potentiellen Crash anfangen würden, unseren Teil des Netzes aufzubauen.<br />
Meine Einkoch-Aktion war fast beendet und die gefüllten und sterilisierten<br />
Gläser waren schon am abkühlen, als ich mir anfing, Sorgen um Felix zu machen.<br />
Wie lang er wohl noch wegbleiben würde?<br />
Doch da hörte ich schon das Klappern seines Anhängers und eilte zur Tür,<br />
um ihn zu begrüßen. Ich war sehr froh, als ich ihn unverletzt und mit einer<br />
Milchkanne in der Hand auf mich zukommen sah.<br />
Wir hatten es wirklich sehr gut hier, im Vergleich zu Milliarden von anderen<br />
Leuten.<br />
Ein richtiges Dorf war es eigentlich nicht, wohin Felix unterwegs gewesen<br />
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