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fair trade - Wirtschaftszeitung

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WIRTSCHAFTSZEITUNG<br />

FAIR TRADE<br />

ImmereineSpargelspitzevoraus<br />

Die„Fair<strong>trade</strong>-Towns“NeumarktundAbensbergsindstolzaufihreAuszeichnung<br />

VON CLAUDIA ROTHHAMMER<br />

OSTBAYERN. Kaffee, Kakao, Zucker,<br />

Baumwolle. Fair-Trade-Produkte gibt<br />

es viele. Neu im Sortiment sind Fair<strong>trade</strong>-Towns.<br />

In Niederbayern ist dies<br />

Abensberg, in der Oberpfalz Neumarkt.Bislangsindsiedieerstenihrer<br />

Art in Ostbayern und stolz darauf.<br />

Landshut und Regensburg würden<br />

gerne dazu gehören und das blau-grüneSiegelvonTransFairtragen.<br />

Ende November ist im Regensburger<br />

Verwaltungs- und Finanzausschuss<br />

eine entscheidende WeichenstellungfürdieBewerbungumdenTitel<br />

„Fair<strong>trade</strong>-Town“ gefallen. Dieser<br />

Vorentscheidung muss aber noch der<br />

gesamte Stadtrat in seiner nächsten<br />

Sitzung zustimmen. Falls er das tut,<br />

liegtvorderOberpfälzerStadtnochjede<br />

Menge Arbeit. Fünf Kriterien müssen<br />

erfüllt werden, um die Auszeichnungzubekommen(sieheunten).„Im<br />

Grundekönnenwiralleserfüllen.Was<br />

fehlt, ist ein positiver Bescheid der<br />

Stadt“,sagtClaudiaSpieglvonderödp<br />

und Mitinitiatorin der Interessengemeinschaft,<br />

die sich für die BewerbungderStadteinsetzt.<br />

DieStädteversprechensichvonder<br />

Auszeichnung Imagegewinn, betonen<br />

aber auch ihre soziale Vorbildfunktion.<br />

In Deutschland gibt es bereits 63<br />

Fair<strong>trade</strong>-Towns. Genauso viele arbeiten<br />

gerade an der Umsetzung der Kriterien,<br />

um ebenfalls diesen Titel führen<br />

zu dürfen. Auf die Frage, warum<br />

Regensburg diesen Titel braucht, antwortet<br />

Claudia Spiegl: „Unsere Stadt<br />

ist Weltkulturerbe. So wie wir Welterbe<br />

schützen müssen, müssen wir<br />

auch unsere Ressourcen schützen.“<br />

Fair<strong>trade</strong>-ProdukteimLebensmittelgeschäftAchtnerinAbensberg Foto:Pieknik<br />

Dazu wiederum gehöre Fair Trade. Sie<br />

verweist zudem auf den Stadtratsbeschluss<br />

aus dem Jahr 2009: Damit hat<br />

sich Regensburg verpflichtet, keine<br />

Produkte aus ausbeuterischer Kinderarbeit<br />

zu kaufen. Die Bewerbung als<br />

Fair<strong>trade</strong>-Town sei der nächste logischeSchritt,soSpiegl.<br />

So sieht es auch Richard Geiger<br />

vomAmtfüröffentlicheOrdnungund<br />

Umwelt der Stadt Landshut. Auch seineStadthatsichdazuverpflichtet,keineWaren<br />

ausKinderarbeitzukaufen.<br />

„Den Stadträten liegt das Thema sehr<br />

am Herzen“, weiß er. Denn sie hoffen,<br />

dass die Kinderarbeit zurückgeht,<br />

wenn Erwachsene gerechte Löhne bekommen.<br />

„Es ist unsere Pflicht, gegen<br />

diesen Missstand anzugehen“, so RichardGeiger.<br />

Gerade wenn man öffentliche Gelder<br />

verwalte, müsse man doch sicherstellen,<br />

dass damit sinnvoll umgegangenwerdeundkeineProduktegekauft<br />

werden, die unter ungerechten beziehungsweise<br />

illegalen Bedingungen<br />

hergestellt wurden. Auch Ruth<br />

Dorner, Bürgermeisterin von Neumarkt,<br />

sieht die Verantwortung der<br />

Kommunen. „Wir dürfen über Werte<br />

InfünfSchrittenzurFair<strong>trade</strong>-Town<br />

DerForderungskatalog:WasRegensburgnochtunmussundNeumarktlängsthat<br />

REGENSBURG. Der Forderungskatalog<br />

zur Fair<strong>trade</strong>-Townscheint machbar –<br />

doch Regensburg tut sich mit der Umsetzung<br />

noch schwer. Folgendes wäre<br />

nochzutun:<br />

1. EsliegteinBeschlussderKommunevor,dassbeiallenSitzungendes<br />

Stadtrates sowie im BürgermeisterbüroFairTrade-Kaffeesowieeinweiteres<br />

Produktaus <strong>fair</strong>em Handel verwendet<br />

wird. In Neumarkt, Abensberg und<br />

Landshut bereits an der Tagesordnung,Regensburghingegendiskutiert<br />

noch.<br />

DiesesKriteriumscheintdiegrößte<br />

Hürde, denn das Amt für Wirtschaftsförderung<br />

hat Bedenken, die Beteiligung<br />

an der Fair Trade-Aktion könnte<br />

möglicherweise „zulasten von Aktivitäten<br />

zur Förderung des Absatzes regionalerProduktegehen“.ödp-StadträtinClaudiaSpiegl,diesichfürRegensburgs<br />

Bewerbung als Fair<strong>trade</strong>-Town<br />

engagiert hat, lässt das nicht gelten.<br />

„RegionalerHandelistwichtig,aberes<br />

ist doch klar, dass hier weder Kaffee<br />

noch Mangos angebaut werden, die<br />

wachsen in Dritte-Welt-Ländern.“<br />

Konsequenterweise müsste sonst in<br />

den Sitzungen auch Mineralwasser<br />

aus Regensburg oder Umgebung auf<br />

demTischstehen–tueesabernicht.<br />

Neumarkt hat solche Diskussionen<br />

längst nicht mehr. Dort hat man den<br />

Verbraucher nicht nur für <strong>fair</strong> gehandelte<br />

Waren aus fernen Ländern, sondern<br />

auch für regionale Produkte sensibilisiert.<br />

Demnächst sollen spezielle<br />

Verkaufsregale, in denen Bioprodukte<br />

neben regionalen und <strong>fair</strong> gehandelte<br />

Waren stehen, aufgestellt werden, um<br />

denEinkaufzuerleichtern.<br />

Zweites Gegenargument in Regensburg<br />

war: Fair gehandelter Kaffee ist<br />

teurer. Claudia Spiegl hält dagegen:<br />

„WennjederStadtrat beijederSitzung<br />

eine Tasse Kaffee trinkt, macht dasgenau<br />

35 Euro mehr im Jahr aus als bei<br />

herkömmlichen Kaffee. Über so einen<br />

Betrag brauchen wir gar nicht zu reden.“<br />

Außerdem habe sich die Stadt<br />

verpflichtet, keine Produkte aus Kinderarbeit<br />

zu kaufen. „Dann kann man<br />

aber auch nicht Kaffee aus konventionellem<br />

Anbau nehmen.“ Fazit: Wenn<br />

auch im Büro des Oberbürgermeisters<br />

undZweitenBürgermeistersnochherkömmlicher<br />

Kaffee getrunken wird,<br />

serviert man schon bei größeren Besprechungen<br />

im Büro desDritten Bürgermeisters<br />

Fair Trade-Kaffee. Die vergangene<br />

Finanzausschuss-Sitzung<br />

lässt hoffen, dass 2012 nur noch <strong>fair</strong><br />

gehandelter Kaffee und Tee im Rathausausgeschenktwird.<br />

2. Es wird eine lokale Steuerungsgruppe<br />

gebildet, die auf dem<br />

Weg zur „Fair<strong>trade</strong>-Town“ die AktivitätenvorOrtkoordiniert–mitVertretern<br />

verschiedener Zielgruppen wie<br />

städtische Verwaltung, Handel, Kirchen,Schulen,VereineundMedien.<br />

Die beiden Fair<strong>trade</strong>-Towns in Ostbayernhabendieseschonlängst,ebenso<br />

Landshut. In Regensburg formiert<br />

man sich gerade. Bislang spricht Claudia<br />

Spiegl von einer „vorläufigen<br />

Steuerungsgruppe“. Unter anderem<br />

besteht diese rund 20-köpfige Gruppe<br />

aus dem Weltladen una terra sowie<br />

Vertretern verschiedenster Gruppen,<br />

wie kirchlichen Organisationen, Verbänden,ParteienundGeschäften.<br />

3. In den lokalen Einzelhandelsgeschäften<br />

werden gesiegelte Produkte<br />

aus <strong>fair</strong>em Handel angeboten, in<br />

Cafés und Restaurants werden Fair<br />

Trade-Produkteausgeschenkt.<br />

Wie viele Geschäfte und Gastronomiebetriebe<br />

mitmachen müssen,<br />

hängt von der Einwohnerzahl ab. Bei<br />

RegensburgsGrößebrauchtesdamindestens<br />

25 Einzelhandelsgeschäfte<br />

und 13 Gastronomiebetriebe. Claudia<br />

Spiegl ist sich sicher, dass dies in Regensburgerfülltwerdenkann.<br />

Landshut arbeitet offiziell noch an<br />

der Umsetzung.Eigentlich sind auch<br />

hierschongenügendWirteundHändlervorOrt,die<strong>fair</strong>gehandelteProdukteanbieten.<br />

Der Stadt reicht das noch nicht. Im<br />

Frühjahr will der Oberbürgermeister<br />

noch einmal die Werbetrommel rühren.<br />

„Uns geht es nicht um das Ziel,<br />

sondern den Weg“, sagt Richard Geiger<br />

vom Landshuter Amt für öffentlicheOrdnungundUmwelt.Doppeltso<br />

viel wie nötig hat Abensberg vorzuweisen.Aberauchhierwillmanmehr,<br />

wie Klara Wirthensohn, Sprecherin<br />

der Steuerungsgruppe, versichert.<br />

Ruth Dorner, Bürgermeisterin NeumarktsunddamitersteFairTrade-Rathauschefin<br />

Bayerns überhaupt, muss<br />

bei den Geschäftsleuten keine Überzeugungsarbeit<br />

mehr leisten. Dort<br />

sind Wirte und Händler erpicht darauf,<br />

das Siegel ins Schaufenster hängenzudürfen.<br />

4. In öffentlichen Einrichtungen<br />

wie Schulen, Vereinen und Kirchen<br />

werden Fair Trade-Produkte verwendet<br />

und Bildungsaktivitäten zum Thema„FairerHandel“durchgeführt.<br />

Dieses Kriterium ist für die Städte<br />

keinegroßeHürde,dennVertretervon<br />

Schulen, Vereinen oder Kirchen sind<br />

meist auch schon in den Steuerungsgruppenaktiv.Besondersgutlässtsich<br />

das Thema in den Unterricht integrieren.<br />

So auch schon in Landshut geschehen.EineKlasseerstelltezumBeispiel<br />

einen Einkaufsführer. Auch Regensburg<br />

kann unter diesem Punkt<br />

schon mit einer Besonderheit aufwarten:<br />

Auf dem Campus der UniRegensburg<br />

fand ein „<strong>fair</strong>er Weihnachtsmarkt“statt.<br />

5. Die örtlichen Medien berichtenüberalleAktivitätenaufdemWeg<br />

zur„Fair<strong>trade</strong>-Stadt“.<br />

Trans<strong>fair</strong>e.V.erwartetproJahrmindestens<br />

vier Artikel. Neumarkt und<br />

Abensberg haben dies bereits erreicht,<br />

die Anwärter Landshut und Regensburgmüssennochnachlegen.(xrc)<br />

nicht nur reden, sondern wir müssen<br />

auchetwastun.“<br />

Klara Wirthenson, Sprecherin der<br />

Steuerungsgruppe in Abensberg, verweist<br />

ebenso auf den menschlichen<br />

Aspekt, gibt aber auch zu, dass der TiteleinImagegewinnist.DieStadtwerbe<br />

ja mit dem Slogan „Immer eine<br />

Spargelspitze voraus“. Klara Wirthenson:<br />

„Als erste Stadt Niederbayerns,<br />

dritte Stadt Bayerns nach Neumarkt<br />

und Sonthofen und 15. in Deutschland,<br />

die diese Auszeichnung erhalten<br />

hat, werden wir dem Slogan noch ein<br />

weniggerechter.“<br />

SEIT 2009 GIBT ES „FAIR TRADE TOWNS“<br />

JANUAR 2012 | SEITE 11<br />

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DerTitel„FairTradeTown“wirdvon<br />

TransFaire.V.verliehen.Dahintersteht<br />

eineInitiative,dieselbstnichtmitWaren<br />

handelt,sonderndasblau-grüneSiegel<br />

für<strong>fair</strong>gehandelteProduktevergibt.Um<br />

eszubekommen,müssenWarenund<br />

StädtebestimmteBedingungenerfüllen.<br />

Nachhaltig<br />

GEPAunterden„Top3“<br />

WUPPERTAL.DieGEPAgehörtzuden<br />

drei Besten in der Kategorie<br />

„Deutschlands nachhaltigste Marken“.<br />

Bei der Gala zum Deutschen<br />

Nachhaltigkeitspreis mit viel Prominenz<br />

aus Politik, Wirtschaft und<br />

Gesellschaft hat die Bundesministerin<br />

für Ernährung, Landwirtschaft<br />

und Verbraucherschutz Ilse Aigner<br />

GEPA-Geschäftsführer Robin Roth<br />

dieUrkundeüberreicht.<br />

DamitistdieGEPAdiesesJahrin<br />

einerder„Königsdisziplinen“ausgezeichnet<br />

worden. Bereits 2010 und<br />

2009 gehörte die GEPA beim Deutschen<br />

Nachhaltigkeitspreis zu den<br />

Top-3-Kategorien „Deutschlands<br />

nachhaltigste Zukunftsstrategien –<br />

kleine und mittlere Unternehmen“<br />

und „Deutschlands nachhaltigster<br />

Einkauf“. Gleichzeitig ist die Zahl<br />

der Mitbewerber von Jahr zu Jahr<br />

gestiegen – von rund 400 (im Jahr<br />

2009) auf rund 560 (im Jahr 2010)<br />

und auf rund 700 (in diesem Jahr),<br />

darunter finden sich viele DAX-<br />

Unternehmen und traditionelle Familienbetriebe.<br />

Laut Jurybegründung ist Nachhaltigkeit<br />

bei der GEPA kein Lippenbekenntnis,<br />

sondern wird gelebt.<br />

„Aufbauend aufder Grundidee<br />

des Fairen Handels entwickelt die<br />

GEPA das Konzept immer weiter<br />

und deckt heute Fairen Handel<br />

auch mit regionalen Anbietern (<strong>fair</strong>e<br />

Milch) ab.“ Die Jury habe es sich<br />

wieder schwer gemacht, so Mitinitiator<br />

und Moderator Stefan Schulze-Hausmann,<br />

denn hier sei es um<br />

drei große Marken gegangen. Die<br />

nachhaltigste Marke wurde die Firma<br />

Viessmann, während die GLS-<br />

Bank und die GEPA beide mit „Top<br />

3“ausgezeichnetwurden.(wz)<br />

Neue Fairhandels-Produkte präsentieren sich trendy: Im Bild Sängerin Annett<br />

Louisanbeider„<strong>fair</strong>en“ Kaffeepause. Foto:TransFaire.V./ElkeHinnenkamp<br />

SeitderJahrtausendwende vergibt<br />

TransFairdasSiegelauchanStädte.<br />

DieerstenFair<strong>trade</strong>-Townsgabesin<br />

Großbritannien.2009wurdedasProjektaufDeutschlandausgedehnt.Mittlerweiledürfensichin22Ländernüber1000StädtemitdemSiegelschmücken.

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