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Novadis vor Neetha ! - Vinsalts DSA-Service

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Das Massaker von Vlapacho – ein Augenzeugenbericht<br />

von Shafirio ay Ankhraio in den ersten Tagen des Heidensturms aufgezeichnet<br />

Ingrimo Gaudioso,<br />

Schmied aus Vlapacho<br />

»In Vlapacho herrschte blankes<br />

Entsetzen, als die Botenreiterin<br />

uns die Nachricht vom heranstürmenden<br />

Novadiheer überbrachte.<br />

Die alte Palisade um<br />

den Ort war an einigen Stellen<br />

längst eingefallen und nicht<br />

mehr ausgebessert worden – die<br />

Novaditrutz schien in den letzten<br />

Jahren ja auch ein verlässlicher<br />

Schild zu sein – und so<br />

vermochte nichts die Rastullahanbeter<br />

vom Eindringen in<br />

die kleine Stadt abzuhalten.<br />

Einige derjenigen, die Pferde<br />

besaßen, kramten da nur noch<br />

schnell einige Wertsachen<br />

zusammen und flüchteten alsbald<br />

Richtung Wobran,<br />

zumeist noch rechtzeitig <strong>vor</strong><br />

dem Eintreffen der <strong>Novadis</strong>.<br />

Ich gestehe, auch ich habe mir<br />

zu diesem Zeitpunkt nichts<br />

sehnlicher als meine alte Yasmina<br />

zurückgewünscht, auf der<br />

ich damals bei den Chababer<br />

Grenzreitern diente. Stattdessen<br />

war ich dazu verdammt in meiner<br />

Schmiede auszuharren und<br />

den Überfall der <strong>Novadis</strong><br />

irgendwie zu überstehen.<br />

Das Beben der donnernden<br />

Pferdehufe war das erste unmittelbare<br />

Anzeichen der sich<br />

nähernden Horde. Obwohl die<br />

Reiter zunächst noch von einer<br />

großen Staubwolke eingehüllt<br />

waren, ließ sich doch erkennen,<br />

dass es hunderte sein mussten.<br />

Und <strong>vor</strong>an wehten ihnen die<br />

großen dunkelroten Fahnen,<br />

die ich schon in meinen<br />

Gefechten am Chabab gesehen<br />

hatte – angeblich tränkten sie<br />

diese <strong>vor</strong> ihren Raubzügen im<br />

eigenen Blute.<br />

Durch die Löcher in den Palisaden<br />

strömten sie dann wie<br />

die Insekten in Vlapacho ein,<br />

kein Mensch war zu diesem<br />

Zeitpunkt mehr auf den<br />

Straßen. Auch ich hatte mich<br />

in meine Schmiede zurückgezogen,<br />

fest entschlossen zumindest<br />

mein Leben so teuer wie<br />

möglich zu verkaufen. Von den<br />

Geschehnissen draußen bekam<br />

ich zunächst nur die Geräusche<br />

mit, so knisterten bald überall<br />

große Flammenherde, und in<br />

das Kriegsgeschrei der Angreifer<br />

und das Schnauben ihrer<br />

Hand.<br />

Pferde mischten sich immer<br />

wieder die Todesschreie meiner<br />

<strong>vor</strong> den Flammen in die Khunchomer<br />

der <strong>Novadis</strong> laufenden<br />

Nachbarn. Das ging bereits<br />

eine ganze Zeit so, aber vielleicht<br />

kam mir das auch nur so<br />

<strong>vor</strong>, als ich dann doch irgendwann<br />

einen Blick aus dem Fenster<br />

tat. Meine Schmiede liegt<br />

ja ganz im Westen und war<br />

wohl deswegen noch nicht ins<br />

Augenmerk der Angreifer<br />

gerückt.<br />

Draußen aber spielten sich<br />

fürchterliche Szenen ab. Die<br />

halbe Ortschaft stand bereits in<br />

Flammen und immer wieder<br />

drangen Abgesessene in die<br />

noch nicht brennenden Häuser<br />

ein, wohl um sich einige Habseligkeiten<br />

unter den Nagel zu<br />

reißen. Dazwischen aber ritt<br />

auf einem nachtschwarzen<br />

Hengst der Anführer, ein älterer,<br />

von Narben verunzierter<br />

Novadi, in dessen Bart sich<br />

bereits weiße Strähnen mischten.<br />

Auf dem Kopf trug er<br />

einen turbanumwickelten Tulamidenhelm<br />

und auch seine<br />

Das Städtchen Vlapacho - ein Opfer der Flammen. In dem Ort, welcher in den letzten<br />

Jahren unter der Ägide des Reiches aufgeblüht war, ließ der Feind keinen Stein<br />

auf dem anderen. Hunderte Bürger starben einen grausamen Tod von der Heiden<br />

sonstige Rüstung schien –<br />

obgleich ebenso dreckverschmiert<br />

– der der anderen Reiter<br />

weit überlegen. Auf jeden<br />

Fall brüllte er die anderen<br />

Krieger immer wieder an, was<br />

mir auch im Gedächtnis blieb.<br />

»Yallah, achmedun, yallah!<br />

Châhna maksur châhil! Yallah,<br />

balaian!« waren, soweit ich<br />

mich erinnern kann, seine<br />

Worte (Anm. der Red.: Die<br />

novadischen Worte wurden an<br />

dieser Stelle sinngemäß ergänzt<br />

und könnten im zivilisierten<br />

Horathi etwa folgende Bedeutung<br />

haben: »Vorwärts,<br />

Rächer/Krieger/Streiter, <strong>vor</strong>-<br />

4<br />

wärts! Wir werden (es) später<br />

zerstören! Vorwärts, Männer im<br />

Krieg!«).<br />

Gerade rechtzeitig erkannte ich<br />

dann noch den Novadikrieger,<br />

der von seinem Pferd aus nun<br />

auch auf mein Haus eine<br />

Fackel werfen wollte. Der Kerl<br />

befand sich keine fünf Schritt<br />

von der Schmiede entfernt und<br />

hatte sonst keine weiteren Reiter<br />

in der Nähe, so dass ich<br />

mich entschloss jetzt meine<br />

Gelegenheit zur Flucht zu nutzen<br />

oder dabei zu sterben. Ich<br />

riss also die schwere Tür auf<br />

und rannte mit dem schweren<br />

Schmiedehammer in der Faust<br />

auf den überraschten Feind zu.<br />

Noch be<strong>vor</strong> der seine Fackel<br />

auf mein Dach schmeissen<br />

konnte, sprengte mein Hammer<br />

ihm das bärtige und mit<br />

Kriegsbemalung versehene<br />

Gesicht. Keinen Augenblick<br />

später lag er am Boden und ich<br />

saß auf seinem Pferd, das zwar<br />

zunächst kurz bockte, meinen<br />

Reitkünsten dann aber keinen<br />

Widerstand mehr leistete.<br />

Durch eine der Lücken in den<br />

Palisaden preschte ich daraufhin<br />

unter den Flüchen der mir<br />

Pfeile hinterherschießenden<br />

<strong>Novadis</strong> davon und tatsächlich<br />

erreichte ich Wobran noch <strong>vor</strong><br />

dem ersten Novadikrieger.<br />

Weniger Glück scheint dagegen<br />

der dicke Bäcker Alvario gehabt<br />

zu haben, den ich auf seiner<br />

Klappermähre einige Stunden<br />

später überholte. Er war als<br />

einer der ersten aus Vlapacho<br />

geflohen, hat Wobran aber nie<br />

erreicht, wohl auch weil er seinem<br />

Gaul in seiner Gier zuviele<br />

Silberlinge aufgeladen<br />

hatte…«<br />

AB

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