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06.12.2012 Aufrufe

Schnupfen konnte ihn nicht mehr so ärgern, wie vorher. Als es dunkel wurde, ging er jedoch bald ins Zelt und kuschelte sich in seine Decke ein. Im Traum sah er die Zeltstadt wie von oben und alles lief wirr durcheinander. Dann hielt er seinen Kompass über das Lager und plötzlich lief unten alles wie geschmiert. Alle werkelten vor sich hin, festere Unterkünfte entstanden und dann sah Ulli, wie Menschen auf klaren sternförmigen Strahlen über den Rand des Lagers hinausgingen und Klarheit und Licht in den Rest der Stadt brachten. 21 Fritz Fünf junge Frauen knieten vor Fritz auf dem Boden und hielten ihm flehend ihre mit schweren, rostigen Ketten gefesselten zierlichen Hände entgegen. Ihr Flehen stach Fritz in die Seele. Er zückte sein Messer und schnitt eine Kette nach der anderen durch. Die Frauen warfen sich Fritz an den Hals und bedeckten ihn mit Küssen des Dankes. Ihre schlanken Leiber schmiegten sich vielversprechend an ihn und ließen ihn kaum zu Atem kommen. Er signalisierte den Frauen mit Zeichensprache, dass es Zeit zum Fliehen war und als die Damen nicht von ihm abließen, nahm er einfach eine davon bei der Hand und zog sie in Richtung Ausgang. Die anderen Frauen schlossen sich ihnen an und so zogen sie einer Menschenschlange gleich in die kalte dunkle Nacht. Der Sturm toste und Fritz konnte kaum die Hand vor Augen sehen. Wie durch zähen Schlamm watend kamen sie nur langsam voran und Fritz musste kräftig ziehen, um die Frauen beim Weitergehen zu unterstützen. Dabei fürchtete er jede Sekunde entdeckt und verfolgt zu werden. Er mahnte die Frauen zur Lautlosigkeit und kämpfte selber weiter gegen den vermeintlichen Schlamm an. Baumwurzeln ließen ihn alle paar Meter fast stürzen und immer wieder musste er den hingefallenen Frauen beim Aufstehen helfen. Die seidenen Gewänder der Frauen waren inzwischen braun verschmiert und teilweise zerrissen. Die langen offenen Haare, die allen Frauen gemeinsam waren, hingen voller Zweige und Blätter. Dreien liefen Tränen über die schmutzigen Wangen. Die Rothaarige aber streckte entschlossen ihr Kinn nach vorne und biss sichtbar die Zähne zusammen und die kleinere der Blonden lächelte einfach engelsgleich, was Fritz mehr irritierte als die Tränen der anderen. In der Ferne hörten sie von hinten lautes Hundegebell und Kommandorufe. Fritz trieb die Frauen unerbittlich an und verzweifelte fast daran, wie langsam 136

sie vorwärts kamen. Immer weiter drangen sie in den dichten Wald vor, obwohl jeder Schritt ein kleiner Kampf war. Manchmal schien es Fritz, als wären seine Füße auf dem Boden festgeklebt. Zuerst wurde das Hundegebell immer lauter und schien näher zu kommen, aber nach endlos scheinender Zeit ebbten die Bellgeräusche langsam ab und das Vorwärtskommen schien leichter zu werden. Fritz blickte sich um und konnte in der Dunkelheit nur Schemen erkennen. Sie befanden sich offensichtlich in dichtem Wald. Ihm war bisher gar nicht bewusst gewesen, dass es in seiner Nähe einen solch dichten Wald gab, aber er hatte wohl noch nicht alle Stellen kennengelernt. Er hatte keine Ahnung, wo sie sich befanden. Die Frauen sahen ihn erwartungsvoll an. Er steckte seine freie Hand in die Hosentasche, um den Kompass herauszuholen. Da war aber kein Kompass. Den hatte ja auch sein Bruder bekommen, fiel ihm plötzlich ein. Ob ihn jetzt der Familienfluch der Orientierungslosigkeit überkommen würde? Wo er sich doch bisher davon verschont geglaubt hatte. Sogar beim Bund war er immer einer der besten bei Orientierungsübungen gewesen. Er versuchte, sich an seine Orientierungsfähigkeiten zu erinnern. "Folge dem Licht" sagte eine Stimme in ihm und er wusste, dass das die Lösung war. Er schaute sich um und siehe da, in etwa zehn Meter Entfernung konnte er ein schwaches Licht erkennen. Er ging mit den Frauen darauf zu und das Licht sprang vor ihnen auf und ab, als würde jemand Unsichtbares eine Lampe halten und ihnen den Weg weisen. Sie folgten dem Licht und nach kurzer Zeit öffnete sich der Wald vor ihnen zu einer Kuppel. Das Dach der Kuppel bestand aus den Kronen riesiger alter Bäume, deren Blätter sacht im Wind wehten. Eine natürliche Kathedrale, die von innen heraus zu leuchten schien. In der Mitte stand ein leerer weißer Tisch mit sechs Stühlen. Die Frauen drängten ihn in Richtung Tisch und er ließ es gern mit sich geschehen, obwohl er es auch nicht lassen konnte, sich umzuschauen. Außer den fünf Frauen und ihm war niemand zu sehen, aber merkwürdig war das schon, so eine leuchtende Kathedrale mitten im Wald mit Tisch und Stühlen. "Danke, dass du uns gerettet hast." sagte die exotisch wirkende Schönheit mit den schwarzen Haaren und hauchte im einen Kuss auf die Wange. Die Brünette, deren Tränen inzwischen getrocknet waren und die trotz der unübersehbaren Spuren auf ihren verschmierten Wangen sehr anziehend wirkte, schmiegte sich an ihn und sagte mit samtiger Stimme: "Oh ja, du bist unser heldenhafter Retter." Jetzt kam auch die Rothaarige, nickte ihm anerkennend zu und verkündete: "Ja, hast du wirklich gut gemacht", nicht ohne ihm den Arm um die Hüften zu legen. "Wie du das hingekriegt hast, wirklich beein- 137

sie vorwärts kamen. Immer weiter drangen sie in den dichten Wald vor, obwohl<br />

jeder Schritt ein kleiner Kampf war. Manchmal schien es Fritz, als wären seine<br />

Füße auf dem Boden festgeklebt. Zuerst wurde das Hundegebell immer lauter<br />

und schien näher zu kommen, aber nach endlos scheinender Zeit ebbten die<br />

Bellgeräusche langsam ab und das Vorwärtskommen schien leichter zu werden.<br />

Fritz blickte sich um und konnte in der Dunkelheit nur Schemen erkennen.<br />

Sie befanden sich offensichtlich in dichtem Wald. Ihm war bisher gar nicht<br />

bewusst gewesen, dass es in seiner Nähe einen solch dichten Wald gab, aber er<br />

hatte wohl noch nicht alle Stellen kennengelernt. Er hatte keine Ahnung, wo sie<br />

sich befanden. Die Frauen sahen ihn erwartungsvoll an.<br />

Er steckte seine freie Hand in die Hosentasche, um den Kompass herauszuholen.<br />

Da war aber kein Kompass. Den hatte ja auch sein Bruder bekommen,<br />

fiel ihm plötzlich ein. Ob ihn jetzt der Familienfluch der Orientierungslosigkeit<br />

überkommen würde? Wo er sich doch bisher davon verschont geglaubt hatte.<br />

Sogar beim Bund war er immer einer der besten bei Orientierungsübungen<br />

gewesen. Er versuchte, sich an seine Orientierungsfähigkeiten zu erinnern.<br />

"Folge dem Licht" sagte eine Stimme in ihm und er wusste, dass das die Lösung<br />

war. Er schaute sich um und siehe da, in etwa zehn Meter Entfernung<br />

konnte er ein schwaches Licht erkennen. Er ging mit den Frauen darauf zu und<br />

das Licht sprang vor ihnen auf und ab, als würde jemand Unsichtbares eine<br />

Lampe halten und ihnen den Weg weisen.<br />

Sie folgten dem Licht und nach kurzer Zeit öffnete sich der Wald vor ihnen<br />

zu einer Kuppel. Das Dach der Kuppel bestand aus den Kronen riesiger alter<br />

Bäume, deren Blätter sacht im Wind wehten. Eine natürliche Kathedrale, die<br />

von innen heraus zu leuchten schien.<br />

In der Mitte stand ein leerer weißer Tisch mit sechs Stühlen. Die Frauen<br />

drängten ihn in Richtung Tisch und er ließ es gern mit sich geschehen, obwohl<br />

er es auch nicht lassen konnte, sich umzuschauen. Außer den fünf Frauen und<br />

ihm war niemand zu sehen, aber merkwürdig war das schon, so eine leuchtende<br />

Kathedrale mitten im Wald mit Tisch und Stühlen.<br />

"Danke, dass du uns gerettet hast." sagte die exotisch wirkende Schönheit mit<br />

den schwarzen Haaren und hauchte im einen Kuss auf die Wange. Die Brünette,<br />

deren Tränen inzwischen getrocknet waren und die trotz der<br />

unübersehbaren Spuren auf ihren verschmierten Wangen sehr anziehend wirkte,<br />

schmiegte sich an ihn und sagte mit samtiger Stimme: "Oh ja, du bist unser<br />

heldenhafter Retter." Jetzt kam auch die Rothaarige, nickte ihm anerkennend zu<br />

und verkündete: "Ja, hast du wirklich gut gemacht", nicht ohne ihm den Arm<br />

um die Hüften zu legen. "Wie du das hingekriegt hast, wirklich beein-<br />

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