fair trade - Wirtschaftszeitung
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WIRTSCHAFTSZEITUNG<br />
STANDORT-CHECK<br />
FürGewerbe-und IndustrieansiedlungenbietetSchwandorfeine idealeAnbindung. Fotos:StadtSchwandorf<br />
INTERVIEW<br />
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JOHANNA WEINGÄRTNER, WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG DER STADT SCHWANDORF, IM STANDORT-CHECK DER STADT SCHWANDORF<br />
HarteundweicheFaktorenstimmen<br />
WashatSchwandorf,wasandereStandortenichthaben?WoliegendieAlleinstellungsmerkmaleIhrerStadt?<br />
Die Große Kreisstadt ist Sitz des<br />
Landratsamtes und gleichzeitig das<br />
Zentrum des gleichnamigen Landkreises.<br />
Die Stadt selbst zählt etwa<br />
28000Einwohnerunderfülltzugleich<br />
die Zentralitätsfunktion für etwa<br />
120000Landkreisbewohner.<br />
Diese Position zeigt sich ganz besonders<br />
in einem umfassenden Angebot<br />
an allen Allgemeinbildenden<br />
Schulen und dem Beruflichen Schulzentrum<br />
Oskar-von-Miller, dem die<br />
Berufsfachschulen, die Berufsschulen<br />
und die Berufsoberschulen zugeordnet<br />
sind. Auch überdurchschnittlich<br />
viele Einrichtungen der beruflichen<br />
Weiterbildung und Erwachsenenbildung<br />
haben sich in Schwandorf etabliert.<br />
Im Bereich der medizinischen<br />
Versorgung wird Schwandorf mit<br />
zwei Krankenhäusern, niedergelassenen<br />
Ärzten aller Fachrichtungen,<br />
zahlreichenHeilberuflernundumfassenden<br />
medizinischen Einrichtungen<br />
seinerZentrumsfunktiongerecht.<br />
Außerdem belegt der SchwandorferEinzelhandeldieZentralitätder<br />
Stadt: Sein Marktgebiet deckt sich<br />
weitgehend mit dem Landkreis und<br />
umfasst ein Einwohnerpotenzial von<br />
circa 120000 Personen. Die Erhebungen<br />
für das Einzelhandelsentwicklungskonzept<br />
der Großen Kreisstadt<br />
bestätigen Schwandorf eine Kaufkraftbindungsquote<br />
von circa 87 Prozent,einWert,derfürStädteindieser<br />
Größenordnung im überdurchschnittlichen<br />
Bereich liegt. Auf dem<br />
Gelände der ehemaligen Tonwarenfabrik<br />
(TWF) werden in nächster Zeit<br />
Einzelhandelsnutzungen angesiedelt,<br />
die das vorhandene Sortiment noch<br />
ergänzen.<br />
UnddieInfrastruktur?Woliegendadie<br />
StärkenSchwandorfs?<br />
Mit der Eisenbahn begann in<br />
Schwandorf die Industrialisierung,<br />
wobei die Tonwarenfabrik den AnfangmachteunddasBayernwerkund<br />
das Aluminiumwerk folgten. WenngleichesTonwarenfabrikundBayernwerk<br />
heute nicht mehr gibt – das<br />
Müllkraftwerk ist ein Beispiel für die<br />
Bedeutung des Schienennetzes: Die<br />
AnlieferungdesMüllszumKraftwerk<br />
Schwandorf erfolgt zum Großteil auf<br />
der Schiene über ein umweltfreundlichesFerntransportsystem.<br />
Der Bahnhof Schwandorf bildet,<br />
neben dem Bahnhof Regensburg,<br />
einenderBedeutsamstenimRegionalverkehrderOberpfalz.Schwandorfist<br />
auch an das Straßennetz hervorragendangebunden.DiedirekteLagean<br />
der Autobahn (Regensburg-Hof) A93<br />
und dreiAnschlussstellen belegen die<br />
unmittelbareAnbindungandasüberregionale<br />
Verkehrsnetz. Die Autobahn<br />
A6istinzwölfkmEntfernung<br />
über die B15 (Regensburg-Hof) gut zu<br />
erreichen. Die Anbindung an das regionale<br />
Verkehrsnetz in West-Ost-<br />
Richtung ist durch die B85 (Amberg-<br />
Schwandorf-Cham)gegeben.<br />
Darüber hinaus bietet die Stadt<br />
eine umweltverträgliche und im<br />
Preisvergleich günstige Versorgung<br />
mit Fernwärme. Das Versorgungsnetz<br />
hat einen Umfang, der circa 40 ProzentgrößeristalsdasFernwärmenetz<br />
amFlughafenMünchen.<br />
DerStruktureinesWirtschaftsstandortes<br />
kommteineimmerwichtigereBedeutung<br />
zu.WieistdieBranchen-undFirmenpaletteSchwandorfszusammengesetzt?<br />
Die Große Kreisstadt zählt gut<br />
11600 sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigte, wobei gut 20 Prozent im<br />
Wirtschaftsbereich Handel, Gastgewerbe<br />
und Verkehr zu finden sind.<br />
Knapp 45 Prozent der Beschäftigten<br />
sind dem Dienstleistungssektor zuzuordnen.<br />
Den zweitgrößten WirtschaftsbereichbildetdasproduzierendeGewerbe,mitknapp35Prozentder<br />
sozialversicherungspflichtig Beschäftigten.<br />
In diesem Zusammenhang ist<br />
MeillerGHP als eines der führenden<br />
Unternehmen für individualisierte<br />
JohannaWeingärtner<br />
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KundenkommunikationinEuropazu<br />
nennen. Ein weiteres Top-Unternehmen<br />
seiner Branche ist die Firmengruppe<br />
Wolf, die ihre Fleisch- und<br />
Wurstprodukte rund um den Globus<br />
liefert. Mit der Benteler AutomobiltechnikisteingroßesWerkderBenteler-Gruppe,<br />
eine der weltweit größten<br />
unabhängigen Automobilzulieferer,<br />
in Schwandorf ansässig. Die Nabaltec<br />
AG produziert funktionale Füllstoffe<br />
für die Kunststoffindustrie und hochwertige<br />
Rohstoffe für die technische<br />
Keramik. Das Unternehmen bezieht<br />
den Prozessdampf für die energieintensive<br />
Produktion vom benachbarten<br />
Müllkraftwerk. Gerade im Hinblick<br />
auf die Energiewende ist in<br />
Schwandorf ein weiteres innovatives<br />
Unternehmen ansässig: Die<br />
Schmack-BiogasGmbH,einerderführenden<br />
deutschen Anbieter für Biogasanlagen.Seit2010istSchmack-Bio-<br />
gas ein Unternehmen der Viessmann-<br />
Gruppe. Von hier stammt auch die<br />
Horsch Maschinen GmbH, ein führender<br />
Hersteller von Maschinen für<br />
BodenbearbeitungundSätechnik.<br />
UndwiehochistdieZahlderArbeitsplätze?WievieleMenschenpendelnzumBeispieleinoderaus?<br />
AmArbeitsortSchwandorfwerden<br />
derzeit über 11600 Beschäftigte gezählt.DieStadtverfügtübereinenhohen<br />
positiven Pendlersaldo, bei dem<br />
die Zahl der Einpendler die der Auspendlerumgut2000übersteigt.Insgesamt<br />
gesehen konnte Schwandorf in<br />
den vergangenen Jahren einen Zuwachsansozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten – insbesondere in den<br />
Dienstleistungsbereichen – verzeichnen.<br />
ÖffentlicheAbgaben,alsodiekommunale<br />
Steuerpolitik,spieleneinegroßeRolle.<br />
WastutsichdainSchwandorf?<br />
Der Hebesatz für die Gewerbesteuer<br />
beträgt 350 Prozent und liegt<br />
damit im Durchschnitt bei Städten<br />
vergleichbarer Größenordnung. Aus<br />
Gesprächen mit Unternehmen zeigt<br />
sich jedoch, dass der Steuerhebesatz<br />
bei Erweiterungs- oder Ansiedlungsabsichten<br />
nicht mehr die große Rolle<br />
spielt. Viel wichtiger sind Fragen wie<br />
Verkehrsanbindung (Autobahnnähe),<br />
Grundstückspreis, PlanungssicherheitundArbeitsmarktsituation.<br />
InZeiten,indenender„Kampfumdie<br />
bestenKöpfe“längstentbranntist,wird<br />
dieLebensqualitätaneinemStandortimmerwichtiger.WashatdadieStadt<br />
Schwandorfzubieten?<br />
Neben den genannten „harten“<br />
spielen die sogenannten „weichen“<br />
Standortfaktoren eine immer größere<br />
Rolle. Die Unternehmen legen Wert<br />
auf einen Standort, der für die MitarbeitereinhohesMaßanLebensqualität<br />
bietet. Dies beginnt mit der Verfügbarkeit<br />
von preiswertem Wohnbauland.<br />
Die Stadt veräußert in zentrumsnahem<br />
Baugebiet den Quadratmetererschlossenfür120Euro,wobei<br />
jungenFamilienproKindeinePrämie<br />
von5000Eurogewährtwird.<br />
Auch die unterschiedlichsten Betreuungseinrichtungen<br />
von der Kinderkrippe<br />
über Kindergarten bis hin<br />
zu Kinderhort und Ganztagsschule<br />
stehen in Schwandorf zur Verfügung.<br />
Das Angebot an schulischen Einrichtungen<br />
reicht von den Grundschulen<br />
überHaupt-undMittelschulen,Gymnasium,<br />
zwei Realschulen bis hin zur<br />
FOS und BOS, Berufsschule und<br />
Volkshochschule. Schwandorf ist also<br />
eine Stadt, in der es sich gut arbeiten<br />
undlebenlässt.DieEinwohnerzahlen<br />
bleiben nahezu konstant – ein Beleg,<br />
dafür,dassdie„harten“und„weichen“<br />
StandortfaktoreninSchwandorfstimmen.<br />
DasInterviewführteGerdOtto<br />
SCHWANDORF.Am29.April2012jährt<br />
sich der Geburtstag des Türmersohns<br />
KonradMaxKunzzum200.Mal.Dieses<br />
Jubiläum hat, wie Oberbürgermeister<br />
Helmut Hey hervorhebt, in<br />
der Stadt einen „herausragenden Stellenwert“<br />
und wird entsprechend begangen.DerFestaktam29.April2012<br />
wird mit Festvortrag und Vorstellung<br />
des Buches „Der wilde Mann – Konrad<br />
Max Kunz und seine Zeit“ von<br />
Thomas Göttinger der Höhepunkt<br />
dieses Jubiläums sein, wobei jede der<br />
anderen Veranstaltungen ein besonderesEreignisfürsichist.<br />
In bayerischen Landen ist Konrad<br />
MaxKunzbekanntalsKomponistder<br />
Bayern-Hymne„Gottmitdir,duLand<br />
der Bayern“. Die Konrad-Max-Kunz-<br />
Tagesind ein Kultur- und Musikfestival,<br />
mit dem die Stadt Schwandorf<br />
JANUAR 2012 | SEITE 17<br />
Schwandorferinnertanden<br />
BürgerKonradMaxKunz<br />
KomponistderBayern-Hymnewurdevor200Jahrengeboren<br />
ReizvolleBlickwinkel,wohinmanschaut.<br />
SCHWANDORF. Eine Besonderheit<br />
SchwandorfssindzweifellosseineFelsenkeller.ImSchwandorferHolz-und<br />
Weinbergbefindensichüber100von<br />
Menschenhand in den Dogger-Sandstein<br />
gehauene Felsenkellerräume,<br />
die sich, nebeneinander oder in Etagen<br />
übereinanderliegend, von Nord<br />
nach Süd über annähernd einen Kilometer<br />
erstrecken. Anhand der bisher<br />
vorliegenden schriftlichen Quellen,<br />
Baudetails und archäologischen Funde<br />
sowie speziell der Geschichte des<br />
BrauwesensinderStadt,lässtsichaus<br />
guten Gründen eine Entstehungszeit<br />
der ersten Felsenkeller im letzten<br />
Viertel des 15. oder zu Anfang des 16.<br />
Jahrhundertsannehmen.<br />
Der Anlass ihrer Erbauung ist dabei<br />
in der Umstellung des Biererzeugungsverfahrens<br />
in dieser Zeit zu suchen.Anfangszwarzögerlich,begann<br />
man doch schrittweise von der oberen,<br />
warmen auf die untere, kalte Gärung<br />
überzugehen und erzielte damit<br />
ein süffigeres, vor allem aber länger<br />
lagerfähiges Getränk. Bedingungen,<br />
die die tiefen Keller noch heute bie-<br />
seit 2010 jedes Jahr an ihren großen<br />
Sohn erinnern und seine Bedeutung<br />
für einen wichtigen Teil bayerischer<br />
Landes- und Kulturgeschichte unterstreichen<br />
will. Die Konrad-Max-<br />
Kunz-Tage verstehen sich explizit als<br />
ein Bürgerfestival. „Selber machen<br />
statt von außen zukaufen“, lautet<br />
folglich die Devise, nicht zuletzt, um<br />
zu zeigen, welch großes kulturelles<br />
Potenzialauchineinerrelativkleinen<br />
StadtwieSchwandorfsteckt.<br />
Die Konrad-Max-Kunz-Tage sehen<br />
sichdeshalbauchinderTraditionder<br />
vonbürgergesellschaftlichemEngagement<br />
geprägten Chor- und Sängerbewegung<br />
des 19. Jahrhunderts, in der<br />
Kunz eine wichtige Rolle spielt, und<br />
berufen sich ausdrücklich auch auf<br />
die freiheitlich-demokratischen<br />
GrundprinzipiendieserBewegung.<br />
KellerhistoriezumAnfassen<br />
FelsenkelleralsbesondereAttraktionderStadtSchwandorf<br />
ten, und die, wie sich im Experiment<br />
zeigte, immer noch einen einwandfreienGärvorgangermöglichen.HeutehatessichdieStadtzurAufgabe<br />
gemacht, im Einvernehmen mit<br />
den Kellerrechtsinhabern sinnvolle<br />
Bereiche, unter anderem das sogenannte<br />
„Labyrinth“, aber auch einzelne<br />
andere Keller vor dem weiteren<br />
Verfall zu bewahren und sie der Öffentlichkeit<br />
zugänglich zu machen<br />
beziehungsweise durch kulturelle<br />
und museale Nutzung einer neuen<br />
Verwendungzuzuführen.<br />
FührungeninrepräsentativenTeilbereichen<br />
des Labyrinths, einem miteinander<br />
verbundenen Ensemble von<br />
siebenKellersystemen,bestehend aus<br />
etwa 60 Räumen und Gängen, erfreuen<br />
sich größter Beliebtheit bei Besuchern<br />
aus nah und fern. Hier kann<br />
man vor Ort Kellergeschichte „zum<br />
Anfassen“ erleben. GruppenführungenkönnengegeneineAufwandsentschädigung<br />
gebucht werden. Festes<br />
Schuhwerk und eine warme Jacke (8<br />
Grad Celsius im Labyrinth) werden<br />
empfohlen.<br />
DieEntstehungderFelsenkellerreichtbisins15.Jahrhundertzurück.