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Nachdem sie ihre neuen Vorräte gesichtet und sortiert hatten, spielten sie<br />

noch die gewohnte Runde Skat und gingen dann früh ins Bett, in der Hoffnung,<br />

dass ihre Wohnung in dieser Nacht sicherer war als in den Tagen davor.<br />

20 Ulli<br />

Hämmernde Kopfschmerzen ließen Ulli nicht weiter schlafen, obwohl er sich<br />

gerne noch eine Weile im Reich der Träume verkrochen hätte. Durch seine<br />

Nase bekam er kaum noch Luft und sein Mund war schon ganz ausgetrocknet,<br />

weil er wohl im Schlaf durch den Mund geatmet hatte. Als er sich aufsetzte,<br />

wurde alles noch schlimmer, darum legte er sich gleich wieder hin.<br />

An Schlaf war jedoch nicht mehr zu denken, darum verfolgte Ulli eine Weile<br />

das Leben im Zelt. Viele der Leute verbrachten anscheinend einen großen Teil<br />

des Tages im Zelt, denn es sah nicht so aus, als wollten alle Leute, die sich im<br />

Zelt aufhielten, gleich aufbrechen. Vielmehr hatten sie es sich zunehmend<br />

gemütlich gemacht. Einige Familien frühstückten, als wären sie bei einem<br />

Picknick und andere Menschengruppen saßen um einen Mittelpunkt und spielten<br />

Karten. So lag Ulli eine ziemlich lange Zeit einfach unter seiner Decke und<br />

schaute den anderen Leuten zu.<br />

Irgendwann trieb ihn jedoch seine volle Blase von seiner Matte und er<br />

machte sich auf den Weg zur täglichen Morgentoilette. Erfreulicherweise war<br />

die Schlange diesmal ein bisschen kürzer als sonst am Morgen. Wahrscheinlich<br />

hatten die meisten diesen Gang schon hinter sich. In dem kleinen verdreckten<br />

Spiegel schaute ihm ein nahezu fremder Mensch entgegen. Die Haare hingen<br />

wirr um seinen Kopf, der unregelmäßige Bart sah sehr unseriös aus und seine<br />

Auge waren von tiefblauen Schatten umrahmt, vermutlich eine Folge seiner<br />

Erkältung. Er sah irgendwie schlimmer aus als die Penner im Stadtpark.<br />

Vielleicht konnte er sich im Zelt einen Kamm leihen. Die Mütter sahen so<br />

aus, als hätten sie sowas. Er schlurfte also zurück zum Zelt; seine EPAs immer<br />

im Schlepptau. Eine der Frauen lieh ihm einen Kamm und er brachte seine<br />

Haare notdürftig in Ordnung. Mal wieder dachte er wehmütig an seinen Rucksack.<br />

Da wäre bestimmt ein Kamm drin gewesen.<br />

Am schlimmsten war aber eigentlich der Verlust seines Kompasses. Alles<br />

andere konnte man mit Geld ersetzen, aber der Kompass war ein unersetzlicher<br />

Familien-Glücksbringer. Er knabberte ein paar der Hartkekse aus seinem<br />

zweiten EPA und legte sich dann noch für eine Weile hin. Seine Kopfschmer-<br />

130

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