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als ich, und ich räumte die Haufen, die ich aus der Wurfzone geholt hatte,<br />
möglichst ordentlich auf den Holzstapel, wo die Scheite auf ihren Einsatz warteten.<br />
Die Stapel waren schon kräftig angewachsen. So viel kleingehacktes<br />
Holz hatten wir hier vorher noch nie gelagert, denn moderne Heizungen machen<br />
in guten Zeiten deutlich weniger Arbeit. Unsere Arbeitskraft hatten wir<br />
vorher lieber in die Firma gesteckt, denn das war unterm Strich billiger. Gewesen.<br />
Jetzt war alles anders.<br />
Beim Holzhacken hat man natürlich auch massig Zeit zum nachdenken, was<br />
ich auch notgedrungen tat, denn mein Kopf ließ mir sowieso keine Ruhe. Aber<br />
das Hacken half dabei, die Gedanken zu bewältigen. Als die Sonne sich dem<br />
Untergang näherte, taten mir nicht nur mein Rücken, sondern auch die Hände<br />
weh, aber das war ganz gut so, denn dann spürte ich wenigstens, dass ich ordentlich<br />
was geschafft hatte im Kampf um das Leben in der neuen Welt.<br />
Noch vor dem Duschen und Essen eilten wir ins Büro, um zu sehen, ob der<br />
arme Kerl aus Frankfurt sich wieder gemeldet hatte. Wir hatten Glück. Im allgemeinen<br />
Forum stand ein kurzer Beitrag, in dem stand: "alles roger. tretmühle<br />
läuft halbwegs. muss noch weiterbasteln. bis bald.". Einer der aktuellen Chatbesucher,<br />
der heute mittag nicht dagewesen war, hatte CityGuy auch kurz im<br />
Chat erlebt, aber CityGuy war nur wenige Minuten online gewesen. Die Plünderer<br />
waren wohl weitergezogen.<br />
Für den Moment war das sehr erleichternd, aber mir war durchaus bewusst,<br />
dass das am Grundproblem gar nichts änderte. Ich schrieb noch eine aufmunternde<br />
Antwort auf CityGuys Beitrag und Felix steuerte ein paar hilfreiche<br />
Links zur Datenbank-Themen bei, die CityGuy dann bei seinem nächsten Besuch<br />
auf dem Server finden konnte, auch wenn wir gerade nicht im Büro waren.<br />
Für diesen Tag hatte ich mich genug verausgabt, um, trotz der nagenden Sorgen<br />
um die Welt, bald ins Bett zu gehen. Felix ging es wohl nicht anders, denn<br />
auch er ging früher als sonst ins Bett. Kurz vor dem Einschlafen fiel mir noch<br />
ein, dass ich ja eigentlich an diesem Tag den zukünftigen Garten planen wollte.<br />
Und dann dachte ich, dass ich vielleicht besser für sechs Personen, als für zwei<br />
Personen planen sollte und der zukünftige Garten blähte sich in meiner Vorstellung<br />
ganz enorm auf. Mir wurde klar, wie viel Land da noch der Wildnis<br />
entrissen werden musste. Und so sah ich mich umgraben und umgraben und<br />
umgraben bis ich in den Schlaf glitt und dort noch viele Stunden weiter umgrub,<br />
als wollte ich die ganze Welt umgraben.<br />
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