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Lebenslust Gottingen - Ausgabe Herbst 2015

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14 LEBEN IN DER REGION lebenslust:gö<br />

Geschäftsleiterin Martina May<br />

Ulrike Sempert beim Füllen von Brotkörben<br />

und der großzügige Thekenbereich, von dem aus die Lebensmittel<br />

zwei Mal täglich ausgegeben werden. Zwar muss der Verein in den<br />

neuen Räumen Miete zahlen, doch der Vermieter ist fair.<br />

Eine schöne Entwicklung, die die Göttinger Tafel durchlebt hat. Es<br />

scheint fast so, als wären die neuen Räume ein kleines Geschenk für<br />

eine jahrelange unermüdliche Arbeit. Die Göttinger Tafel feiert in<br />

diesem Jahr ihren zwanzigsten Geburtstag und gehört damit zu den<br />

ersten Tafeln in Deutschland. Martina May ist von Beginn an dabei.<br />

Sie ist froh, dass Göttinger Lebensmittelmärkte, Bäckereien und<br />

Großküchen dem Sharing-Gedanken so positiv gegenüber stehen.<br />

Kurz überschlagen, so schätzt die Leiterin, werden täglich allein in<br />

der Hauptstelle der Tafel in der Innenstadt rund 300 Menschen mit<br />

Lebensmitteln versorgt. Neben der Lebensmittelausgabe in der<br />

Mauerstraße gibt es noch Außenstellen in Geismar, in Grone, auf<br />

dem Holtenser Berg und in Bovenden.<br />

„Es werden nicht weniger Menschen, die zu uns kommen“, zieht<br />

Martina May Fazit nach all den Jahren. Allerdings steigt der Bedarf<br />

auch nicht rasant an. Trotz der aktuellen heiß diskutierten Flüchtlingspolitik<br />

kommen nicht überdurchschnittlich viele Flüchtlinge,<br />

um Lebensmittelspenden zu erhalten. Sowieso ist die Zielgruppe<br />

bunt gemischt. Es kommen Familien mit Kindern ebenso wie ältere<br />

alleinstehende Rentner, Langzeitarbeitslose, eben jeder, der kein<br />

ausreichendes Einkommen hat, um seinen Lebensunterhalt ohne<br />

Hilfe finanzieren zu können.<br />

Wer Hunger hat, wird bei der Göttinger Tafel nicht weggeschickt,<br />

dennoch gibt es einige Regeln, die beachtet werden müssen. Das<br />

Team um Betriebsleiterin Elke Gerland gibt an Bedürftige sogenannte<br />

Kundenkarten aus, die für ein halbes Jahr zehn Euro (für Kinder<br />

unter 18 Jahren fünf Euro sowie für Familien ab drei Kindern 30<br />

Euro) kosten. Die Kundenkarte berechtigt das Abholen von Lebensmitteln<br />

zwei Mal pro Woche für die Anzahl der auf der Karte notierten<br />

Personen. Es muss eine Bedürftigkeit nachgewiesen werden<br />

(etwa die Sozialcard der Stadt Göttingen, ein Rentenbescheid oder<br />

ähnliches).<br />

Was von den Unternehmen als Lebensmittelspende zur Verfügung<br />

gestellt wird, wird ausgegeben. Eigentlich weiß die Tafel nie, was an<br />

diesem Tag für Ware kommt. Dennoch gibt es eine gewisse Regelmäßigkeit,<br />

die planen hilft. „Wir geben, was wir haben“, sagt Martina<br />

May, die weiß, dass sie sich auf die Göttinger Unternehmen verlassen<br />

kann. Ab acht Uhr morgens sind zwei Tafel-Fahrzeuge auf ihrer<br />

Tour durch Göttingen bis nach Rosdorf, Groß Schneen und Bovenden<br />

unterwegs, um überschüssige Lebensmittel einzusammeln.<br />

Alles ist straff organisiert, immerhin öffnet die Tafel um 10 Uhr schon<br />

ihre Türen und zuvor müssen die Lebensmittel noch von den Mitarbeitern<br />

auf Verwertbarkeit geprüft und sortiert werden. Damit die<br />

Lebensmittelausgabe in dieser Zeit reibungslos verläuft, werden die<br />

Kundenkarten der Wartenden 15 Minuten vor den Öffnungszeiten<br />

eingesammelt. So kann sich das Tafel-Team auf den Ansturm vorbereiten.<br />

Alle Kundennummern werden auf einer Liste notiert und<br />

ähnlich wie dem Losverfahren wird die Liste mit der Reihenfolge an<br />

die Eingangstür gehängt. Jeder kann sehen, wann er ungefähr an<br />

der Reihe ist. Und natürlich werden auch Wünsche der Kunden erfüllt.<br />

Wer statt einem Brot lieber Brötchen haben möchte oder keine<br />

Radieschen mag, dafür aber gerne einen Salatkopf wünscht, bekommt<br />

diesen Wunsch erfüllt, sofern die Ware da ist.<br />

Die „Göttinger Tafel unterstützt<br />

in einem sepa-<br />

Auf ganzer Linie sozial<br />

raten Projekt rund 30<br />

Jungen und Mädchen der Martin-Luther-Kind-Schule in Geismar mit<br />

Frühstückstüten. Außerdem beliefert die Göttinger Tafel vier Mal in<br />

der Woche den Mittagstisch der Kirchengemeinde St. Michael mit<br />

einer warmen Suppenmahlzeit. Ein großer Dank richtet sich hier an<br />

die Göttinger Großküchen im Best Western Parkhotel Ropeter, im<br />

Hotel Freizeit In, im Studentenwerk Göttingen, in den Universitätskliniken,<br />

im Krankenhaus Neu-Mariahilf, im Ev. Krankenhaus Bovenden-Lenglern<br />

und bei Arbeit und Leben, die im regelmäßigen<br />

Wechsel Suppenthermen zur <strong>Ausgabe</strong> bereit stellen.<br />

Unter dem Motto „Mein Flaschenpfand gibt Menschen Würde“<br />

haben das Straßenmagazin „TagesSatz“ und die „Göttinger Tafel“ das

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