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Irdische Geschichten mit himmlischer Bedeutung - Gleichnisse Jesu in Bildern von Nikola Saric

Katalog zum Zyklus "Gleichnisse Jesu" von Nikola Saric mit einer Einführung von Janko Nikolic

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<strong>Irdische</strong> geschichten <strong>mit</strong><strong>himmlischer</strong> bedeutung<strong>Gleichnisse</strong> <strong>Jesu</strong> <strong>in</strong> <strong>Bildern</strong> <strong>von</strong><strong>Nikola</strong> Sarić


<strong>Irdische</strong> geschichten <strong>mit</strong><strong>himmlischer</strong> bedeutung<strong>Gleichnisse</strong> <strong>Jesu</strong> <strong>in</strong> <strong>Bildern</strong> <strong>von</strong><strong>Nikola</strong> Sarić


<strong>Irdische</strong> <strong>Geschichten</strong> <strong>mit</strong> <strong>himmlischer</strong> <strong>Bedeutung</strong> – <strong>Gleichnisse</strong> <strong>Jesu</strong> <strong>in</strong> <strong>Bildern</strong> <strong>von</strong> <strong>Nikola</strong> SarićAlle Bilder: <strong>Nikola</strong> Sarić, 30×30 cm, Mischtechnik auf Papier, kaschiert auf Holz, 2014Gleichnis-Texte: Auszüge aus der Luther-Bibel 1984 <strong>in</strong> der revidierten Fassung <strong>von</strong> 2006E<strong>in</strong>führung: Janko NikolićFotografien: Ed<strong>in</strong> BajrićGesamtgestaltung: Detlef J. Reuleke© <strong>Nikola</strong> Sarić 2015www.nikolasaric.deISBN 978-3-00-050210-1Die Herausgabe dieses Katalogs wurde ermöglicht durch die


<strong>Irdische</strong> <strong>Geschichten</strong> <strong>mit</strong> <strong>himmlischer</strong> <strong>Bedeutung</strong>:<strong>Gleichnisse</strong> <strong>Jesu</strong> <strong>in</strong> <strong>Bildern</strong> <strong>von</strong> <strong>Nikola</strong> SarićE<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die <strong>Gleichnisse</strong> <strong>Jesu</strong> ................................................................................................................... Seite 5Gleichnis vom Haus auf Felsen und auf Sand gebaut (Lk 6, 47–49) ................................................................ Seite 8Gleichnis <strong>von</strong> den zwei Schuldnern (Lk 7, 36–50) ............................................................................................ Seite 10Gleichnis vom reichen Kornbauer (Lk 12,16–21) .............................................................................................. Seite 12Gleichnis vom vierfachen Ackerfeld (Mt 13,1–23) ............................................................................................. Seite 14Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen (Mt 13, 24–30; 36–43) .................................................................... Seite 16Gleichnis vom Wachsen der Saat (Mk 4,26–29) ............................................................................................... Seite 18Gleichnis vom Fischnetz (Mt 13,47–52) ............................................................................................................ Seite 20Gleichnis vom Schalksknecht (Mt 18,21–35) .................................................................................................... Seite 22Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lk 10,25–37) ..................................................................................... Seite 24Gleichnis vom verlorenen Schaf (Lk 15,3–7) .................................................................................................... Seite 26Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lk 15,11–32) ................................................................................................. Seite 28Gleichnis vom reichen Mann und vom armen Lazarus (Lk 16,19–31) .............................................................. Seite 30Gleichnis vom ungerechten Richter (Lk 18,1–8) ............................................................................................... Seite 32Gleichnis vom Pharisäer und vom Zöllner (Lk 18,9–14) ................................................................................... Seite 34Gleichnis vom Kamel und vom Nadelöhr (Mt 19,16–30) ................................................................................... Seite 36Gleichnis <strong>von</strong> den treulosen We<strong>in</strong>gärtnern (Mt 21,33–46) ................................................................................ Seite 38Gleichnis vom großen Abendmahl (Lk 14,15–24) ............................................................................................. Seite 40Gleichnis vom wachsamen Knecht (Mk 13,28–37) ........................................................................................... Seite 42Gleichnis <strong>von</strong> den klugen und törichten Jungfrauen (Mt 25,1–13) .................................................................... Seite 44Gleichnis <strong>von</strong> den anvertrauten Talenten (Mt 25,14–30) .................................................................................. Seite 46


E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die <strong>Gleichnisse</strong> <strong>Jesu</strong>Nach der <strong>in</strong> der Bibel dargestellten Offenbarung Gottes und der Verkündigung der Apostel entschleiert <strong>Jesu</strong> Persönlichkeitnicht nur den Gott <strong>in</strong> Ihm (sowie Gott im Fleisch), sondern enthüllt vor allem e<strong>in</strong>en König. Der EngelGabriel hat Maria verkündet, dass sie e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d gebären wird, das den königlichen Thron Davids erben wird, sodasses ewig über das auserwählte Volk regieren wird (Lk 1,31-33). Als Pilatus <strong>Jesu</strong>s fragte, ob Er wirklich e<strong>in</strong>König sei, bestätigt Dieser: „Ich b<strong>in</strong> dazu geboren“ (Joh 18,37).Übere<strong>in</strong>stimmend <strong>mit</strong> diesem Bewusstse<strong>in</strong> hat Christus nicht nur über Sich selbst gepredigt, das heißt über Se<strong>in</strong>eeigene Gottheit. <strong>Jesu</strong>s kündigte den Menschen die Ankunft Se<strong>in</strong>es Königtums an, Se<strong>in</strong>es Reiches. Nur im Zusammenhang<strong>mit</strong> dieser Verkündigung können wir die Verwendung <strong>von</strong> <strong>Gleichnisse</strong>n zur Ver<strong>mit</strong>tlung der messianischenBotschaft verstehen.„Parabel“ – παραβολή – bedeutet e<strong>in</strong>en allgeme<strong>in</strong>en Vergleich oder e<strong>in</strong>e Parallele, wobei etwas Bestimmtes verwendetwird, um etwas Anderes zu veranschaulichen. Die Ähnlichkeit wird aus dem Bereich der realen oder s<strong>in</strong>nlichen(wahrnehmbaren) oder irdischen Ereignisse übernommen, um die ideale, geistige oder himmlische<strong>Bedeutung</strong> zu über<strong>mit</strong>teln.“ (Catholic Encyclopedia). Evangelische <strong>Gleichnisse</strong> beg<strong>in</strong>nen oft <strong>mit</strong> den Worten: „DasHimmelreich ist wie ...“, wor<strong>in</strong> <strong>mit</strong> dem Wortbestandteil „Himmel“ die besondere Qualität der zukünftigen Herrschaftdes Messias angedeutet wird. <strong>Jesu</strong>s war weder e<strong>in</strong> gewöhnlicher König, noch kann Se<strong>in</strong> Reich anhand derüblichen Vorstellungen <strong>von</strong> sozio-politischen Systemen der Welt wahrgenommen werden. Die neue Art <strong>von</strong> Herrschaftdieses ungewöhnlichen Predigers ist e<strong>in</strong>e ganz andere: „Me<strong>in</strong> Reich ist nicht <strong>von</strong> dieser Welt [...] Me<strong>in</strong>Reich [ist] nicht <strong>von</strong> hier“ (Joh 18,36). Tatsächlich verkündet der Messias den endgültigen Triumph der Wahrheitund Gerechtigkeit.Er offenbart Sich als das „Licht“, das die Betrachtungsweise e<strong>in</strong>es jeden erhellen soll, der nur das „Hier und Jetzt“kennt. „Wo<strong>mit</strong> soll Ich das Reich Gottes vergleichen?“ (Lk 13,18), sagt <strong>Jesu</strong>s. „Und durch viele solche <strong>Gleichnisse</strong>sagte Er ihnen das Wort so, wie sie es zu hören vermochten. Und ohne <strong>Gleichnisse</strong> redete Er nicht zu ihnen“(Mk 4,33-34). Landwirtschaftliche Tätigkeiten, Gerichtsverfahren, Familiendramen, Hochzeiten, Beziehungenzwischen Freunden und Nachbarn, Raub und die Mutwilligkeit der Reichen, das Leiden der Armen, Ziegen undSchafe, die Herstellung <strong>von</strong> Brot usw., alle diese Aktivitäten werden verwendet, um das „Himmelreich“ darzustellen,und die Übertragung der <strong>Bedeutung</strong> bildet das, was wir e<strong>in</strong>e Parabel nennen. Daher warnt der Redner dieZuhörer: „So seht nun darauf, wie ihr zuhört“ (Lk 8,18). Das Gleichnis ist „Spiegel und Rätsel“ (1 Kor 13,12).


Es ersche<strong>in</strong>t wie e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Geschichte des täglichen und irdischen Lebens, hat aber e<strong>in</strong>e himmlische <strong>Bedeutung</strong>.Der Unterschied zu Metapher oder Weisheitslehre ist subtil, aber fundamental. <strong>Gleichnisse</strong> aus dem Evangeliums<strong>in</strong>d prophetischen Charakters und verkünden die Ereignisse, die beim Zweiten Kommen Christigeschehen werden, weniger e<strong>in</strong> ethisches System. Sie regen beim Zuhörer Fragen an, Bes<strong>in</strong>nung, aber mankann sie nicht besitzen, wie man die Def<strong>in</strong>ition e<strong>in</strong>es metaphysischen Systems besitzen kann.Doch das Erkennen ihrer <strong>Bedeutung</strong> ist nicht das Ziel, sondern die Frucht des geistlichen Lebens. Nachdem sichdie Christen an jene Realität, die die <strong>Gleichnisse</strong> erzählen, anpassen, abhängig <strong>von</strong> der Genauigkeit der spirituellenAngleichung, offenbaren die <strong>Gleichnisse</strong> ihre <strong>Bedeutung</strong> vor den Augen der Gläubigen, oder sie bleiben verschlossen.Doch zuerst kommt der Glaube und danach das Wissen.Um die spirituelle <strong>Bedeutung</strong> der <strong>Gleichnisse</strong> Christi zu erfassen, muss man den Text wortwörtlich durchgehen.Die Kohärenz des biblischen Textes ist der e<strong>in</strong>zig richtige Rahmen, <strong>in</strong> dem sich die Weite der spirituellen Erkenntnisentwickelt und erschließt. Genau diese Dialektik können wir <strong>in</strong> der Arbeit <strong>von</strong> <strong>Nikola</strong> Sarić sehen. Der Malerzeigt uns die Kunst, <strong>in</strong> der die Religion und der persönliche Glaube die Prämisse des künstlerischen Ausdruckss<strong>in</strong>d.Der begrenzte Kanon der Ikonenmalerei (oder anderer antiker Malweisen) verwandelt sich durch lebendiges Erlebnisder biblischen Themen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e fruchtbare Interpretation der Tradition; sich selbst treu bleibend, widerspiegeltdiese Tradition die Neuheit der erlebten Erfahrung. Auf diese Weise reflektieren <strong>Nikola</strong> Sarić’ Ikonen dieTradition, die atmet und sich <strong>in</strong>nerhalb der Konzepte des modernen Menschen entwickelt. Tatsächlich begibt sichder Künstler nicht allzu sehr auf die Ebene der zeitgenössischen Sichtweisen <strong>in</strong> Bezug auf Bildaussagen, er hältsich nicht an Formalitäten fest, sondern versucht die Essenz der biblischen Verkündigung darzustellen.Die <strong>Gleichnisse</strong> Christi werden <strong>in</strong> diesen <strong>Bildern</strong> <strong>in</strong> ihrer Un<strong>mit</strong>telbarkeit und E<strong>in</strong>fachheit sichtbar gemacht. Auchwenn sie viele Details der erzählten Ereignisse enthalten, auch wenn es auf den ersten Blick nicht klar ist, was füre<strong>in</strong> Gleichnis es ist – die Botschaft, die übertragen wird, ist klar und e<strong>in</strong>deutig.Christi Botschaft über das Himmelreich ist die Botschaft <strong>von</strong> der Ankunft des Lichts, sie ist e<strong>in</strong>e Botschaft derFreundschaft, der Barmherzigkeit und Reue, und sie ist der Aufruf an die Menschen, <strong>in</strong> diese neue Welt e<strong>in</strong>zutretenund den Kampf gegen F<strong>in</strong>sternis, Selbstsucht und Selbstisolation aufzunehmen. Die Rettung vor der F<strong>in</strong>ster-


nis und dem Bösen ist als freudige Begegnung <strong>mit</strong> anderen, wie auch durch e<strong>in</strong>e Tafel <strong>mit</strong> Freunden oder durchdie Pflege <strong>von</strong> Tieren dargestellt.Durch <strong>Nikola</strong> Sarić’ Kunstfertigkeit erschließt sich dem Betrachter die Substanz der evangelischen Parabelndurch e<strong>in</strong> fröhliches Panorama <strong>von</strong> Farben und Figuren, deren harmonische Fügung der k<strong>in</strong>dlichen Phantasie desKünstlers entspricht, aber auch der endgültige Botschaft der Bibeltexte, e<strong>in</strong>er Botschaft der Hoffnung. „Seien Siewie die K<strong>in</strong>der beim Betreten des Himmelreichs“ kann e<strong>in</strong>e Paraphrase <strong>von</strong> <strong>Jesu</strong> Aufruf se<strong>in</strong> (Mt 18,3), dessenBotschaft <strong>in</strong> Sarić' künstlerischem Temperament deutlich zu sehen ist.Natürlich sollte angemerkt werden, dass <strong>Jesu</strong>s zu den Menschen, die Ihn aufsuchten, nur <strong>in</strong> <strong>Gleichnisse</strong>n gesprochenhat, während Er die wahre <strong>Bedeutung</strong> der <strong>Gleichnisse</strong> nur Se<strong>in</strong>en Jüngern enthüllte. Das Thema des Kampfeszwischen Gut und Böse oder zwischen Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit, der im Inhalt der Parabeln oftüberwiegt, ist ke<strong>in</strong> Selbstzweck zum moralischen Tadel der E<strong>in</strong>zelnen.Das ethische Gewand dieser <strong>Geschichten</strong> ist der „Angelhaken“ der mystischen Rede, deren größere Weite mannur <strong>in</strong> künstlerischen Werken wahrnehmen kann, die nicht Ersatz für den biblischen Text s<strong>in</strong>d, sondern e<strong>in</strong> Hilfs<strong>mit</strong>tel,um diesen zu verstehen. Die Charaktere und Ereignisse <strong>in</strong> den <strong>Gleichnisse</strong>n s<strong>in</strong>d vielmehr Personifikationender eschatologischen Akteure und Ereignisse, deren <strong>Bedeutung</strong> über bloß weltliche Erwägungen über denUnterschied zwischen Gut und Böse (gutes Verhalten und schlechtes Verhalten) h<strong>in</strong>aus geht.Nur e<strong>in</strong> Maler kann die Dimension des kosmischen Dramas wiedergeben, das <strong>in</strong> den <strong>Gleichnisse</strong>n versteckt ist,<strong>mit</strong> Farben den Gegensatz <strong>von</strong> Leben und Tod als Gegenüberstellung <strong>von</strong> Licht und Dunkelheit darstellen. Geradediese verborgene <strong>Bedeutung</strong> der <strong>Gleichnisse</strong> Christi können wir <strong>in</strong> den Ikonen <strong>von</strong> <strong>Nikola</strong> Sarić f<strong>in</strong>den, dessenBemühen darauf gerichtet ist, die s<strong>in</strong>ngetreue biblische Wahrheit darzustellen.Janko Nikolić


Gleichnis vom Haus auf Felsen und auf Sand gebaut(Lk 6,47–49)Wer zu mir kommt und hört me<strong>in</strong>e Rede und tutsie – ich will euch zeigen, wem er gleicht.Er gleicht e<strong>in</strong>em Menschen, der e<strong>in</strong> Haus bauteund grub tief und legte den Grund auf Fels. Alsaber e<strong>in</strong>e Wasserflut kam, da riss der Strom andem Haus und konnte es nicht bewegen; dennes war gut gebaut. Wer aber hört und nicht tut,der gleicht e<strong>in</strong>em Menschen, der e<strong>in</strong> Haus bauteauf die Erde, ohne Grund zu legen; und derStrom riss an ihm und es fiel gleich zusammenund se<strong>in</strong> E<strong>in</strong>sturz war groß.10


Gleichnis <strong>von</strong> den zwei Schuldnern(Lk 7,36–50)Es bat ihn aber e<strong>in</strong>er der Pharisäer, bei ihm zu essen. Und er g<strong>in</strong>g h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> <strong>in</strong> das Haus des Pharisäersund setzte sich zu Tisch. Und siehe, e<strong>in</strong>e Frau war <strong>in</strong> der Stadt, die war e<strong>in</strong>e Sünder<strong>in</strong>. Als die vernahm,dass er zu Tisch saß im Haus des Pharisäers, brachte sie e<strong>in</strong> Glas <strong>mit</strong> Salböl und trat <strong>von</strong>h<strong>in</strong>ten zu se<strong>in</strong>en Füßen, we<strong>in</strong>te und f<strong>in</strong>g an, se<strong>in</strong>e Füße <strong>mit</strong> Tränen zu benetzen und <strong>mit</strong> den Haarenihres Hauptes zu trocknen, und küsste se<strong>in</strong>e Füße und salbte sie <strong>mit</strong> Salböl. Als aber das der Pharisäersah, der ihn e<strong>in</strong>geladen hatte, sprach er bei sich selbst und sagte: Wenn dieser e<strong>in</strong> Prophet wäre,so wüsste er, wer und was für e<strong>in</strong>e Frau das ist, die ihn anrührt; denn sie ist e<strong>in</strong>e Sünder<strong>in</strong>.<strong>Jesu</strong>s antwortete und sprach zu ihm: Simon, ich habe dir etwas zu sagen.Er aber sprach: Meister, sag es!E<strong>in</strong> Gläubiger hatte zwei Schuldner. E<strong>in</strong>er war fünfhundert Silbergroschen schuldig, der andere fünfzig.Da sie aber nicht bezahlen konnten, schenkte er's beiden. Wer <strong>von</strong> ihnen wird ihn am meisten lieben?Simon antwortete und sprach: Ich denke, der, dem er am meisten geschenkt hat.Er aber sprach zu ihm: Du hast recht geurteilt. Und er wandte sich zu der Frau und sprach zu Simon:Siehst du diese Frau? Ich b<strong>in</strong> <strong>in</strong> de<strong>in</strong> Haus gekommen; du hast mir ke<strong>in</strong> Wasser für me<strong>in</strong>e Füße gegeben;diese aber hat me<strong>in</strong>e Füße <strong>mit</strong> Tränen benetzt und <strong>mit</strong> ihren Haaren getrocknet. Du hast mir ke<strong>in</strong>enKuss gegeben; diese aber hat, seit ich here<strong>in</strong>gekommen b<strong>in</strong>, nicht abgelassen, me<strong>in</strong>e Füße zuküssen. Du hast me<strong>in</strong> Haupt nicht <strong>mit</strong> Öl gesalbt; sie aber hat me<strong>in</strong>e Füße <strong>mit</strong> Salböl gesalbt. Deshalbsage ich dir: Ihre vielen Sünden s<strong>in</strong>d vergeben, denn sie hat viel Liebe gezeigt; wem aber wenig vergebenwird, der liebt wenig.Und er sprach zu ihr: Dir s<strong>in</strong>d de<strong>in</strong>e Sünden vergeben.Da f<strong>in</strong>gen die an, die <strong>mit</strong> zu Tisch saßen, und sprachen bei sich selbst: Wer ist dieser, der auch dieSünden vergibt?Er aber sprach zu der Frau: De<strong>in</strong> Glaube hat dir geholfen; geh h<strong>in</strong> <strong>in</strong> Frieden!12


Gleichnis vom reichen Kornbauer(Lk 7,36–50)Und er sagte ihnen e<strong>in</strong> Gleichnis und sprach: Es ware<strong>in</strong> reicher Mensch, dessen Feld hatte gut getragen.Und er dachte bei sich selbst und sprach: Was sollich tun? Ich habe nichts, woh<strong>in</strong> ich me<strong>in</strong>e Früchtesammle. Und sprach: Das will ich tun: Ich will me<strong>in</strong>eScheunen abbrechen und größere bauen und willdar<strong>in</strong> sammeln all me<strong>in</strong> Korn und me<strong>in</strong>e Vorräte undwill sagen zu me<strong>in</strong>er Seele: Liebe Seele, du haste<strong>in</strong>en großen Vorrat für viele Jahre; habe nun Ruhe,iss, tr<strong>in</strong>k und habe guten Mut!Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr! Diese Nacht wirdman de<strong>in</strong>e Seele <strong>von</strong> dir fordern; und wem wird danngehören, was du angehäuft hast? So geht es dem,der sich Schätze sammelt und ist nicht reich bei Gott.14


Gleichnis vom vierfachen Ackerfeld(Mt 13,1–23)An demselben Tage g<strong>in</strong>g <strong>Jesu</strong>s aus dem Hause und setzte sich an den See. Und es versammelte sich e<strong>in</strong>egroße Menge bei ihm, sodass er <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Boot stieg und sich setzte, und alles Volk stand am Ufer.Und er redete vieles zu ihnen <strong>in</strong> <strong>Gleichnisse</strong>n und sprach: Siehe, es g<strong>in</strong>g e<strong>in</strong> Sämann aus zu säen. Und <strong>in</strong>demer säte, fiel e<strong>in</strong>iges auf den Weg; da kamen die Vögel und fraßen's auf. E<strong>in</strong>iges fiel auf felsigen Boden,wo es nicht viel Erde hatte, und g<strong>in</strong>g bald auf, weil es ke<strong>in</strong>e tiefe Erde hatte. Als aber die Sonne aufg<strong>in</strong>g,verwelkte es, und weil es ke<strong>in</strong>e Wurzel hatte, verdorrte es. E<strong>in</strong>iges fiel unter die Dornen; und die Dornenwuchsen empor und erstickten's. E<strong>in</strong>iges fiel auf gutes Land und trug Frucht, e<strong>in</strong>iges hundertfach, e<strong>in</strong>igessechzigfach, e<strong>in</strong>iges dreißigfach. Wer Ohren hat, der höre!Und die Jünger traten zu ihm und sprachen: Warum redest du zu ihnen <strong>in</strong> <strong>Gleichnisse</strong>n?Er antwortete und sprach zu ihnen: Euch ist's gegeben, die Geheimnisse des Himmelreichs zu verstehen,diesen aber ist's nicht gegeben. Denn wer da hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle habe; wer aber nichthat, dem wird auch das genommen, was er hat. Darum rede ich zu ihnen <strong>in</strong> <strong>Gleichnisse</strong>n. Denn <strong>mit</strong> sehendenAugen sehen sie nicht und <strong>mit</strong> hörenden Ohren hören sie nicht; und sie verstehen es nicht. Und an ihnenwird die Weissagung Jesajas erfüllt, die da sagt (Jesaja 6,9-10): »Mit den Ohren werdet ihr hören undwerdet es nicht verstehen; und <strong>mit</strong> sehenden Augen werdet ihr sehen und werdet es nicht erkennen. Denndas Herz dieses Volkes ist verstockt: Ihre Ohren hören schwer und ihre Augen s<strong>in</strong>d geschlossen, da<strong>mit</strong> sienicht etwa <strong>mit</strong> den Augen sehen und <strong>mit</strong> den Ohren hören und <strong>mit</strong> dem Herzen verstehen und sich bekehren,und ich ihnen helfe.« Aber selig s<strong>in</strong>d eure Augen, dass sie sehen, und eure Ohren, dass sie hören.Wahrlich, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben begehrt, zu sehen, was ihr seht, und haben'snicht gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben's nicht gehört.So hört nun ihr dies Gleichnis <strong>von</strong> dem Sämann: Wenn jemand das Wort <strong>von</strong> dem Reich hört und nicht versteht,so kommt der Böse und reißt h<strong>in</strong>weg, was <strong>in</strong> se<strong>in</strong> Herz gesät ist; das ist der, bei dem auf den Weggesät ist. Bei dem aber auf felsigen Boden gesät ist, das ist, der das Wort hört und es gleich <strong>mit</strong> Freudenaufnimmt; aber er hat ke<strong>in</strong>e Wurzel <strong>in</strong> sich, sondern er ist wetterwendisch; wenn sich Bedrängnis oder Verfolgungerhebt um des Wortes willen, so fällt er gleich ab. Bei dem aber unter die Dornen gesät ist, das ist,der das Wort hört, und die Sorge der Welt und der betrügerische Reichtum ersticken das Wort, und er br<strong>in</strong>gtke<strong>in</strong>e Frucht. Bei dem aber auf gutes Land gesät ist, das ist, der das Wort hört und versteht und dann auchFrucht br<strong>in</strong>gt; und der e<strong>in</strong>e trägt hundertfach, der andere sechzigfach, der dritte dreißigfach.16


Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen(Mt 13,24–30; 36–43)Er legte ihnen e<strong>in</strong> anderes Gleichnis vor und sprach: Das Himmelreich gleicht e<strong>in</strong>emMenschen, der guten Samen auf se<strong>in</strong>en Acker säte. Als aber die Leute schliefen, kamse<strong>in</strong> Fe<strong>in</strong>d und säte Unkraut zwischen den Weizen und g<strong>in</strong>g da<strong>von</strong>. Als nun die Saatwuchs und Frucht brachte, da fand sich auch das Unkraut. Da traten die Knechte zu demHausvater und sprachen: Herr, hast du nicht guten Samen auf de<strong>in</strong>en Acker gesät? Woherhat er denn das Unkraut?Er sprach zu ihnen: Das hat e<strong>in</strong> Fe<strong>in</strong>d getan. Da sprachen die Knechte: Willst du denn,dass wir h<strong>in</strong>gehen und es ausjäten?Er sprach: Ne<strong>in</strong>! Da<strong>mit</strong> ihr nicht zugleich den Weizen <strong>mit</strong> ausrauft, wenn ihr das Unkrautausjätet. Lasst beides <strong>mit</strong>e<strong>in</strong>ander wachsen bis zur Ernte; und um die Erntezeit will ich zuden Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und b<strong>in</strong>det es <strong>in</strong> Bündel, da<strong>mit</strong> manes verbrenne; aber den Weizen sammelt mir <strong>in</strong> me<strong>in</strong>e Scheune.Da ließ <strong>Jesu</strong>s das Volk gehen und kam heim. Und se<strong>in</strong>e Jünger traten zu ihm und sprachen:Deute uns das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker. Er antwortete und sprach zuihnen: Der Menschensohn ist's, der den guten Samen sät. Der Acker ist die Welt. Der guteSame s<strong>in</strong>d die K<strong>in</strong>der des Reichs. Das Unkraut s<strong>in</strong>d die K<strong>in</strong>der des Bösen. Der Fe<strong>in</strong>d,der es sät, ist der Teufel. Die Ernte ist das Ende der Welt. Die Schnitter s<strong>in</strong>d die Engel.Wie man nun das Unkraut ausjätet und <strong>mit</strong> Feuer verbrennt, so wird's auch am Ende derWelt gehen. Der Menschensohn wird se<strong>in</strong>e Engel senden, und sie werden sammeln ausse<strong>in</strong>em Reich alles, was zum Abfall verführt, und die da Unrecht tun, und werden sie <strong>in</strong>den Feuerofen werfen; da wird Heulen und Zähneklappern se<strong>in</strong>. Dann werden die Gerechtenleuchten wie die Sonne <strong>in</strong> ihres Vaters Reich. Wer Ohren hat, der höre!18


Gleichnis vom Wachsen der Saat(Mk 4,26–29)Und er sprach: Mit dem Reich Gottes istes so, wie wenn e<strong>in</strong> Mensch Samenaufs Land wirft und schläft und aufsteht,Nacht und Tag; und der Same geht aufund wächst – er weiß nicht wie. Denn<strong>von</strong> selbst br<strong>in</strong>gt die Erde Frucht, zuerstden Halm, danach die Ähre, danachden vollen Weizen <strong>in</strong> der Ähre. Wennsie aber die Frucht gebracht hat, soschickt er alsbald die Sichel h<strong>in</strong>; denndie Ernte ist da.20


Gleichnis vom Fischnetz(Mt 13,47–52)Wiederum gleicht das Himmelreich e<strong>in</strong>em Netz, das<strong>in</strong>s Meer geworfen ist und Fische aller Art fängt.Wenn es aber voll ist, ziehen sie es heraus an dasUfer, setzen sich und lesen die guten <strong>in</strong> Gefäßezusammen, aber die schlechten werfen sie weg. Sowird es auch am Ende der Welt gehen: Die Engelwerden ausgehen und die Bösen <strong>von</strong> den Gerechtenscheiden und werden sie <strong>in</strong> den Feuerofenwerfen; da wird Heulen und Zähneklappern se<strong>in</strong>.Habt ihr das alles verstanden? Sie antworteten: Ja.Da sprach er: Darum gleicht jeder Schriftgelehrte,der e<strong>in</strong> Jünger des Himmelreichs geworden ist,e<strong>in</strong>em Hausvater, der aus se<strong>in</strong>em Schatz Neuesund Altes hervorholt.22


Gleichnis vom Schalksknecht(Mt 18,21–35)Da trat Petrus zu ihm und fragte: Herr, wie oft muss ich denn me<strong>in</strong>em Bruder, der an mirsündigt, vergeben? Genügt es siebenmal?<strong>Jesu</strong>s sprach zu ihm: Ich sage dir: nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal.Darum gleicht das Himmelreich e<strong>in</strong>em König, der <strong>mit</strong> se<strong>in</strong>en Knechten abrechnen wollte.Und als er anf<strong>in</strong>g abzurechnen, wurde e<strong>in</strong>er vor ihn gebracht, der war ihm zehntausendZentner Silber schuldig. Da er's nun nicht bezahlen konnte, befahl der Herr, ihn und se<strong>in</strong>eFrau und se<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der und alles, was er hatte, zu verkaufen und da<strong>mit</strong> zu bezahlen. Dafiel ihm der Knecht zu Füßen und flehte ihn an und sprach: Hab Geduld <strong>mit</strong> mir; ich willdir's alles bezahlen. Da hatte der Herr Erbarmen <strong>mit</strong> diesem Knecht und ließ ihn frei unddie Schuld erließ er ihm auch.Da g<strong>in</strong>g dieser Knecht h<strong>in</strong>aus und traf e<strong>in</strong>en se<strong>in</strong>er Mitknechte, der war ihm hundertSilbergroschen schuldig; und er packte und würgte ihn und sprach: Bezahle, was du mirschuldig bist! Da fiel se<strong>in</strong> Mitknecht nieder und bat ihn und sprach: Hab Geduld <strong>mit</strong> mir;ich will dir's bezahlen. Er wollte aber nicht, sondern g<strong>in</strong>g h<strong>in</strong> und warf ihn <strong>in</strong>s Gefängnis,bis er bezahlt hätte, was er schuldig war. Als aber se<strong>in</strong>e Mitknechte das sahen, wurdensie sehr betrübt und kamen und brachten bei ihrem Herrn alles vor, was sich begebenhatte. Da forderte ihn se<strong>in</strong> Herr vor sich und sprach zu ihm: Du böser Knecht! De<strong>in</strong>eganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich gebeten hast; hättest du dich da nichtauch erbarmen sollen über de<strong>in</strong>en Mitknecht, wie ich mich über dich erbarmt habe? Undse<strong>in</strong> Herr wurde zornig und überantwortete ihn den Pe<strong>in</strong>igern, bis er alles bezahlt hätte,was er ihm schuldig war.So wird auch me<strong>in</strong> <strong>himmlischer</strong> Vater an euch tun, wenn ihr e<strong>in</strong>ander nicht <strong>von</strong> Herzenvergebt, e<strong>in</strong> jeder se<strong>in</strong>em Bruder.24


Gleichnis vom barmherzigen Samariter(Lk 10,25–37)Und siehe, da stand e<strong>in</strong> Schriftgelehrter auf, versuchte ihn und sprach: Meister, was mussich tun, dass ich das ewige Leben ererbe?Er aber sprach zu ihm: Was steht im Gesetz geschrieben? Was liest du?Er antwortete und sprach: »Du sollst den Herrn, de<strong>in</strong>en Gott, lieben <strong>von</strong> ganzem Herzen,<strong>von</strong> ganzer Seele, <strong>von</strong> allen Kräften und <strong>von</strong> ganzem Gemüt, und de<strong>in</strong>en Nächsten wiedich selbst«.Er aber sprach zu ihm: Du hast recht geantwortet; tu das, so wirst du leben.Er aber wollte sich selbst rechtfertigen und sprach zu <strong>Jesu</strong>s: Wer ist denn me<strong>in</strong> Nächster?Da antwortete <strong>Jesu</strong>s und sprach: Es war e<strong>in</strong> Mensch, der g<strong>in</strong>g <strong>von</strong> Jerusalem h<strong>in</strong>ab nachJericho und fiel unter die Räuber; die zogen ihn aus und schlugen ihn und machten sichda<strong>von</strong> und ließen ihn halb tot liegen. Es traf sich aber, dass e<strong>in</strong> Priester dieselbe Straßeh<strong>in</strong>abzog; und als er ihn sah, g<strong>in</strong>g er vorüber. Desgleichen auch e<strong>in</strong> Levit: Als er zu derStelle kam und ihn sah, g<strong>in</strong>g er vorüber. E<strong>in</strong> Samariter aber, der auf der Reise war, kamdah<strong>in</strong>; und als er ihn sah, jammerte er ihn; und er g<strong>in</strong>g zu ihm, goss Öl und We<strong>in</strong> auf se<strong>in</strong>eWunden und verband sie ihm, hob ihn auf se<strong>in</strong> Tier und brachte ihn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Herberge undpflegte ihn. Am nächsten Tag zog er zwei Silbergroschen heraus, gab sie dem Wirt undsprach: Pflege ihn; und wenn du mehr ausgibst, will ich dir's bezahlen, wenn ich wiederkomme.Wer <strong>von</strong> diesen dreien, me<strong>in</strong>st du, ist der Nächste gewesen dem, der unter die Räubergefallen war?Er sprach: Der die Barmherzigkeit an ihm tat. Da sprach <strong>Jesu</strong>s zu ihm: So geh h<strong>in</strong> und tudesgleichen.26


Gleichnis vom verlorenen Schaf(Lk 15,3–7)Welcher Mensch ist unter euch, der hundertSchafe hat und, wenn er e<strong>in</strong>s <strong>von</strong> ihnen verliert,nicht die neunundneunzig <strong>in</strong> der Wüstelässt und geht dem verlorenen nach, bis er'sf<strong>in</strong>det? Und wenn er's gefunden hat, so legt ersich's auf die Schultern voller Freude. Undwenn er heimkommt, ruft er se<strong>in</strong>e Freunde undNachbarn und spricht zu ihnen: Freut euch <strong>mit</strong>mir; denn ich habe me<strong>in</strong> Schaf gefunden, dasverloren war. Ich sage euch: So wird auchFreude im Himmel se<strong>in</strong> über e<strong>in</strong>en Sünder, derBuße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte,die der Buße nicht bedürfen.28


Gleichnis vom verlorenen Sohn(Lk 15,11–32)Und er sprach: E<strong>in</strong> Mensch hatte zwei Söhne.Und der jüngere <strong>von</strong> ihnen sprach zu dem Vater: Gib mir, Vater, das Erbteil, das mir zusteht. Und er teilte Hab und Gutunter sie. Und nicht lange danach sammelte der jüngere Sohn alles zusammen und zog <strong>in</strong> e<strong>in</strong> fernes Land; und dortbrachte er se<strong>in</strong> Erbteil durch <strong>mit</strong> Prassen.Als er nun all das Se<strong>in</strong>e verbraucht hatte, kam e<strong>in</strong>e große Hungersnot über jenes Land und er f<strong>in</strong>g an zu darben undg<strong>in</strong>g h<strong>in</strong> und hängte sich an e<strong>in</strong>en Bürger jenes Landes; der schickte ihn auf se<strong>in</strong>en Acker, die Säue zu hüten. Und erbegehrte, se<strong>in</strong>en Bauch zu füllen <strong>mit</strong> den Schoten, die die Säue fraßen; und niemand gab sie ihm.Da g<strong>in</strong>g er <strong>in</strong> sich und sprach: Wie viele Tagelöhner hat me<strong>in</strong> Vater, die Brot <strong>in</strong> Fülle haben, und ich verderbe hier imHunger! Ich will mich aufmachen und zu me<strong>in</strong>em Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen denHimmel und vor dir. Ich b<strong>in</strong> h<strong>in</strong>fort nicht mehr wert, dass ich de<strong>in</strong> Sohn heiße; mache mich zu e<strong>in</strong>em de<strong>in</strong>er Tagelöhner!Und er machte sich auf und kam zu se<strong>in</strong>em Vater. Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn se<strong>in</strong> Vater und es jammerteihn; er lief und fiel ihm um den Hals und küsste ihn.Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir; ich b<strong>in</strong> h<strong>in</strong>fort nicht mehr wert,dass ich de<strong>in</strong> Sohn heiße.Aber der Vater sprach zu se<strong>in</strong>en Knechten: Br<strong>in</strong>gt schnell das beste Gewand her und zieht es ihm an und gebt ihme<strong>in</strong>en R<strong>in</strong>g an se<strong>in</strong>e Hand und Schuhe an se<strong>in</strong>e Füße und br<strong>in</strong>gt das gemästete Kalb und schlachtet's; lasst uns essenund fröhlich se<strong>in</strong>! Denn dieser me<strong>in</strong> Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden; er war verloren und ist gefundenworden. Und sie f<strong>in</strong>gen an, fröhlich zu se<strong>in</strong>.Aber der ältere Sohn war auf dem Feld. Und als er nahe zum Hause kam, hörte er S<strong>in</strong>gen und Tanzen und rief zu siche<strong>in</strong>en der Knechte und fragte, was das wäre. Der aber sagte ihm: De<strong>in</strong> Bruder ist gekommen und de<strong>in</strong> Vater hat dasgemästete Kalb geschlachtet, weil er ihn gesund wiederhat. Da wurde er zornig und wollte nicht h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gehen. Da g<strong>in</strong>gse<strong>in</strong> Vater heraus und bat ihn.Er antwortete aber und sprach zu se<strong>in</strong>em Vater: Siehe, so viele Jahre diene ich dir und habe de<strong>in</strong> Gebot noch nie übertreten,und du hast mir nie e<strong>in</strong>en Bock gegeben, dass ich <strong>mit</strong> me<strong>in</strong>en Freunden fröhlich gewesen wäre. Nun aber, dadieser de<strong>in</strong> Sohn gekommen ist, der de<strong>in</strong> Hab und Gut <strong>mit</strong> Huren verprasst hat, hast du ihm das gemästete Kalb geschlachtet.Er aber sprach zu ihm: Me<strong>in</strong> Sohn, du bist allezeit bei mir und alles, was me<strong>in</strong> ist, das ist de<strong>in</strong>. Du solltest aber fröhlichund guten Mutes se<strong>in</strong>; denn dieser de<strong>in</strong> Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden, er war verloren und ist wiedergefunden.30


Gleichnis vom reichen Mann und vom armen Lazarus(Lk 16,19–31)Es war aber e<strong>in</strong> reicher Mann, der kleidete sich <strong>in</strong> Purpur und kostbares Le<strong>in</strong>en und lebte alleTage herrlich und <strong>in</strong> Freuden. Es war aber e<strong>in</strong> Armer <strong>mit</strong> Namen Lazarus, der lag vor se<strong>in</strong>erTür voll <strong>von</strong> Geschwüren und begehrte sich zu sättigen <strong>mit</strong> dem, was <strong>von</strong> des Reichen Tischfiel; dazu kamen auch die Hunde und leckten se<strong>in</strong>e Geschwüre.Es begab sich aber, dass der Arme starb, und er wurde <strong>von</strong> den Engeln getragen <strong>in</strong> AbrahamsSchoß. Der Reiche aber starb auch und wurde begraben. Als er nun <strong>in</strong> der Hölle war, hob erse<strong>in</strong>e Augen auf <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Qual und sah Abraham <strong>von</strong> ferne und Lazarus <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Schoß.Und er rief: Vater Abraham, erbarme dich me<strong>in</strong>er und sende Lazarus, da<strong>mit</strong> er die Spitze se<strong>in</strong>esF<strong>in</strong>gers <strong>in</strong>s Wasser tauche und mir die Zunge kühle; denn ich leide Pe<strong>in</strong> <strong>in</strong> diesen Flammen.Abraham aber sprach: Gedenke, Sohn, dass du de<strong>in</strong> Gutes empfangen hast <strong>in</strong> de<strong>in</strong>em Leben,Lazarus dagegen hat Böses empfangen; nun wird er hier getröstet und du wirst gepe<strong>in</strong>igt. Undüberdies besteht zwischen uns und euch e<strong>in</strong>e große Kluft, dass niemand, der <strong>von</strong> hier zu euchh<strong>in</strong>überwill, dorth<strong>in</strong> kommen kann und auch niemand <strong>von</strong> dort zu uns herüber.Da sprach er: So bitte ich dich, Vater, dass du ihn sendest <strong>in</strong> me<strong>in</strong>es Vaters Haus; denn ichhabe noch fünf Brüder, die soll er warnen, da<strong>mit</strong> sie nicht auch kommen an diesen Ort derQual.Abraham sprach: Sie haben Mose und die Propheten; die sollen sie hören.Er aber sprach: Ne<strong>in</strong>, Vater Abraham, sondern wenn e<strong>in</strong>er <strong>von</strong> den Toten zu ihnen g<strong>in</strong>ge, sowürden sie Buße tun.Er sprach zu ihm: Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie sich auch nichtüberzeugen lassen, wenn jemand <strong>von</strong> den Toten auferstünde.32


Gleichnis vom ungerechten Richter(Lk 18,1–8)Er sagte ihnen aber e<strong>in</strong> Gleichnis darüber, dass sie allezeit betenund nicht nachlassen sollten, und sprach: Es war e<strong>in</strong> Richter <strong>in</strong>e<strong>in</strong>er Stadt, der fürchtete sich nicht vor Gott und scheute sich vorke<strong>in</strong>em Menschen.Es war aber e<strong>in</strong>e Witwe <strong>in</strong> derselben Stadt, die kam zu ihm undsprach: Schaffe mir Recht gegen me<strong>in</strong>en Widersacher!Und er wollte lange nicht. Danach aber dachte er bei sich selbst:Wenn ich mich schon vor Gott nicht fürchte noch vor ke<strong>in</strong>em Menschenscheue, will ich doch dieser Witwe, weil sie mir so viel Mühemacht, Recht schaffen, da<strong>mit</strong> sie nicht zuletzt komme und mir <strong>in</strong>sGesicht schlage.Da sprach der Herr: Hört, was der ungerechte Richter sagt! SollteGott nicht auch Recht schaffen se<strong>in</strong>en Auserwählten, die zu ihmTag und Nacht rufen, und sollte er's bei ihnen lange h<strong>in</strong>ziehen?Ich sage euch: Er wird ihnen Recht schaffen <strong>in</strong> Kürze. Doch wennder Menschensohn kommen wird, me<strong>in</strong>st du, er werde Glaubenf<strong>in</strong>den auf Erden?34


Gleichnis vom Pharisäer und vom Zöllner(Lk 18,9–14)Er sagte aber zu e<strong>in</strong>igen, die sich anmaßten, fromm zu se<strong>in</strong>,und verachteten die andern, dies Gleichnis:Es g<strong>in</strong>gen zwei Menschen h<strong>in</strong>auf <strong>in</strong> den Tempel, um zu beten,der e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong> Pharisäer, der andere e<strong>in</strong> Zöllner.Der Pharisäer stand für sich und betete so: Ich danke dir, Gott,dass ich nicht b<strong>in</strong> wie die andern Leute, Räuber, Betrüger,Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner. Ich faste zweimal <strong>in</strong>der Woche und gebe den Zehnten <strong>von</strong> allem, was ich e<strong>in</strong>nehme.Der Zöllner aber stand ferne, wollte auch die Augen nichtaufheben zum Himmel, sondern schlug an se<strong>in</strong>e Brust undsprach: Gott, sei mir Sünder gnädig!Ich sage euch: Dieser g<strong>in</strong>g gerechtfertigt h<strong>in</strong>ab <strong>in</strong> se<strong>in</strong> Haus,nicht jener. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigtwerden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.36


Gleichnis vom Kamel und vom Nadelöhr(Mt 19,16–30)Und siehe, e<strong>in</strong>er trat zu ihm und fragte: Meister, was soll ich Gutes tun, da<strong>mit</strong> ich das ewige Leben habe?Er aber sprach zu ihm: Was fragst du mich nach dem, was gut ist? Gut ist nur E<strong>in</strong>er. Willst du aber zumLeben e<strong>in</strong>gehen, so halte die Gebote.Da fragte er ihn: Welche? <strong>Jesu</strong>s aber sprach: »Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollstnicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis geben; ehre Vater und Mutter«; und: »Du sollst de<strong>in</strong>en Nächstenlieben wie dich selbst«.Da sprach der Jüngl<strong>in</strong>g zu ihm: Das habe ich alles gehalten; was fehlt mir noch?<strong>Jesu</strong>s antwortete ihm: Willst du vollkommen se<strong>in</strong>, so geh h<strong>in</strong>, verkaufe, was du hast, und gib's denArmen, so wirst du e<strong>in</strong>en Schatz im Himmel haben; und komm und folge mir nach! Als der Jüngl<strong>in</strong>g dasWort hörte, g<strong>in</strong>g er betrübt da<strong>von</strong>; denn er hatte viele Güter.<strong>Jesu</strong>s aber sprach zu se<strong>in</strong>en Jüngern: Wahrlich, ich sage euch: E<strong>in</strong> Reicher wird schwer <strong>in</strong>s Himmelreichkommen. Und weiter sage ich euch: Es ist leichter, dass e<strong>in</strong> Kamel durch e<strong>in</strong> Nadelöhr gehe, als dass e<strong>in</strong>Reicher <strong>in</strong>s Reich Gottes komme.Als das se<strong>in</strong>e Jünger hörten, entsetzten sie sich sehr und sprachen: Ja, wer kann dann selig werden?<strong>Jesu</strong>s aber sah sie an und sprach zu ihnen: Bei den Menschen ist's unmöglich; aber bei Gott s<strong>in</strong>d alleD<strong>in</strong>ge möglich.Da f<strong>in</strong>g Petrus an und sprach zu ihm: Siehe, wir haben alles verlassen und s<strong>in</strong>d dir nachgefolgt; was wirduns dafür gegeben?<strong>Jesu</strong>s aber sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, werdet bei derWiedergeburt, wenn der Menschensohn sitzen wird auf dem Thron se<strong>in</strong>er Herrlichkeit, auch sitzen aufzwölf Thronen und richten die zwölf Stämme Israels. Und wer Häuser oder Brüder oder Schwestern oderVater oder Mutter oder K<strong>in</strong>der oder Äcker verlässt um me<strong>in</strong>es Namens willen, der wird's hundertfachempfangen und das ewige Leben ererben. Aber viele, die die Ersten s<strong>in</strong>d, werden die Letzten und dieLetzten werden die Ersten se<strong>in</strong>.38


Gleichnis <strong>von</strong> den treulosen We<strong>in</strong>gärtnern(Mt 21,33–46)Es bat ihn aber e<strong>in</strong>er der Pharisäer, bei ihm zu essen. Und er g<strong>in</strong>g h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> <strong>in</strong> das Haus des Pharisäersund setzte sich zu Tisch. Und siehe, e<strong>in</strong>e Frau war <strong>in</strong> der Stadt, die war e<strong>in</strong>e Sünder<strong>in</strong>. Als die vernahm,dass er zu Tisch saß im Haus des Pharisäers, brachte sie e<strong>in</strong> Glas <strong>mit</strong> Salböl und trat <strong>von</strong> h<strong>in</strong>tenzu se<strong>in</strong>en Füßen, we<strong>in</strong>te und f<strong>in</strong>g an, se<strong>in</strong>e Füße <strong>mit</strong> Tränen zu benetzen und <strong>mit</strong> den Haarenihres Hauptes zu trocknen, und küsste se<strong>in</strong>e Füße und salbte sie <strong>mit</strong> Salböl. Als aber das der Pharisäersah, der ihn e<strong>in</strong>geladen hatte, sprach er bei sich selbst und sagte: Wenn dieser e<strong>in</strong> Prophet wäre,so wüsste er, wer und was für e<strong>in</strong>e Frau das ist, die ihn anrührt; denn sie ist e<strong>in</strong>e Sünder<strong>in</strong>.<strong>Jesu</strong>s antwortete und sprach zu ihm: Simon, ich habe dir etwas zu sagen.Er aber sprach: Meister, sag es!E<strong>in</strong> Gläubiger hatte zwei Schuldner. E<strong>in</strong>er war fünfhundert Silbergroschen schuldig, der andere fünfzig.Da sie aber nicht bezahlen konnten, schenkte er's beiden. Wer <strong>von</strong> ihnen wird ihn am meistenlieben?Simon antwortete und sprach: Ich denke, der, dem er am meisten geschenkt hat.Er aber sprach zu ihm: Du hast recht geurteilt. Und er wandte sich zu der Frau und sprach zu Simon:Siehst du diese Frau? Ich b<strong>in</strong> <strong>in</strong> de<strong>in</strong> Haus gekommen; du hast mir ke<strong>in</strong> Wasser für me<strong>in</strong>e Füße gegeben;diese aber hat me<strong>in</strong>e Füße <strong>mit</strong> Tränen benetzt und <strong>mit</strong> ihren Haaren getrocknet. Du hast mirke<strong>in</strong>en Kuss gegeben; diese aber hat, seit ich here<strong>in</strong>gekommen b<strong>in</strong>, nicht abgelassen, me<strong>in</strong>e Füße zuküssen. Du hast me<strong>in</strong> Haupt nicht <strong>mit</strong> Öl gesalbt; sie aber hat me<strong>in</strong>e Füße <strong>mit</strong> Salböl gesalbt. Deshalbsage ich dir: Ihre vielen Sünden s<strong>in</strong>d vergeben, denn sie hat viel Liebe gezeigt; wem aber wenig vergebenwird, der liebt wenig.Und er sprach zu ihr: Dir s<strong>in</strong>d de<strong>in</strong>e Sünden vergeben.Da f<strong>in</strong>gen die an, die <strong>mit</strong> zu Tisch saßen, und sprachen bei sich selbst: Wer ist dieser, der auch dieSünden vergibt?Er aber sprach zu der Frau: De<strong>in</strong> Glaube hat dir geholfen; geh h<strong>in</strong> <strong>in</strong> Frieden!40


Gleichnis vom großen Abendmahl(Lk 14,15–24)Als aber e<strong>in</strong>er das hörte, der <strong>mit</strong> zu Tisch saß, sprach er zu <strong>Jesu</strong>s: Selig ist, der dasBrot isst im Reich Gottes!Er aber sprach zu ihm: Es war e<strong>in</strong> Mensch, der machte e<strong>in</strong> großes Abendmahl undlud viele dazu e<strong>in</strong>. Und er sandte se<strong>in</strong>en Knecht aus zur Stunde des Abendmahls, denGeladenen zu sagen: Kommt, denn es ist alles bereit!Und sie f<strong>in</strong>gen an alle nache<strong>in</strong>ander, sich zu entschuldigen. Der erste sprach zu ihm:Ich habe e<strong>in</strong>en Acker gekauft und muss h<strong>in</strong>ausgehen und ihn besehen; ich bitte dich,entschuldige mich.Und der zweite sprach: Ich habe fünf Gespanne Ochsen gekauft und ich gehe jetzth<strong>in</strong>, sie zu besehen; ich bitte dich, entschuldige mich.Und der dritte sprach: Ich habe e<strong>in</strong>e Frau genommen; darum kann ich nicht kommen.Und der Knecht kam zurück und sagte das se<strong>in</strong>em Herrn. Da wurde der Hausherrzornig und sprach zu se<strong>in</strong>em Knecht: Geh schnell h<strong>in</strong>aus auf die Straßen und Gassender Stadt und führe die Armen, Verkrüppelten, Bl<strong>in</strong>den und Lahmen here<strong>in</strong>.Und der Knecht sprach: Herr, es ist geschehen, was du befohlen hast; es ist abernoch Raum da.Und der Herr sprach zu dem Knecht: Geh h<strong>in</strong>aus auf die Landstraßen und an die Zäuneund nötige sie here<strong>in</strong>zukommen, dass me<strong>in</strong> Haus voll werde. Denn ich sage euch,dass ke<strong>in</strong>er der Männer, die e<strong>in</strong>geladen waren, me<strong>in</strong> Abendmahl schmecken wird.42


Gleichnis vom wachsamen Knecht(Mk 13,28–37)An dem Feigenbaum aber lernt e<strong>in</strong> Gleichnis: Wenn jetzt se<strong>in</strong>eZweige saftig werden und Blätter treiben, so wisst ihr, dass derSommer nahe ist.Ebenso auch: wenn ihr seht, dass dies geschieht, so wisst, dass ernahe vor der Tür ist. Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlechtwird nicht vergehen, bis dies alles geschieht. Himmel und Erdewerden vergehen; me<strong>in</strong>e Worte aber werden nicht vergehen. Vondem Tage aber und der Stunde weiß niemand, auch die Engel imHimmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern alle<strong>in</strong> der Vater.Seht euch vor, wachet! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist.Wie bei e<strong>in</strong>em Menschen, der über Land zog und verließ se<strong>in</strong> Hausund gab se<strong>in</strong>en Knechten Vollmacht, e<strong>in</strong>em jeden se<strong>in</strong>e Arbeit, undgebot dem Türhüter, er solle wachen: so wacht nun; denn ihr wisstnicht, wann der Herr des Hauses kommt, ob am Abend oder zu Mitternachtoder um den Hahnenschrei oder am Morgen, da<strong>mit</strong> ereuch nicht schlafend f<strong>in</strong>de, wenn er plötzlich kommt.Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Wachet!44


Gleichnis <strong>von</strong> den klugen und törichten Jungfrauen(Mt 25,1–13)Dann wird das Himmelreich gleichen zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmenund g<strong>in</strong>gen h<strong>in</strong>aus, dem Bräutigam entgegen. Aber fünf <strong>von</strong> ihnen waren törichtund fünf waren klug. Die törichten nahmen ihre Lampen, aber sie nahmen ke<strong>in</strong>Öl <strong>mit</strong>. Die klugen aber nahmen Öl <strong>mit</strong> <strong>in</strong> ihren Gefäßen, samt ihren Lampen.Als nun der Bräutigam lange ausblieb, wurden sie alle schläfrig und schliefene<strong>in</strong>. Um Mitternacht aber erhob sich lautes Rufen: Siehe, der Bräutigam kommt!Geht h<strong>in</strong>aus, ihm entgegen! Da standen diese Jungfrauen alle auf und machtenihre Lampen fertig.Die törichten aber sprachen zu den klugen: Gebt uns <strong>von</strong> eurem Öl, denn unsreLampen verlöschen.Da antworteten die klugen und sprachen: Ne<strong>in</strong>, sonst würde es für uns und euchnicht genug se<strong>in</strong>; geht aber zum Kaufmann und kauft für euch selbst.Und als sie h<strong>in</strong>g<strong>in</strong>gen zu kaufen, kam der Bräutigam; und die bereit waren,g<strong>in</strong>gen <strong>mit</strong> ihm h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> zur Hochzeit, und die Tür wurde verschlossen. Späterkamen auch die andern Jungfrauen und sprachen: Herr, Herr, tu uns auf!Er antwortete aber und sprach: Wahrlich, ich sage euch: Ich kenne euch nicht.Darum wachet! Denn ihr wisst weder Tag noch Stunde.46


Gleichnis <strong>von</strong> den anvertrauten Talenten(Mt 25,14–30)Denn es ist wie <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Menschen, der außer Landes g<strong>in</strong>g: Er rief se<strong>in</strong>e Knechte und vertrauteihnen se<strong>in</strong> Vermögen an; dem e<strong>in</strong>en gab er fünf Zentner Silber, dem andern zwei, dem dritten e<strong>in</strong>en,jedem nach se<strong>in</strong>er Tüchtigkeit, und zog fort.Sogleich g<strong>in</strong>g der h<strong>in</strong>, der fünf Zentner empfangen hatte, und handelte <strong>mit</strong> ihnen und gewannweitere fünf dazu. Ebenso gewann der, der zwei Zentner empfangen hatte, zwei weitere dazu. Deraber e<strong>in</strong>en empfangen hatte, g<strong>in</strong>g h<strong>in</strong>, grub e<strong>in</strong> Loch <strong>in</strong> die Erde und verbarg das Geld se<strong>in</strong>es Herrn.Nach langer Zeit kam der Herr dieser Knechte und forderte Rechenschaft <strong>von</strong> ihnen. Da trat herzu,der fünf Zentner empfangen hatte, und legte weitere fünf Zentner dazu und sprach: Herr, du hast mirfünf Zentner anvertraut; siehe da, ich habe da<strong>mit</strong> weitere fünf Zentner gewonnen. Da sprach se<strong>in</strong>Herr zu ihm: Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich willdich über viel setzen; geh h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> zu de<strong>in</strong>es Herrn Freude!Da trat auch herzu, der zwei Zentner empfangen hatte, und sprach: Herr, du hast mir zwei Zentneranvertraut; siehe da, ich habe da<strong>mit</strong> zwei weitere gewonnen. Se<strong>in</strong> Herr sprach zu ihm: Recht so, dutüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; gehh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> zu de<strong>in</strong>es Herrn Freude!Da trat auch herzu, der e<strong>in</strong>en Zentner empfangen hatte, und sprach: Herr, ich wusste, dass du e<strong>in</strong>harter Mann bist: Du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst e<strong>in</strong>, wo du nicht ausgestreuthast; und ich fürchtete mich, g<strong>in</strong>g h<strong>in</strong> und verbarg de<strong>in</strong>en Zentner <strong>in</strong> der Erde. Siehe, da hast du dasDe<strong>in</strong>e. Se<strong>in</strong> Herr aber antwortete und sprach zu ihm: Du böser und fauler Knecht! Wusstest du, dassich ernte, wo ich nicht gesät habe, und e<strong>in</strong>sammle, wo ich nicht ausgestreut habe? Dann hättest dume<strong>in</strong> Geld zu den Wechslern br<strong>in</strong>gen sollen, und wenn ich gekommen wäre, hätte ich das Me<strong>in</strong>ewiederbekommen <strong>mit</strong> Z<strong>in</strong>sen. Darum nehmt ihm den Zentner ab und gebt ihn dem, der zehn Zentnerhat. Denn wer da hat, dem wird gegeben werden, und er wird die Fülle haben; wer aber nicht hat,dem wird auch, was er hat, genommen werden. Und den unnützen Knecht werft <strong>in</strong> die F<strong>in</strong>sternish<strong>in</strong>aus; da wird se<strong>in</strong> Heulen und Zähneklappern.48


Es s<strong>in</strong>d noch viele andere D<strong>in</strong>ge, die <strong>Jesu</strong>s getan hat. Wenn aber e<strong>in</strong>s nach dem andern aufgeschriebenwerden sollte, so würde, me<strong>in</strong>e ich, die Welt die Bücher nicht fassen, die zu schreiben wären.(Joh 21,25)Vom gleichen Künstler:Akathistos an den Hl. Demetrius <strong>in</strong> <strong>Bildern</strong> <strong>von</strong> <strong>Nikola</strong> SarićISBN 978-3-00-046990-950

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