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fair trade - Wirtschaftszeitung

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WIRTSCHAFTSZEITUNG<br />

FAIR TRADE<br />

ZurückzudengrünenWurzeln<br />

MichaelaGielgensorgtmitihremConceptStore„Ludwig3“fürFurore/FairGehandeltesist„cool“<br />

VON MECHTILD ANGERER<br />

REGENSBURG.Möglich,dassgrüneund<br />

<strong>fair</strong> gehandelte Waren von cleveren<br />

Marketingexperten als verkaufsfördernder<br />

Trend entdeckt wurden: Für<br />

Michaela Gielgen vom Regensburger<br />

Concept Store „Ludwig 3“ waren solche<br />

Gründe bei ihrer geschäftlichen<br />

Kehrtwende hin zu Fair-Trade-Waren<br />

nichtausschlaggebend.<br />

„IchbinmeinerinnerenStimmegefolgt“,<br />

sagt die Store-Inhaberin. Als sie<br />

vorgutzweiJahrenihrenneuenLaden<br />

in der Ludwigstraße 3 in Regensburg<br />

eröffnet hat, geschah das nicht aus<br />

dem Nichts heraus: Zuvor hatte Gielgen<br />

an der selben Adresse zwölf Jahre<br />

lang einen eigenen Bogner-Shop betrieben.Derliefgut,undauchüberdas<br />

Verhältnis zum Franchisegeber hat<br />

GielgennurGuteszuberichten.<br />

Doch etwas fehlte: „Der Shop und<br />

ich,wirhabenunsauseinanderentwickelt.“<br />

Bei Bogner wurde das Exklusivitätsprinzip<br />

zugespitzt, Gielgen dagegen<br />

spürte ihre grünen Wurzeln:<br />

Die Geschäftsfrau lebt auf dem Land,<br />

aufeinemgroßenHof,zusammenmit<br />

Familie, zehn Hunden, sieben Katzen,<br />

zweiPferden,zweiPonysundzweiHasen.<br />

Und wenn in ihrer Umgebung jemand<br />

etwas von Tieren in Not weiß,<br />

istsiedieersteAnsprechpartnerin,um<br />

zuhelfen.„IchwarprivateineganzanderePersonalsimGeschäft.“<br />

Neue Geschäftsidee entwickelt<br />

Dassetwasnichtstimmte,wurdezum<br />

Beispiel abends vor dem Fernseher<br />

klar: „Ich habe begonnen, die Sportler<br />

auf ihren Siegertreppchen zu beneiden.<br />

Nicht wegen ihres Erfolges, sondern<br />

weil ich dachte, die können den<br />

ganzenTaglangdastun,wassiegerne<br />

tun,daswürdeichauchgerne.“<br />

Um daraus Konsequenzen zu ziehen,<br />

bedurfte es des Kennerblicks<br />

einerMutter:Dieschenkte,kurzbevor<br />

der Franchisevertrag vor der Entscheidung„AuslaufenlassenoderVerlängerung“stand,ihrerTochterkurzerhand<br />

„MitFairTradewirdgewaltigSchindludergetrieben“<br />

FairTrademussnichtteuersein:DerStraubingerGeorgRösnerforderteinengesetzlichenSchutzfür<strong>fair</strong>gehandelteProdukte<br />

STRAUBING. Georg Rösner ist für hochwertige<br />

Bio-Produkte bekannt. Sofern<br />

es möglich ist, verwendet er für seine<br />

süßen Gummibärchen, Bonbons und<br />

SchokolinsenFair-Trade-Rohstoffewie<br />

zum Beispiel Zucker oder Kakao. Wer<br />

nachhaltig arbeite, solle auch gerecht<br />

bezahltwerden,findetderStraubinger<br />

Unternehmer. Bio und Fair Trade, das<br />

gehöreirgendwiezusammen.Wasihn<br />

aber gewaltig ärgert: „Mit Fair Trade<br />

wirdgewaltigSchindludergetrieben.“<br />

Georg Rösner ist gebürtiger Straubinger,<br />

ist dort aufgewachsen, zur<br />

Schule gegangen und hat dort auch<br />

seine Vertriebs GmbH angesiedelt.<br />

Heimatverbunden ist er – immerhin<br />

nimmt er Standortnachteile auf sich,<br />

um in seiner Stadt zu leben und zu<br />

arbeiten. Wäre sein Unternehmen in<br />

Hamburg oder Holland, nahe an den<br />

großen Häfen, hätte er weniger Transportkosten,<br />

denn Rohstoffe wie Zucker<br />

müssen erst nach Niederbayern<br />

gebrachtwerden,bevordarausleckere<br />

Süßigkeitenentstehenkönnen.<br />

Doch der Eindruck täuscht. Georg<br />

Rösner ist trotz aller Heimatverbundenheit<br />

weltweit daheim. Auslandserfahrungen<br />

hat er viele. Die Arbeitsbedingungen<br />

auf Plantagen rund um<br />

denGlobussindihmsehrvertraut.Ein<br />

Global Player also. Aber nicht nur der<br />

Chef. Auch seine Süßigkeiten. Amerikaner,Kanadier,Russen,Südafrikaner,<br />

Südkoreaneroder Japaner – sie alle essen<br />

wie wir Europäer seine Bio-Gummibärchenoderlutschen<br />

Bio-Bonbons<br />

aus Straubing. Nur merken viele Kunden<br />

dasgar nicht, weilGeorg Rösners<br />

MichaelaGielgeniststolzaufihrenConceptStore„Ludwig 3“. Foto:xma<br />

zumGeburtstageinenUnternehmensberater.<br />

Gemeinsam wurden Geschäftschancen,<br />

aber auch Vorlieben<br />

und Überzeugungen durchleuchtet<br />

und eine neue Geschäftsidee entwickelt.DasErgebniswarLudwig3–einLaden,<br />

der außer Mode und Textilien<br />

auch Lebensmittel, Bücher, Kosmetika,<br />

Dekorationsartikel und Kleinmöbel<br />

führt. Ein buntes Sortiment in<br />

einem freundlich-klar gestalteten,<br />

grün-weißen Geschäftsraum, das ein<br />

gemeinsames Konzept verbindet: Was<br />

in Ludwig 3 verkauft werden will,<br />

muss entweder eine umweltfreundliche,organischeHerstellungaufweisen<br />

oder <strong>fair</strong> gehandelt sein. „Als das Ergebnis<br />

stand, musste meineMutter lachen“,<br />

erinnert sich Michaela Gielgen:<br />

„Siemeinte,unddassollneusein?Das<br />

haben wir bei unserem ,Kunst in Garten’<br />

schon vor Jahrzehnten so gemacht.“<br />

Ein grüner Concept Store als<br />

die neue Generation Hofladen in der<br />

Produkte nicht nur unter den eigenen<br />

Labels „ökovital“ und „Bio Primissimo“<br />

erhältlich sind, sondern auch als<br />

Eigenmarken verschiedener Handelskettenverkauftwerden.<br />

„FairTradeisteineguteSache“,sagt<br />

Georg Rösner. Lebens- und Arbeitsbedingungen<br />

in armen Ländern können<br />

soverbessertwerden.„DasProblemist<br />

aber, dass Fair Trade keiner gesetzlichen<br />

Vorschrift unterliegt“, klagt er<br />

an.„Im Gegensatz zu Bio“,fügt er hinzu.<br />

Was Bio ist und was nicht, das regelt<br />

die EU-Öko-Verordnung und dazugehörigeDurchführungsverordnung.DieParagrafenkannerauswendig.<br />

Fair Trade ist nicht geschützt. Er<br />

als Produzent unterwirft sich sozusagen<br />

freiwillig strengen Kriterien und<br />

setztaufdaszuverlässigeFair<strong>trade</strong>-Siegel<br />

von TransFair. Als unabhängige<br />

InitiativevergibtTransFairdasSiegel–<br />

und zwar nach den hohen Standards<br />

von FLO (Fair<strong>trade</strong> Labelling Organzisations<br />

International). „Das ist zuverlässig“,<br />

versichert der Straubinger<br />

Unternehmer und tippt auf das Logo<br />

auf seiner Schokolinsen-Packung.<br />

„Aber achten Sie auf das kleine „R“<br />

obenrechts.Nurdannistesecht.“<br />

Kriterien hin oder her – SchindluderwirdbeiderPreisgestaltunggetrieben.<br />

„Ich rede jetzt nicht von Dritte-<br />

Welt-Läden oder kleinen Händlern.<br />

Ich rede vom Lebensmittel-Großhandel“,<br />

sagt Georg Rösner. „Soll man das<br />

überhaupt sagen“, fragt er sich selbst.<br />

„Ja, es wird Zeit, dass man was sagt“,<br />

gibtersichselbstdieAntwort.Namen<br />

willernichtnennen.Aberesgebevie-<br />

Stadt–zumindestfürRegensburgwar<br />

das etwas Neues. Die Kunden rannten<br />

Michaela Gielgen die Türen ein, in<br />

Internetforen wird der Store ob seines<br />

besonderen Flairs gefeiert. „Es gibt<br />

wahnsinnig viele Menschen, die am<br />

ThemaFairTradeundorganicinteressiert<br />

sind, und zwar jeden Alters, Geschlechts<br />

und jeder Gesellschaftsschicht“,<br />

so ihre Erkenntnis. Auch<br />

Männer entwickelten einen Blick für<br />

Grünes – und sei es, weil die hier gekaufte<br />

organische Jeans gut sitzt und<br />

von überzeugender Qualität ist. Einfachwunderbarfindetsie,dassihrviele<br />

Bogner-Kunden die Treue gehalten<br />

haben, exklusiv und grün geht offenbardochzusammen.„Grünseinistinzwischencool.“<br />

Dazu habe auch die rasante Entwicklung<br />

der Ökomode beigetragen,<br />

der Style war anfangs hauptsächlich<br />

jung, kurz, knackig, bunt, extrem. Inzwischen<br />

hat sich das Feld erweitert,<br />

und in Ludwig 3 hängen T-Shirts für<br />

GeorgRösnersVetriebs GmbHsetztaufBioundFairTrade. Foto:xrc<br />

le,dieordentlichmitFairTradeverdienenundgezieltalsMarketingstrategie<br />

einsetzen. Fair Trade, das suggeriere<br />

dem Kunden ja, er bezahle aus sozialen<br />

Gründen mehr Geld für die Ware.<br />

Das „Mehr“ wiederum kommedenarmen<br />

Bauern zugute. Da kann Georg<br />

Rösner nur müde lächeln. „Schön<br />

wär’s“.<br />

Georg Rösner rechnet vor. Für<br />

einen 100-Gramm-Beutel seiner Schokolinsen<br />

bezahlt er für den darin enthaltenen<br />

Fair-Trade-Bio-Zucker zwei<br />

Cent mehr als für „nur“ Bio-Zucker.<br />

„SovielteurersinddieFair-Trade-Rohstoffe<br />

nicht“, merkt er an. Wie der<br />

studentenfreundliche 29 Euro neben<br />

Kaschmirjacken für 1000 Euro. Das<br />

lockt eine umso buntere Käuferschar<br />

an, ebenso wie mybeans-Kaffee, mymüsli-Mischungen,<br />

Haselnussöl und<br />

Naturkosmetik, Bücher und KüchenbretterausBuchenholz.MitihrenZulieferernverbindetMichaelaGielgeneinregesInteresse:„Ich<br />

bewundere an diesen jungen Menschen<br />

mit ihren jungen Labels ihre<br />

Überzeugung, ihre Strenge mit sich<br />

selbst.“<br />

Der Artikel und seine Geschichte<br />

Praktisch zu jedem Artikel weiß sie<br />

seine Geschichte: So findet sich in jeder<br />

Kuyichi-Jeans ein Tracking-Label,<br />

das den Weg der Wertschöpfung bis<br />

zur Baumwollpflanze zurückverfolgen<br />

lässt. Fair Trade Cashmere (FTC)<br />

hat in der Inneren Mongolei eine Textilproduktion<br />

aufgebaut, die von der<br />

Ziegenzucht bis zum fertigen Produkt<br />

alles selbst macht, und damit einem<br />

schon aussterbenden Dorf eine Zukunft<br />

gegeben. Friendly Hunting<br />

unterstützt in Nepal Schulprojekte<br />

und hat ganz nebenbei einen neuen<br />

Hypekreiert:Kaschmir-Schals,diefrüher<br />

wegen minimaler Webfehler weggeworfen<br />

worden wären, bekommen<br />

als Patchworkschals eine neue Chance.<br />

„Das ist nachhaltig, jedes Stück ist<br />

einzigartig. Die Kunden haben mir<br />

dieseSchalsausderHandgerissen.“<br />

Das Konzept von Ludwig 3 überzeugt<br />

nicht nur die Kunden: 2010 bekam<br />

der Concept Store in Dortmund<br />

den „FA!R Handelspreis“ verliehen.<br />

Und Michaela Gielgen, die sich ganz<br />

unvermittelt in der Rolle der grünen<br />

BotschafterinundReferentin aufKongressen<br />

wiederfand, hat jetzt offenbar<br />

denLaden,derzuihrpasst–dieSportler<br />

im Fernsehen werden jedenfalls<br />

nichtmehrbeneidet.„Jetztbinichselber<br />

täglich in meinem Geschäft, weil<br />

es mir Freude macht“, sagt Gielgen,<br />

undnimmteinpaarKörner„Knabberhanf“–¨einefeineHommagedesSortimentsandie„GenerationMandavia“.<br />

Handel allerdings auf den viel höherenEndpreiskommt,istganzeinfach:<br />

Angenommen Georg Rösner verkauft<br />

eine Packung Bio-Süßigkeiten<br />

für0,95EuroandenHändler.Derwiederum<br />

kalkuliert zum Beispiel mit<br />

einem Aufschlag von 67 Prozent. Das<br />

sind 0,63 Euro. Daraus ergibt sich ein<br />

Endpreis von 0,95 Euro + 0,63 Euro =<br />

1,58 Euro. Das Fair-Trade-Bio-Produkt<br />

hingegen kostet 0,02 Euro mehr. 67<br />

Prozentvon0,97Euromacht0,64Euro<br />

Aufschlag, das heißt, das Produkt kostet1,62Euro.Würdekosten,wärepassender.<br />

„Da es sich ja um Fair Trade<br />

handelt, gehenmancheHändler her<br />

JANUAR 2012 | SEITE 13<br />

Aufwärtstrend<br />

Fairness:StabileMarktlage<br />

BERLIN.Wiedas„ForumFairerHandel“inseinenjüngstenErhebungen<br />

veröffentlicht, bieten mittlerweile<br />

insgesamt 36 deutsche Unternehmen<br />

ausschließlich Produkte aus<br />

Fairem Handel an. Diese anerkannten<br />

Fair-Handels-Importeure verkauften<br />

2010 Waren im Wert von<br />

134 Millionen Euro, darunter gesiegelte<br />

und ungesiegelte. Mit 45 Prozent<br />

sind Weltläden hier nach wie<br />

vor der bedeutendste Vertriebsweg.<br />

Wichtige Fair-Handels-Importeure<br />

sindbeispielsweiseGEPA (miteiner<br />

Verkaufssumme von 83 Millonen<br />

Euro), EL Puente (12 Millionen<br />

Euro), dwp (neun Millionen Euro),<br />

BanaFair(dreiMillionenEuro),Globo(dreiMillionenEuro).<br />

DurchdaszunehmendeAngebot<br />

haben immer mehr Menschen die<br />

Möglichkeit, den Kauf <strong>fair</strong> gehandelter<br />

Produkte in ihren Alltag zu<br />

integrieren.Rund33000Lebensmittelgeschäfte,<br />

Supermärkte, Drogerien<br />

und Discounter bieten mittlerweile<br />

Produkte aus Fairem Handel<br />

an, das sind 3000 mehr als im Vorjahr.<br />

Darunter sind auch 2000 Bio-<br />

Märkte und Naturkostläden. Denn<br />

50ProzentderLebensmittelausFairem<br />

Handel sind auch bio-zertifiziert.<br />

In rund 800 Weltläden, den<br />

Fachgeschäften für Fairen Handel,<br />

finden Kunden neben Lebensmitteln<br />

auch ein großes Sortiment an<br />

Handwerksprodukten aus Asien,<br />

AfrikaundLateinamerika.<br />

Der Außer-Haus-Markt ist der<br />

Fair-Handels-BereichmitdenstärkstenWachstumszahlen.2010konnte<br />

die Anzahl an Kantinen, Mensen,<br />

Restaurants, Cafés und Bäckereien,<br />

die <strong>fair</strong>e Produkte anbieten, um 20<br />

Prozent auf 18000 Betriebe gesteigert<br />

werden. Gleichzeitig erhöhte<br />

sich auch das Angebot <strong>fair</strong> gehandelterProdukteinderGastronomie.<br />

So stellte etwa der Kaffeehaus-KonzernStarbucksimvergangenenJahr<br />

alle Espresso-basierten Sorten auf<br />

Fair<strong>trade</strong> um. Neben Kaffee tragen<br />

auch Tee, Trinkschokolade, Wein<br />

undSäftezumBoombei.(wz)<br />

und schlagen zum Beispiel nochmal<br />

87Prozentauf“,sagtGeorgRösner.„Es<br />

istjaFairTrade.“<br />

Wie ironisch. Da vergeht einem sogar<br />

das „müde Lächeln“. Georg Rösner<br />

rechnet weiter: „In unserem Beispiel<br />

sind das 0,97 Euro mal 87 Prozent =<br />

0,84 Euro. Die Packung Fair -Trade-Süßigkeiten<br />

kostet im Laden dann 1,81<br />

Euro. Das heißt, der Kunde zahlt 19<br />

Cent mehr als er müsste.“ Der Hammer<br />

kommt aber noch: „Wer allerdings<br />

glaubt, dass diese 19 Cent für<br />

Produzenten in armen Ländern sind,<br />

der irrt sich gewaltig. Das ist der Gewinn,<br />

den sich der Händler einschiebt.“<br />

Am „großen Reibach“, den viele damit<br />

machen, will er nicht teilhaben.<br />

„Fair Trade ist für viele nur nackte PR<br />

und Kundenanlock-Masche für eigene<br />

Zwecke.“ Er selbst bezahlt aus Überzeugung<br />

ein paar Cent mehr für Rohstoffe<br />

aus <strong>fair</strong> gehandeltem Anbau,<br />

aber er verzichtet bewusst auf einen<br />

extra Fair-Trade-Gewinnaufschlag<br />

beim Verkauf, so wie Großhändler es<br />

tun. Und er geht noch weiter. Er setzt<br />

sichinGremiendafürein,dassendlich<br />

der Fair-Trade-Aufschlag – unabhängig<br />

von Handelsspannen – direkt an<br />

den Erzeuger durchgereicht wird.<br />

„Wenn ein Endverbraucher fünf Cent<br />

mehrfüreinenBeutelSüßigkeitenaus<br />

Fair Trade bezahlt, dann müssen doch<br />

wenigstens vier Cent beim Erzeuger<br />

ankommen“,fordertGeorgRösner.„So<br />

eine Art Milchpfennig für Fair Trade<br />

müsste es geben“, wünscht er sich. In<br />

einerWochewäreWeihnachten.(xrc)

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