06.12.2012 Aufrufe

EMP-Roman-12.pdf

EMP-Roman-12.pdf

EMP-Roman-12.pdf

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

sachen. Das war ja im Prinzip auch wie früher, denn wenn man kein Geld hatte,<br />

ist man auch früher traurig an den vielen Angeboten vorbeigegangen, dachte<br />

sich Ulli. Aber es schien ihm, als würden mehr Menschen als sonst mittellos<br />

das Angebot bestaunen. Dennoch machten die Händler sehr gute Geschäfte.<br />

Etwas weiter hinten waren mehrere Stände mit Trödel. Ulli ging langsam<br />

daran vorbei und schaute sich alles an, denn er wollte vor allem Zeit totschlagen.<br />

Er erkannte ihn auf den ersten Blick. Seinen Kompass. Sein Herz blieb ihm<br />

fast stehen und dann schlug es ihm bis zum Hals. Fast hätte er sich drauf gestürzt<br />

auf seinen Kompass, der da zwischen anderen älteren Kompassen und<br />

Gerätschaften lag. Aber er hielt sich gerade noch zurück. Möglichst ruhig nahm<br />

er das Angebot des Standes in Augenschein und nahm hier eine Uhr und dort<br />

ein Armband in die Hand und beschaute sie gründlich.<br />

Endlich war er in Reichweite der Kompasse angekommen. Er zwang sich,<br />

zuerst einen anderen Kompass in die Hand zu nehmen und zu untersuchen.<br />

Dann traute er sich endlich, seinen Kompass zu ergreifen und umzudrehen. Da<br />

war sie, die Gravierung "1918 Friedrich". Es war wirklich sein heißgeliebter<br />

Familien-Kompass. Jetzt bloß nicht aufregen, dachte Ulli sich.<br />

Schlagartig fiel ihm ein, woher er wusste, wie man sich in solchen Marktsituationen<br />

verhalten muss. Fritz hatte nach seiner Rückkehr aus Bagdad immer<br />

wieder gerne Geschichten vom Handeln mit den Arabern erzählt und Ulli hatte<br />

den amüsanten Anekdoten gerne zugehört und sich immer wieder gesagt "daraus<br />

sollte ich was lernen.". Jetzt würde sich zeigen, ob er genug gelernt hatte.<br />

Was hatte er denn schon anzubieten? Im Prinzip nur das eine ungeöffnete<br />

EPA, das seines war. Die anderen drei gehörten seinem Studienkollegen und<br />

das offene brauchte er zum Essen. Ein so ein EPA war ja nun wirklich nicht<br />

viel, auch wenn es sein einziger Besitz war. Und ohne Bezahlung würde der<br />

Händler den Kompass bestimmt nicht rausrücken. Wahrscheinlich hatte er<br />

selbst dafür bezahlt.<br />

Ulli zuckte mit den Achseln und schaute sich noch einen weiteren Kompass<br />

an. Dann ging er zurück zu den Uhren und schaute sie gründlich und lange an,<br />

bevor er eine mittelgute mit deutlichen Gebrauchsspuren ergriff und untersuchte.<br />

Er fragte den Händler nach dem Preis und der knurrte ein "500 Euro".<br />

Ulli verschlug es fast die Sprache. Er nahm eine billig aussehende Uhr und<br />

fragte erneut. Diese sollte 150 Euro kosten.<br />

"Schweineteuer dein Gelump hier." sagte Ulli kühn. "Was heißt hier Gelump.<br />

Edle Markenware sag ich dir." "Trotzdem zu teuer." "Der Euro ist nichts mehr<br />

wert, sag ich dir. Kauf solange du noch was kaufen kannst, sag ich dir." "Naja,<br />

133

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!