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konnte es mir vorstellen, aber diese Gedanken wollte ich gar nicht allzu sehr<br />

vertiefen, um nicht in Panik auszubrechen.<br />

Mit dem Notstromaggregat und allen gesicherten Geräten wollten wir warten,<br />

bis sich alles etwas beruhigt hatte. Daher gab es momentan nicht so viel zu<br />

testen und ich kehrte ins Büro zurück, nachdem ich das Essen zum Auftauen in<br />

die Küche gelegt hatte.<br />

Ich kam also gerade rechtzeitig zum neuesten Sonderbericht im Büro an und<br />

erfuhr die ganze Palette möglicher Schrecknisse.<br />

In mehreren großen Städten waren Aufstände und Plünderungen ausgebrochen;<br />

vor allem in den Stadtteilen mit hohen Quoten an Arbeitslosengeld-III-<br />

Empfängern. Aus anderen Städten hatte man noch gar keine Nachrichten. Das<br />

gesamte Bank- und Geldwesen war zusammengebrochen, allen früheren<br />

Sicherheitsversprechungen der Finanzwelt zum Trotz. Supermärkte waren<br />

nahezu ausnahmslos Opfer von Plünderungen, schon allein deshalb, weil die<br />

automatischen Kassen und die Preisschilder aus E-Papier nicht mehr funktionierten<br />

und man deshalb sowieso nichts kaufen konnte. Die Supermarkt-<br />

Roboter standen regungslos in ihren Nischen. Auf den Straßen herrschte ein<br />

einziges Chaos, weil die meisten Autos ausgefallen waren. Hier wurde auch<br />

von vielen Toten berichtet. In allen betroffenen Regionen sah es anscheinend<br />

ähnlich aus. Der Notstand wurde ausgerufen und das Militär war einsatzbereit.<br />

Reservisten sollten sich bei ihren Einheiten melden. Und immer wieder wurde<br />

geraten: Bleiben sie in ihren Häusern - Bewahren Sie Ruhe.<br />

Obwohl ich es in meinem schönen Haus auf dem Land geradezu gemütlich<br />

hatte, war die Empfehlung mit der Ruhe auch für mich bitter nötig. Vor allem<br />

die Sorge um meine Kinder und Freunde quälte mich. Tausend Bilder des<br />

Schreckens zogen durch meinen Kopf.<br />

Das Aufwärmen des Gemüses auf dem Gaskocher war denn auch sehr seltsam<br />

und ungewohnt, obwohl es reibungslos funktionierte. Und das Essen<br />

schmeckte auch gut, obwohl es mir fast im Hals steckenblieb.<br />

So verging der erste Tag für uns ohne weitere dramatische Ereignisse, aber<br />

ich lauschte immer wieder dem Radio und stellte mir vor, wie es wohl anderen<br />

erging.<br />

Abends war es richtig romantisch mit dem Campinglicht und den Kerzen,<br />

aber ein unbeschwertes Urlaubsfeeling kam natürlich nicht auf. Und so lag ich<br />

recht früh im Bett und endlos viele Gedanken gingen mir durch die Kopf. Vor<br />

allem war da aber die Frage: Was bringt die nächste Zeit? Schaffen wir es, die<br />

Zivilisation wieder aufzubauen, die so plötzlich zusammengebrochen war?<br />

Irgendwann bin ich dann wohl vor lauter Erschöpfung eingeschlafen und<br />

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