06.12.2012 Aufrufe

fair trade - Wirtschaftszeitung

fair trade - Wirtschaftszeitung

fair trade - Wirtschaftszeitung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●<br />

SEITE 10 | JANUAR 2012 FAIR TRADE WIRTSCHAFTSZEITUNG<br />

Ein Produkt – drei Siegel. Das kann<br />

verwirren. Foto:Frank<br />

Verwirrungim<br />

Siegel-Dschungel<br />

Verbraucheroftunsicher<br />

HAMBURG (DPA/TMN).DieVielfaltan<br />

Öko- und Bio-Siegeln verwirrt viele<br />

Verbraucher. Rund die Hälfte der<br />

Befragten gab bei einer Studie an,<br />

die Informationen zum Thema<br />

Nachhaltigkeit seien oft unverständlich<br />

und widersprüchlich.<br />

Dennoch bevorzugen zwei Drittel<br />

der Verbraucher nachhaltige Produktegegenüberdenjenigen,diegar<br />

kein Siegel oder keine Kennzeichnung<br />

haben, teilten das Hamburger<br />

Beratungsunternehmen Edelman<br />

und das Bremer Marktforschungsinstitut<br />

TheConsumerView mit, die<br />

dieStudieerstellthaben.<br />

Zumindest die bekanntesten SiegelwiedasBio-Siegel„Bioland“werdender<br />

Studie zufolge von den Verbrauchern<br />

erkannt und positiv bewertet.<br />

Das gilt beispielsweise auch<br />

für die Fair<strong>trade</strong>-Kennzeichnung<br />

für <strong>fair</strong>e Preise sowie die Logos der<br />

NaturschutzorganisationWWF.<br />

SpeziellereSiegeldagegen,dieetwaaufdenSchutzdesRegenwaldes<br />

oder auf nachhaltige Fischerei hinweisen,landeteneherimMittelfeld.<br />

Die große Mehrheit der Verbraucher<br />

– 82 Prozent – wünscht sich<br />

eine einheitliche Kennzeichnung,<br />

um nachhaltig produzierte Waren<br />

besserbeurteilenzukönnen.63Prozent<br />

wollten einem solchen Siegel<br />

nur dann ihr Vertrauen schenken,<br />

wenn es staatlich anerkannt ist.<br />

(wz)<br />

Wasistdrin,wennFairTradedraufsteht?<br />

„Fair<strong>trade</strong>LabellingOrganisation“FLOformuliertgrundlegendeStandardsfürden<strong>fair</strong>enHandel<br />

VON RALF TAUTZ<br />

BONN. Die Akzeptanz von Fair Trade<br />

ist bei den Verbrauchern so groß wie<br />

noch nie, in fast allen Bereichen<br />

schrieb die Branche im vergangenen<br />

JahrdeutlicheZuwachsraten.Umdem<br />

Verbraucher in der unübersichtlichen<br />

Vielzahl von „Fair-Trade-Anbietern“<br />

Orientierung zu geben, wurden verschiedene<br />

Zertifikate eingeführt. Das<br />

wichtigste und bekannteste ist das<br />

„Fair<strong>trade</strong>-Siegel“.<br />

Wer vergibtdas<br />

Fair<strong>trade</strong>-Siegel?<br />

DasFair<strong>trade</strong>-Siegelwirdvon derFLO,<br />

der „Fair<strong>trade</strong> Labelling Organisation“<br />

vergeben.DieFLOsetztsichaus19nationalen<br />

Fair<strong>trade</strong>-Siegel-Initiativen,<br />

dreiProduzenten-Netzwerkeundzwei<br />

assoziierte Mitglieder zusammen. Zu<br />

den 24 Mitgliedern gehört auch der<br />

TransFair Deutschland e.V. der wiederum<br />

von verschiedenen gesellschaftlichen<br />

und kirchlichen Gruppierungen<br />

gegründet wurde. Die FLO hat einige<br />

grundlegendeStandardsfürden<strong>fair</strong>en<br />

Handel formuliert. Dazu gehört, dass<br />

die Erzeuger in den Entwicklungsländern<br />

für ihre Rohstoffe einen Preis bekommen,<br />

mit dem sie ihre Produktionskosten<br />

decken, ihren Lebensunterhalt<br />

bestreiten und nachhaltig<br />

produzieren können. Darüber hinaus<br />

bekommen die Produzenten eine Fair<br />

Trade-Prämie für soziale Projekte aus<br />

den Bereichen Bildung, Gesundheit<br />

oderInfrastruktur.<br />

Sind Fair<strong>trade</strong>-Produkte<br />

auch Bio?<br />

Fair Trade ist aber nicht gleichbedeutendmitBio-Produkten.DieFLOwirktzwardaraufhin,dassgewisseUmweltstandards<br />

eingehalten werden und<br />

sich die Erzeugerbetriebe auf Dauer<br />

auf eine biologische Bewirtschaftung<br />

umstellen, aber gerade für Kleinbauern<br />

ist eine Bio-Produktion aus finanziellen<br />

Gründen oft nicht machbar.<br />

Wer wird wie<br />

zertifiziert?<br />

Das Zertifizierungsverfahren bei den<br />

Erzeugern wird von hochqualifizierten<br />

Auditoren der FLO-Cert GmbH<br />

durchgeführt. Die Wirtschaftsprüfer<br />

nehmen die Betriebe des Bewerbers –<br />

meistens sind es Erzeuger-Genossenschaften<br />

– vor Ort genauestens unter<br />

ProduktevonGEPA – einesderbekanntestenFai<strong>trade</strong>-Siegel. Foto:Tautz<br />

dieLupe.DazugehörenInterviewsmit<br />

den Mitarbeitern und Funktionsträgern<br />

des Bewerbers oder auch Außenstehenden<br />

(z.B. Gewerkschaften oder<br />

NGO’s), die Prüfung aller betriebsrelevantenDokumentesowiedieBesichtigung<br />

der Erzeuger-Betriebe. Für die<br />

Zertifizierung müssen die Kernanforderungen<br />

der Fair<strong>trade</strong>-Standards eingehalten<br />

werden. Darüber hinaus gibt<br />

es Entwicklungsanforderungen, die in<br />

Drei- bzw. Sechs-Jahres-Abständen zu<br />

erfüllen sind, um die Organisation<br />

und die Arbeitsbedingungen der Produzenten<br />

weiter zu verbessern und<br />

langfristig wirkende Maßnahmen<br />

zumSchutzderUmweltumzusetzen.<br />

Wie kommtFair Trade<br />

in den Handel?<br />

Die weitere Vermarktung der ProduktemitdemFair<strong>trade</strong>-SiegelobliegtdennationalenSiegelinitiativen.Sieschließen<br />

mit Handelsorganisationen Lizenzverträge.<br />

Darin wird genau geregelt,wieder<br />

Lizenznehmer – zumBeispiel<br />

ein Groß- oder Einzelhändler –<br />

das zertifizierte Fair<strong>trade</strong>-Produkt in<br />

den Verkauf bringen und mit seinem<br />

NamenoderMarkeverbindendarf.Je-<br />

der einzelne Fair<strong>trade</strong>-Artikel und das<br />

Land, aus dem er kommt, muss dafür<br />

über ein Produktformular registriert<br />

werden. Das heißt, nur das Produkt<br />

mit dem Fair<strong>trade</strong>-Siegel ist nach den<br />

StandardsderFLOgehandelt.Überdas<br />

sonstigeGeschäftsverhaltendesHändlerssagtdasFair<strong>trade</strong>-SiegelaufeinzelnenProduktenalsonochnichtsaus.<br />

Der Vertrieb der <strong>fair</strong> gehandelten<br />

Produkte ist an eine Lizenzgebühr geknüpft.<br />

Die Gebühr beträgt zum Beispiel<br />

für Bananen drei Cent pro Kilo,<br />

für Blumen 68 Cent pro 100 Stiele/40cm,<br />

für Kaffe 22 Cent pro Kilo<br />

und für Textilien oder Sportbälle 2<br />

Prozent vom Nettoverkaufswert. Die<br />

Meldung und Lizenzabrechnung der<br />

Verkäufe erfolgt quartalsweise mit<br />

TransFair. Derzeit bieten in Deutschland<br />

180 Partnerfirmen rund 1000<br />

Fair<strong>trade</strong>-Produkte an, die in über<br />

36000Geschäften,WeltlädenundBioläden<br />

und über 18000 gastronomischenBetriebenerhältlichsind.<br />

Welche Zertifikate sind<br />

vertrauenswürdig?<br />

Die Bekanntheit des Fair<strong>trade</strong>-Siegels<br />

ist mit 69 Prozent sehr hoch. Es ge-<br />

DasBewusstseinfür<strong>fair</strong>enHandelnimmtweiterzu<br />

REGENSBURG.Aufdemhartumkämpften<br />

Einzelhandelsmarkt, auf dem es<br />

immer schwerer wird, vom Verbraucherwahrgenommenzuwerden,istes<br />

dem„SolidaritätindereinenWelte.V.<br />

Regensburg“ in den vergangenen 30<br />

Jahrengelungen,mitwenigenMitteln<br />

ein stabiles regionales Vertriebsnetz<br />

fürFair-Trade-Produkteaufzubauen.<br />

Anfangder1980er-Jahreverkauften<br />

viele Einzelinitiativen den Kaffee aus<br />

Nicaragua oder die Gewürze aus Indien<br />

noch in Gemeindezentren oder<br />

auf Märkten. Zwar eröffneten in RegensburgundderweiterenUmgebungdieerstensogenanntenDritte-Welt-Läden<br />

(die später in Eine-Welt- oder nur<br />

Weltläden umbenannt wurden), aber<br />

die Produkte des „Dritte-Welt-Handels“<br />

wurden hauptsächlich von Insidernwahrgenommenundgekauft.<br />

„Diese vielen einzelnen Initiativen<br />

brauchten dringend bessere undstabilere<br />

Rahmenbedingungen“, erinnert<br />

sich Ulrich Frey, der Vorsitzende des<br />

Vereins „Solidarität in der einen Welt<br />

e.V. Regensburg“. So entstand die Idee,<br />

für die verschiedenen Dritte-Welt-<br />

Handels-Initiativen und -Läden eine<br />

Dachorganisationzuschaffen,diesich<br />

um alle rechtlichen und finanziellen<br />

Fragen kümmerte, damit sie den Rücken<br />

für ihre eigentliche Arbeit frei<br />

hatten.1983wurdedeshalbderVerein<br />

„Solidarität in der einen Welt e.V. Regensburg“<br />

aus der Taufe gehoben und<br />

übernahm zunächst den Betrieb von<br />

vier Dritte-Welt-Läden in Regensburg,<br />

Straubing,WeidenundArzberg.<br />

Nach und nach baute der Verein<br />

sein Netz von Weltläden aus. Schließlich<br />

wurde die GEPA, einer der größten<br />

Fair-Handelsorganisationen in<br />

Europa, auf den Verein aufmerksam<br />

undschlossmitdemVereineinenVertrag,<br />

ein GEPA-Regionallager für Ostbayernzuerrichtenundzuführen.So<br />

entstand zusätzlichzuWeltläden ein<br />

Zentrallager in Eiglstetten bei Bad Abbach.<br />

Nach fast 30 Jahren hat sich der<br />

Verein fest etabliert. Er betreibt heute<br />

13 Weltläden (in Bamberg, Cham,<br />

Forchheim, Marktredwitz, Neutraubling,<br />

Parsberg, Regensburg, Straubing,<br />

Sulzbach-Rosenberg, Tirschenreuth,<br />

Vilsbiburg, Weiden und Wunsiedel)<br />

und erwirtschaftete 2010 einen Umsatzvon1,24MillionenEuro.ZumSortimentgehörennebendenklassischen<br />

Fair-Trade-Produkten Kaffee, Tee, Kakao<br />

und anderen Nahrungsmitteln<br />

auch Kunsthandwerk, Instrumente,<br />

Bekleidung, Spielwaren, Sport- und<br />

Spielbälleundvielesmehr.DieWaren<br />

kommen zwar hauptsächlich von der<br />

GEPA, aber auch von anderen Fair-<br />

Handelsorganisationen. Darüber hinausinformiertderVereinregelmäßig<br />

in zahlreichen Einzelveranstaltungen<br />

über die Probleme der EntwicklungsländerundfördertdieBegegnungzwischen<br />

den Kulturen. Wirtschaftlich<br />

schreibt der Verein eine schwarze<br />

Null. Überwiegend trägt er sich aus<br />

den Erlösen der Weltläden, aber auch<br />

aus Spenden und aus zinslosen Darlehen<br />

von Privatpersonen oder Organisationen,die<br />

zur Vorfinanzierung des<br />

nießtgroßesVertrauenundwirdauch<br />

von unabhängigen Organisationen,<br />

zum Beispiel von der Verbraucher Initiative<br />

e.V. (Bundesverband) empfohlen.<br />

Um die Glaubwürdigkeit des Zertifikatssicherzustellen,erfolgtdieZertifizierung<br />

nach der international anerkannten<br />

Norm ISO 65. Darüber hinauswerdendiezertifiziertenBetriebe<br />

regelmäßig von den Auditoren der<br />

FLO-Cert überprüft und in ihrer Entwicklungweiterbegleitet.<br />

Neben dem Fair<strong>trade</strong>-Siegel des<br />

TransFairDeutschlande.V.gibtesaber<br />

auch noch eine Reihe weitere Zertifikate<br />

und Handelsorganisationen, die<br />

<strong>fair</strong> gehandelte Produkte vertreiben.<br />

Dabeiistentscheidend,wasfürVerträge<br />

diese Handelsorganisationen mit<br />

den Erzeugern in den sogenannten<br />

Entwicklungsländern schließen. Die<br />

Grundstandards – Preise, die ausreichen<br />

den Lebensunterhalt des Erzeugers<br />

und seiner Familie zu sichern,<br />

nachhaltige Bewirtschaftung, langfristige<br />

Lieferverträge und soziale Sicherung<br />

– sollten eingehalten sein. Das<br />

ganze Verfahren sollte darüber hinaus<br />

transparent, nachvollziehbar und<br />

überprüfbarsein.<br />

„SolidaritätindereinenWelte.V.“führt13WeltlädenzwischenStraubingundBamberg/StabilesVertriebsnetzfürFair-Trade-Produkte<br />

WeltlädenführeneingroßesSortiment. Foto:Tautz<br />

Wareneinkaufs dienen. Der „Solidarität<br />

in der einen Welt e.V.“ beschäftigt<br />

zur Zeit 14 Voll- und Teilzeitkräfte.<br />

Dem stehen allerdings 324 ehrenamtliche<br />

Helfer gegenüber. „Ohne die Ehrenamtlichen<br />

wäre der Verkauf der<br />

Fairhandels-Produkte in dieser Form<br />

nichtmöglich“,sagtFrey.<br />

Der Vorsitzende sieht die Zukunft<br />

des <strong>fair</strong>en Handels positiv: „Das Bewusstsein<br />

für <strong>fair</strong>en Handel wird immergrößer“,sagtFrey.„DieMenschen<br />

kaufen sehr bewusst ein, wenn es das<br />

Budget zulässt, greifen sie auch zu<br />

Fair-Trade-Produkten.“<br />

Seit einigen Jahren sucht der „Solidarität<br />

in der einen Welt e.V.“ auch<br />

den direkten Kontakt zu Erzeugern in<br />

den Entwicklungsländern und entwickelteeinePartnerschaftzur„SolidarityassociationinKenya“,einerVereinigungvon30Produzentengruppen,die<br />

sich für <strong>fair</strong>en Handel im eigenen<br />

Land und international einsetzt. Die<br />

Weiterentwicklung der Partnerschaft<br />

mit Erzeugern in Kenia „ist ein spannender<br />

Prozess, der uns in den nächstenJahren<br />

sicher beschäftigenwird“,<br />

sagt Frey. Weitere Infos auf www.<strong>fair</strong>er-handel-regensburg.de(mty)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!