Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU
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Gute Standorte an Land können bei verstärkter<br />
Windenergienutzung knapp werden, so dass bereits<br />
erste Windparks auf See in Erprobung sind.Während<br />
sich die entsprechende Volllaststundenzahl in der<br />
Nordsee auf bis zu 4.000 Stunden pro Jahr erhöhen<br />
kann, verdoppeln sich in etwa auch die Installationskosten.<br />
In der Summe werden Offshore-Anwendungen<br />
also nicht in erster Linie wegen eines möglichen<br />
Preisvorteils angestrebt, sondern um geeignete neue<br />
Standorte zu erschließen. Die in diesem Zusammenhang<br />
für Deutschland weitgehend konfliktarm realisierbare<br />
installierte Leistung wird auf bis zu 25 GW<br />
geschätzt.<br />
Während einer 20-jährigen Nutzungsdauer lässt<br />
sich mit einer Windkraftanlage je nach Standort bis<br />
zu etwa 80-mal soviel Energie gewinnen, wie für ihre<br />
Herstellung, Nutzung und Entsorgung derzeit verbraucht<br />
wird (Bundesverband Windenergie, 2001).<br />
Folglich können die Anlagen ihren Energieaufwand<br />
<strong>zur</strong> Errichtung der Anlage bereits in etwa drei Monaten<br />
wieder einspielen. Wie bei vielen anderen Formen<br />
der Nutzung erneuerbarer Energien fallen auch<br />
hier die Emissionen von Treibhausgasen nicht be<strong>im</strong><br />
Betrieb der Anlage an, sondern infolge des Energieaufwands<br />
bei Herstellung und Entsorgung. Dabei ist<br />
der gemittelte CO 2 -Ausstoß pro kWh Windstrom<br />
vom Strommix <strong>im</strong> Herstellungsland der Anlage<br />
abhängig. Je weiter der Transformationsprozess hin<br />
zu einer nachhaltigen Energieversorgung fortgeschritten<br />
ist, desto geringer werden die spezifischen<br />
CO 2-Werte sein. Von einer expliziten Angabe wird<br />
hier daher abgesehen.<br />
3.2.5.3<br />
Umwelt- und Sozialfolgen<br />
Be<strong>im</strong> Thema Windenergie rufen <strong>im</strong> Wesentlichen die<br />
folgenden Punkte gelegentlich Bedenken wegen<br />
möglicher Umwelt- und Sozialfolgen hervor:<br />
• Landverbrauch: Einerseits zählt die Windenergie<br />
heute zu den ökonomisch günstigsten Formen<br />
erneuerbarer Energiegewinnung, andererseits ist<br />
sie durch vergleichsweise geringe Energiedichten<br />
gekennzeichnet. Der Gewinn signifikanter Energiemengen<br />
ist daher mit der Nutzung großer<br />
Landflächen verbunden, typischerweise 0,06–<br />
0,08 km 2 pro MW (EUREC Agency, 2002). Es<br />
besteht jedoch kein Grund, mit Windkraftanlagen<br />
bebaute Landfläche nicht weiterhin auch landwirtschaftlich<br />
zu nutzen, so dass der tatsächlich<br />
Landverbrauch für die Anlagen (z. B. Fundamente,<br />
Zufahrtsstraßen) mit 1% der oben angegebenen<br />
Fläche sehr klein ist.<br />
• Lärmbelästigung: Die von Windkraftanlagen hervorgerufenen<br />
akustischen Störungen entstehen<br />
Energieträger 3.2<br />
durch mechanische Quellen und Strömungsgeräusche.<br />
Beide Komponenten sind jedoch durch<br />
moderne Techniken (akustisch opt<strong>im</strong>ierte Rotorprofile,<br />
Direktantrieb des Generators, moderate<br />
Umdrehungsfrequenz) erfolgreich reduziert worden.<br />
Wenn ausreichender Abstand zu Siedlungen<br />
eingehalten wird, stellen die Geräuschemissionen<br />
heutiger Windkraftanlagen daher kein Problem<br />
mehr dar.<br />
• Optische Belästigung: Gelegentlich wird der<br />
Anblick von Windkraftanlagen als störend empfunden.<br />
Während dieser subjektive Effekt schwierig<br />
zu quantifizieren ist, stellt er doch eines der<br />
Haupthindernisse für den Ausbau der Windenergie<br />
dar. Zudem werden Schattenwurf und Reflexionen<br />
zu den optischen Beeinträchtigungen<br />
gezählt. Dies kann jedoch bei sorgfältiger Auswahl<br />
der Standorte und angepasster Technologie (z. B.<br />
matte Lackierungen) weitgehend vermieden werden.<br />
• Naturschutz bei Offshore-Anlagen: Umweltauswirkungen<br />
der Windenergienutzung auf See sind<br />
derzeit Gegenstand intensiver ökologischer<br />
Begleitforschung (BMU, 2002c). So sind u. a. Lage<br />
und Größe eines Windparks, Schallemissionen<br />
und Auswirkungen der Energieübertragung auf<br />
Vögel, Meeressäugetiere und Fische zu untersuchen.<br />
Konkurrierende Nutzungen des Meeres<br />
durch beispielsweise Fischerei, Militär, Ölindustrie<br />
und Schifffahrt sind zu bewerten.<br />
3.2.5.4<br />
Bewertung<br />
Strom aus Windenergie kann bereits heute unter den<br />
gegebenen energiepolitischen Randbedingungen<br />
preisgünstig bereitgestellt werden. Die Umweltrelevanz<br />
der Technologie (Ressourcenverbrauch, Treibhausgasemissionen,<br />
Materialrecycling) ist positiv zu<br />
beurteilen. Der Beirat befürwortet daher einen weiteren<br />
zügigen Ausbau dieser erneuerbaren Energiequelle.<br />
Hierbei kann nur ein gewisser Anteil des<br />
berechneten globalen technischen Potenzials als<br />
nachhaltig nutzbar angesehen werden. Der Beirat<br />
empfiehlt daher global etwa 140 EJ pro Jahr als langfristig<br />
erreichbaren Beitrag der Windenergie zu einer<br />
nachhaltigen Energieversorgung.<br />
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