U-Kurs-Skript
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<strong>Skript</strong> „Interdisziplinärer Untersuchungskurs“<br />
Die orthopädisch-traumatologische Untersuchung des<br />
INHALTSVERZEICHNIS<br />
Bewegungsapparates<br />
EINLEITUNG 2<br />
I. ALLGEMEINE GELENKUNTERSUCHUNG<br />
Anamnese<br />
Inspektion<br />
Palpation<br />
3<br />
Prinzipien der Bewegungsprüfung, Neutral-Null-Methode, Umfangsmessung<br />
Beurteilung von Durchblutung, Motorik und Sensibilität<br />
II. SPEZIELLE TRAUMATOLOGISCH-ORTHOPÄDISCHE UNTERSUCHUNG 9<br />
1. Obere Extremität<br />
Akromioklavikulargelenk<br />
Glenohumeralgelenk<br />
Ellenbogengelenk<br />
Handgelenk/Hand<br />
2. Wirbelsäule und untere Extremität<br />
Wirbelsäule<br />
Hüfte<br />
Knie<br />
Sprunggelenk/Fuß<br />
1
EINLEITUNG<br />
Liebe Studierende, lieber Studierender,<br />
Dieses <strong>Skript</strong> soll Ihnen im Untersuchungskurs als Leitfaden dienen und Ihnen das<br />
Handwerkszeug für die weiterführenden Praktika unseres Fachgebietes liefern.<br />
Primäres Ausbildungsziel ist das Erlernen der grundlegenden Techniken der<br />
traumatologisch-orthopädischen Untersuchung. Dazu ist es erforderlich, dass Sie<br />
zunächst Normalbefunde erheben können, weshalb die gegenseitige Untersuchung<br />
am Anfang des Untersuchungskurses steht. Bitte richten Sie sich<br />
kleidungstechnisch darauf ein!<br />
Darüber hinaus wird es erforderlich sein, dass Sie im Rahmen Ihrer Famulaturen und<br />
der weiterführenden Praktika die erlernten Untersuchungstechniken üben und<br />
festigen. Durch zunehmenden Patientenkontakt werden Sie im Laufe Ihrer<br />
Ausbildung auch Sicherheit im Erheben von pathologischen Befunden erlangen.<br />
Bereiten Sie Ihre <strong>Kurs</strong>termine vor, damit Sie von der kurzen Unterrichtszeit möglichst<br />
gut profitieren. Rekapitulieren und trainieren Sie das praktisch Erlernte, indem Sie<br />
das entsprechende Kapitel in einem Lehrbuch nacharbeiten.<br />
Wir wünschen Ihnen viel Erfolg im traumatolgisch-orthopädischen Teil des<br />
Interdisziplinären Untersuchungskurses.<br />
Dr. med. Christine Voigt und Dr. med. Arndt Peter Schulz<br />
Lehrbeauftragte der<br />
Klinik für Chirurgie des Stütz- und Bewegungsapparats<br />
Ansprechpartner:<br />
Dr. med. Arndt Peter Schulz; Dr. med. Christine Voigt<br />
Lehrbeauftragte<br />
Tel.: 0451/500-4730<br />
E-mail: uk-sh@apschulz.de; christine.voigt@uk-sh.de<br />
2
I. ALLGEMEINE TRAUMATOLOGISCH-ORTHOPÄDISCHE UNTERSUCHUNG<br />
Anamnese<br />
Die traumatologisch-orthopädische Anamnese beinhaltet folgende Schwerpunktfragen:<br />
1. Unfallhergang: Was ist wann, wo und wie passiert?<br />
2. Genaue Schmerzanamnese: Seit wann treten wo und bei was welche Art von<br />
Schmerzen auf?<br />
3. Aktivitätsniveau: Beruf, sportliche Aktivitäten, Freizeit?<br />
4. Frühere Verletzungen und Operationen<br />
5. Regelmäßige Medikation (ASS, orale Antidiabetika, Marcumar etc.)<br />
6. Familienanamnese<br />
7. Bei Operationsindikation: Ab wann nüchtern?<br />
Inspektion<br />
Voraussetzung: Bis auf die Unterwäsche entkleideter, möglichst stehender Patient!<br />
WAS SIEHT MAN?<br />
Gangbild: flüssig, hinkend<br />
Körper-/Gelenkhaltung: aufrecht, gebeugt, Schonhaltung<br />
Schulter-/Beckengleich- oder -schiefstand<br />
Wirbelsäule: Kyphose, Lordose, Skoliose, Rippenbuckel<br />
Fehlstellungen, Deformitäten, Kontrakturen, Verkürzungen<br />
Hautverhältnisse: Intakt, Schürfungen/Wunden, Rötungen, Hämatome, Narben,<br />
Varizen<br />
Schwellungen<br />
Muskelatrophien: Seitenvergleich!<br />
3
Palpation<br />
WAS TASTET MAN?<br />
Prominente Knochenpunkte<br />
Sehnen, Ligamente<br />
Muskulatur<br />
Gelenkerguß<br />
Ödeme<br />
Weichteilschwellungen/Tumore<br />
Druckschmerzhaftigkeit: genaue Lokalisation!<br />
Messung der Gelenkbeweglichkeit - Die Neutral-Null-Methode<br />
Die Neutral-Null-Methode ist ein einheitlicher Bewertungs- und Dokumentationsindex<br />
für die Beweglichkeit von Gelenken.<br />
Ausgangsposition ist die, wie folgt, definierte Nullstellung: Der Mensch steht<br />
aufrecht, die Arme sind nach unten hängend entspannt, die Daumen nach vorn<br />
gerichtet und die Füße stehen parallel. Die anliegenden Winkel werden nun als<br />
Nullstellung definiert.<br />
Nullstellung der Neutral-Null-Methode<br />
Für jedes Gelenk und jede Bewegungsebene werden drei Werte angegeben:<br />
4
Bewegungsebenen<br />
S - Sagitalebene<br />
F - Frontalebene<br />
H - Horizontalebene<br />
Beispiel:<br />
Physiologischer Bewegungsumfang des Ellenbogens:<br />
Extension/Flexion: 5° - 0° - 140°<br />
Bedeutet,<br />
1. Wert: Der Ellenbogen lässt sich aus der Nullstellung noch 5° strecken (Extension),<br />
2. Wert: Der Ellenbogen bewegt sich durch die physiologische Nullstellung,<br />
3. Wert: Der Ellenbogen lässt sich darüber hinaus auf 140° beugen (Flexion)<br />
5
1. Wert<br />
(vom Körper weg)<br />
Nullwert<br />
2. Wert<br />
(zum Körper hin)<br />
Abduktion 0 Adduktion<br />
Außenrotation 0 Innenrotation<br />
Extension 0 Flexion<br />
Pronation 0 Supination<br />
Retroversion 0 Anteversion<br />
Ulnaradduktion 0 Radialadduktion<br />
Standard ist, dass zuerst der Wert vom Körper weg angegeben wird. Allerdings<br />
gibt es noch immer Lehrbücher, die die Zahlenreihe anders herum lehren. Deshalb<br />
wird empfohlen, dazu zu schreiben, was zuerst ermittelt wurde.<br />
Generell sollen die vom Patienten aktiv ausgeführten Bewegungsausschläge<br />
gemessen werden; passive Bewegungsausschläge müssen als solche<br />
gekennzeichnet werden.<br />
Hat der Patient eine Kontraktur und kann die physiologische Nullstellung nicht<br />
einnehmen, gilt, dass der Wert 0 an der Stelle der maximalen Position steht.<br />
Beispiele:<br />
Ein Patient, der seinen Arm im Ellbogengelenk nur zwischen Nullstellung und 120°<br />
Flexion bewegen kann, hat einen Bewegungsumfang von Extension/Flexion 0°-0°-<br />
120°.<br />
Ein Patient, der seinen Arm im Ellbogengelenk nur zwischen 90° und 120° Flexion<br />
bewegen kann, hat einen Bewegungsumfang von<br />
Extension/Flexion 0°-90°-120°.<br />
Umfangsmessungen erfolgen an definierten Stellen der oberen und unteren<br />
Extremität bei Schwellungen oder Muskelatrophien zur Quantifizierung und<br />
Verlaufsbeurteilung.<br />
6
Obere Extremität:<br />
Untere Extremität:<br />
Referenzlinie = Epicondylus humeri lateralis (*)<br />
Messpunkt Oberarm: 15 cm proximal von *<br />
Messpunkt Unterram: 10 cm distal von *<br />
Referenzlinie = Gelenkspalt Knie (**)<br />
Messpunkte Oberschenkel: 20 cm und 10 cm proximal von **<br />
Messpunkt Unterschenkel: 15 cm distal von **<br />
Beurteilung von Durchblutung, Motorik und Sensibilität<br />
Durchblutung: s. Kapitel VIII. Gefäße, Abschnitt 2.2 Palpation – Pulse.<br />
7
Motorik: Prüfung der groben Kraft im Seitenvergleich.<br />
Einteilung der Kraftgrade nach Brunner:<br />
5 – normal volles Bewegungsausmaß gegen Widerstand<br />
4 – gut volles Bewegungsausmaß gegen leichten Widerstand<br />
3 – schwach volles Bewegungsausmaß gegen die Schwerkraft<br />
2 – sehr schwach volles Bewegungsausmaß ohne Schwerkraft<br />
1 – Spur sicht-/tastbare Muskelaktivität<br />
0 – Null komplette Lähmung, keine Kontraktion<br />
Zusatz: S - Spastik, K - Kontraktur<br />
Sensibilität: s. Kapitel X. Neurologische Untersuchung.<br />
Dermatome<br />
8
ll. Spezielle traumatologisch-orthopädische Untersuchung<br />
1. Obere Extremität<br />
Akromioklavikulargelenk<br />
Schmerzprovokation bei direkter Palpation.<br />
Painful arc: ≥ 130° positiv<br />
Cross-body-Sign:<br />
Klaviertastenphänomen:<br />
Schmerzprovokation durch passive Adduktion bei<br />
gebeugten Ellenbogen und Führen der Hand zur<br />
gegenseitigen Schulter.<br />
= vertikale Instabilität bei AC-Gelenksverletzung/instabilität,<br />
Stabilitätsprüfung in der Frontalebene.<br />
9
Glenohumeralgelenk<br />
Palpation: Sternoklavikulargelenk, Clavicula, Akromioklavikulargelenk,<br />
Acromion, Tuberculum majus, Tuberculum minus, Spina<br />
scapulae, ventrale Kapsel, lange Bizepssehne im Sulcus<br />
1. Funktionsgriffe<br />
Schürzengriff = Hinter den Rücken greifen wie zum Binden einer Schürze<br />
(Innenrotation, Retroversion, Adduktion).<br />
Nackengriff = Mit der Hand an den Hinterkopf greifen mit nach lateral<br />
gerichtetem Ellenbogen (Außenrotation, Anteversion,<br />
Abduktion).<br />
10
2. Bewegungsumfang<br />
Eine Hand des Untersuchers fixiert die Scapula!<br />
Elevation = Heben des Armes in der Skapularebene<br />
Anteversion/Retroversion = Vor- und Zurückführen des Armes in der Sagitalebene<br />
Normwerte: 180°-0°-40°<br />
Abduktion/Adduktion = Heben und Heranführen des Armes in der Frontalebene<br />
Normwerte: 180°-0°-40°<br />
Bewegungsebenen Schultergelenk<br />
Außen-/Innenrotation = Ausgangsstellung: Anliegender 90°-flektierter Ellenbogen,<br />
Unterarm dient als „Zeiger“. Das Ausmaß der<br />
Innenrotation wird als der höchste mit dem Daumen<br />
erreichbare Dornfortsatz angegeben.<br />
Normwerte: 50°-0°- mittlere BWS<br />
11
3. Spezifische Tests<br />
3.1 Impingementzeichen<br />
Bei einklemmungsbedingten Pathologien der Supraspinatussehne löst ein<br />
provoziertes weiteres Verengen des Subakromialraumes Schmerzen aus.<br />
Dazu wird mit der linken Hand des Untersuchers die Scapula fixiert während die<br />
rechte Hand den betreffenden Arm auf 90° eleviert und eine Innenrotationsbewegung<br />
ausführt.<br />
3.2 Rotatorenmanschettentests<br />
Painful arc: 60-130°<br />
Bei den Rotatorenmanschettentests werden im Seitenvergleich das Auftreten von<br />
Schmerzen und ein Kraftverlust im Seitenvergleich geprüft. Aus einer Vielzahl an<br />
existierenden Tests wird im folgenden für die drei Hauptanteile der<br />
Rotatorenmanschette (M. subscapularis, M. supraspinatus, M. infraspinatus/M. teres<br />
minor) jeweils 1 (2) wesentlicher Test vorgestellt.<br />
12
M. SUPRASPINATUS<br />
Supraspinatustest nach Jobe („Haltetest“):<br />
90°-Abduktion in der Scapularebene, Innenrotation (Daumen zeigen bodenwärts).<br />
Während der Abduktion übt der Untersucher Druck von oben auf den Unterarm aus<br />
und beurteilt die Abduktionskraft.<br />
Startertest<br />
Beurteilung der Abduktionskraft gegen Widerstand zu Beginn der Abduktionsbewegung.<br />
13
M. INFRASPINATUS<br />
Messung der Außenrotationskraft gegen Widerstand.<br />
M. SUBSCAPULARIS<br />
Messung der Innenrotationskraft gegen Widerstand.<br />
14
Lift-off-test<br />
Es wird das aktive Abheben der auf den Rücken gelegten Hand getestet.<br />
Der Test ist positiv, wenn die Hand nicht aktiv abgehoben werden kann.<br />
3.3 Stabilitätstests<br />
3.3.1 Hyperlaxitätszeichen (physiologisch)<br />
Anteriore und posteriore Translation<br />
Die linke Hand des Untersuchers fixiert die<br />
Scapula. Die rechte Hand umgreift den<br />
Humeruskopf und führt ihn nach ventral und<br />
dorsal. Das Ausmaß der Bewegung des<br />
Humeruskopfes gegenüber dem Glenoid wird<br />
beschrieben.<br />
15
Inferiore Translation (Sulkus-Zeichen)<br />
Der Untersucher zieht am Arm nach kaudal. Der Abstand zwischen lateraler<br />
Acromionkante und Humeruskopf (entstehende Rinne) wird abgeschätzt.<br />
3.3.2 Instabilitätszeichen (pathologisch)<br />
Apprehension Test<br />
Die linke Hand des Untersuchers fixiert die Scapula. Die rechte Hand imitiert eine<br />
hohe „Wurfbewegung“ (Abduktion, maximale Außenrotation). Löst der Test ein<br />
Gegenspannen aus Angst vor (Sub-)Luxation aus, gilt er als positiv.<br />
16
Ellenbogengelenk<br />
1. Inspektion: Huetersches Dreieck: Gleichschenkliges Dreieck zwischen<br />
Epicondylus humeri radialis et ulnaris und Olekranonspitze in 90°<br />
Ellenbogenflexion, wird bei voller Ellenbogenstreckung zu einer<br />
Linie.<br />
Achse: Beurteilung in voller Extension und Supination.<br />
Normwert: 10° Valgus (Männer) - 20° Valgus (Frauen)<br />
2. Palpation: Epicondylus humeri radialis et ulnaris, Olecranonspitze,<br />
Radiusköpfchen, Trizepssehne, Nervus ulnaris<br />
3. Bewegungsumfang:<br />
Normwerte: Extension/Flexion: 5°-0°-140° Supination/Pronation: 80°-0°-90°<br />
Funktionell wichtig: Extension/Flexion: 0°-30°-130° Supination/Pronation: 50°-0°-50°<br />
17
4. Spezifische Tests:<br />
Stabilitätsprüfung: In 20° Flexion!<br />
1. Test der medialen Stabilität: Valgusstress in 20° Flexion und Supination<br />
2. Test der lateralen Stabilität: Varusstress in 20° Flexion und Pronation<br />
18
Ellenbogenelenkspunktion:<br />
Am Soft-spot in der Mitte des Dreiecks zwischen Epikondylus humeri radialis,<br />
Radiusköpfchen und Olecranonspitze.<br />
Handgelenk/Hand<br />
1. Palpation: Processus styloideus radii et ulnae, distales Radioulnargelenk, ulnares<br />
Kollateralband Daumengrundgelenk (Skidaumen), einzelne<br />
Fingergelenke, Os scaphoideum (Tabatiere)<br />
2. Bewegungsumfang:<br />
Normwerte Handgelenk:<br />
Dorsalflexion/Palmarflexion: 60°-0°-60°<br />
Ulnarabduktion/Radialabduktion: 30°-0°-25°<br />
Supination/Pronation: 90°-0°-90°<br />
3. Spezifische Tests:<br />
Scaphoidfraktur: Druckschmerz in der Tabatiere und Stauchungsschmerz D1,2<br />
19
Wirbelsäule<br />
Inspektion: - Kyphose, Lordose, Skoliose, Rippenbuckel, Lendenwulst<br />
- Schulter- und Beckenstand<br />
- Reale und funktionelle Beinlängendifferenz (Messen durch<br />
Brettchenunterlage/Beckenwaage)<br />
Palpation: Dornfortsatzreihe, paravertebrale Muskelverspannung,<br />
Ileosakralgelenksfugen<br />
Bewegungsprüfung:<br />
Normwerte: HWS: Flexion/Extension: 45°-0°-45°<br />
Seitneigung re/li: 45°-0°-45°<br />
Seitdrehung re/li: 80°-0°-80°<br />
BWS/LWS: Rückneigen: 30°<br />
Seitneigen re/li: 35°-0°-35°<br />
Drehen re/li: 30°-0°-30°<br />
20
Tests für die Entfaltbarkeit der Wirbelsäule<br />
1. Finger-Boden-Abstand beim Vorbeugen in cm<br />
2. Ott-Zeichen<br />
3. Schober Zeichen<br />
Es werden der Dornfortsatz C7<br />
und ein Punkt 30 cm kaudal<br />
davon markiert. Beim Vorneigen<br />
vergrößert sich der Abstand um<br />
2 - 4 cm.<br />
Es werden der Dornfortsatz S1<br />
und ein Punkt 10 cm kranial<br />
davon markiert. Beim Vorneigen<br />
vergrößert sich der Abstand um<br />
bis zu 15 cm.<br />
Nervenwurzelkompressionssyndrome: s. Kapitel X. Neurologische Untersuchung.<br />
21
Hüfte<br />
1. Inspektion: - Gangbild, Hinken<br />
- Verkürzung, Rotationsfehlstellung, Deformität<br />
2. Palpation: - Druckschmerz: Trochanter, Leiste (coxogen; DD: Leistenhernie,<br />
TVT, Lymphom, Hüftgelenksinfekt), vorderer Beckenring<br />
3. Bewegungsausmaß:<br />
- Krepitationen<br />
- Schnappphänomene<br />
- Beinstauchungsschmerz<br />
Normwerte:<br />
Extension/Flexion: 0°-0°-130°<br />
Abduktion/Adduktion: 45°-0°-30°<br />
IRO/ARO in 90°Flexion: 45°-0°-45°<br />
4. Spezifische Tests<br />
Thomas-Handgriff:<br />
Ausgangsstellung: Untersucherhand unter<br />
der LWS.<br />
Das nicht betroffene Bein wird nun so lange im Hüftgelenk gebeugt, bis die<br />
Lendenlordose ausgeglichen ist. Bei Hüftbeugekontraktur bleibt das zu<br />
untersuchende Bein nicht flach auf der Liege, sondern folgt der fortschreitenden<br />
Hüftbeugung.<br />
22
Trendelenburg Zeichen:<br />
Trendelenburg positiv: Beim Einbeinstand sinkt das Becken zur gesunden Seite<br />
durch Insuffizienz der Mm. glutaei.<br />
Knie<br />
Spezielle Anamnese:<br />
Verletzungsmechanismen<br />
1. Valgus-Flexions-Außenrotationstrauma: Ruptur des medialen<br />
Kollateralbandes, der posteromedialen Kapsel, ggf. mit Meniskusläsion und<br />
vorderer Kreuzbandruptur<br />
2. Varus-Flexions-Innenrotationstrauma: Ruptur des lateralen<br />
Kollateralbandes, der posterolateralen Kapsel und mit steigender Intensität<br />
auch des vorderen und hinteren Kreuzbandes.<br />
3. Isolierte vordere Kreuzbandruptur: Kniehyperextension, Innenrotation,<br />
maximaler<br />
Skifahrer)<br />
Quadrizepskontraktion in Extensionsnähe (Rückwärtssturz<br />
4. Isolierte hintere Kreuzbandruptur: durch schwere Kontusion gegen die<br />
Tuberositas tibiae (Anprall Amaturenbrett, Sturz auf´s Knie mit<br />
plantarflektiertem Fuß)<br />
Nicht selten wird von den Patienten bei Kreuzbandläsionen ein<br />
hörbares/spürbares Reißen beschrieben.<br />
Meniskusläsionen entstehen durch Kniedistorsionen bei belasteter Rotation in<br />
Semiflexion oder beim Aufstehen aus der Hockstellung. Degenerative<br />
Läsionen können bereits durch triviale Bewegungen entstehen.<br />
23
1. Inspektion: - Genu varum, Genu valgum, Genu recurvatum<br />
- Schwellung, Kniegelenkserguß<br />
- Muskelatrophien<br />
2. Palpation: - „Tanzende“ Patella<br />
3. Bewegungsausmaß:<br />
Ausstreichen des oberen Recessus mit<br />
der li Hand und Palpieren Patella mit der<br />
re Hand. Bei Kniegelenkserguß (≥ 15 ml)<br />
spürbares „Tanzen“ der Patella.<br />
- Druckschmerz medialer/lateraler Gelenkspalt bei<br />
Meniskuspathologie oder Gonarthrose<br />
- Krepitationen bei Gonarthrose<br />
Normwerte: Extension/Flexion: 5°-0°-140°<br />
4. Spezifische Tests:<br />
Zohlen-Zeichen<br />
Bei gestrecktem Bein wird die Patella<br />
in ihr Gleitlager gepresst und der<br />
Patient gebeten, dass Bein weiter<br />
gestreckt anzuheben.<br />
Schmerzprovokation bei<br />
retropatellarem Knorpelschaden.<br />
24
Meniskus-Tests:<br />
Steinmann-I-Zeichen<br />
Steinmann-II-Zeichen<br />
Der Untersucher fixiert mit der linken Hand das<br />
gebeugte Knie. Mit der rechten Hand umfasst er das<br />
Sprunggelenk und führt forcierte Rotationsbewegungen<br />
des Unterschenkels aus<br />
Schmerzen am medialen Gelenkspalt bei forcierter<br />
Außenrotation � Innenmeniskusläsion<br />
Schmerzen am lateralen Gelenkspalt bei forcierter<br />
Innenrotation � Außenmeniskusläsion<br />
Der Druckschmerz am Gelenkspalt „wandert“ bei der Kniebeugung von ventral nach<br />
dorsal.<br />
Payr-Zeichen<br />
Intermittierender Druck auf das außenrotierte, gebeugte Knie (im Schneidersitz) löst<br />
bei Innenmeniskusläsion Schmerzen am medialen Gelenkspalt aus.<br />
25
Kreuzbänder:<br />
Lachmann-Test (= extensionsnahe Schublade, bei frischen Verletzungen)<br />
Schubladentest (bei chronischer Kreuzbandinsuffizienz)<br />
In Rückenlage beim 20°-gebeugten Knie wird der<br />
Oberschenkel von der einen Hand des Untersuchers<br />
gehalten, während die andere Hand die Tibia nach<br />
vorn zieht. Bei nachweisbarer Verschieblichkeit der<br />
Tibia gegenüber dem Femur und fehlendem oder<br />
weichem Anschlag liegt ein Kreuzbandschaden vor.<br />
Bei 45° Flexion im Hüftgelenk und 90° gebeugten<br />
Knie fixiert der Untersucher den Fuß des<br />
Patienten mit dem Gesäß, umfasst mit beiden<br />
Händen den Tibiakopf und zieht diesen nach<br />
ventral (vordere Schublade) bzw. drückt diesen<br />
nach dorsal (hintere Schublade).<br />
Positiv bei Ventralverschiebung mit weichem/<br />
keinem Anschlag.<br />
Cave: Jede vordere Schublade ist erst dann eine echte vordere Schublade, wenn<br />
eine hintere Schublade ausgeschlossen wurde. Eine hintere Schublade erkennt man<br />
an der durchhängenden proximalen Tibia.<br />
26
Pivot shift Test<br />
Beim Pivot shift kommt es zu einer schmerzhaften Subluxation der Tibia, wenn das<br />
gestreckte Kniegelenk unter Ausübung einer Valguskraft, leichter Innenrotation und<br />
axialem Druck ruckartig gebeugt wird (Maximum bei 20-30° Flexion). Übersteigt die<br />
Beugung 30° kommt es zur ruckartigen Reposition, unterstützt durch den Tractus<br />
iliotibialis.<br />
Seitenbänder:<br />
Varus-Valgus-Test<br />
Die Seitenbandstabilität wird in 20° Kniebeugung und in Streckung untersucht. Bei<br />
voller Streckung wird ein seitliches Aufklappen verhindert, solange hintere Kapsel<br />
und hinteres Kreuzband intakt sind, auch wenn das mediale Seitenband und das<br />
vordere Kreuzband rupturiert sind. Die Suffizienz des Seitenbandes darf erst beurteilt<br />
werden, wenn das Kniegelenk um 20° gebeugt und dadurch die hintere Kapsel<br />
entspannt ist.<br />
Valgusstress (li) und Varusstress (re) in 20°-Knieflexion<br />
27
Sprunggelenk/Fuß<br />
1. Inspektion: - Schwellungen<br />
- Fehlstellungen<br />
- Fußgewölbe (Längs- und Quergewölbe)<br />
- Fußdeformitäten (Spreiz-, Knick-Senk-, Hohl-, Platt-, Klumpfuß)<br />
2. Palpation: - Fibulare Bänder:<br />
- Lig. fibulotalare anterius<br />
- Lig. fibulocalcaneare<br />
- Lig. fibulotalare posterius<br />
- Lig. deltoideum<br />
- Syndesmose<br />
- Außenknöchel<br />
- Innenknöchel+Fibulaköpfchen (Cave: Maisonneuve-Verletzung)<br />
- Achillessehne<br />
- Fußwurzel<br />
- MIttelfußkompression<br />
3. Bewegungsausmaß:<br />
Normwerte OSG: Dorsalflexion/Plantarflexion: 15°-0°-40°<br />
USG: Pronation/Supination: 15°-0°-35°<br />
Zehenbeweglichkeit: Angabe in Bruchteilen der<br />
gesunden Gegenseite (1/1, 1/2, etc.)<br />
28
4. Spezifische Tests:<br />
Schubladentest<br />
Laterale/mediale Gelenksstabilitätstests<br />
Gegen die die Tibia fixierende Hand wird der<br />
Fuß nach ventral gezogen. Nach Umgreifen<br />
wird in einem zweiten Schritt der Fuß nach<br />
dorsal gedrückt.<br />
- Beurteilung der lateralen (Varusstreß) und medialen (Valgusstreß) Aufklappbarkeit<br />
Thompson-Test<br />
- Hinweis auf Achillessehnenruptur.<br />
Patient in Bauchlage mit überhängenden Füßen.<br />
Das Komprimieren der Wadenmuskulatur führt<br />
bei intakter Achillessehne zu einer schnellen<br />
passiven Plantarflexion des Fußes. Fehlt diese<br />
Plantarflexion deutet dies auf eine<br />
Achillessehnenruptur hin.<br />
29