06.12.2012 Aufrufe

Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU

Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU

Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Kasten 3.2-1<br />

Biomasseöfen machen krank – Beispiel Indien<br />

Drei Viertel der indischen Haushalte (etwa 650 Mio. Menschen)<br />

sind auf Biomasse angewiesen, mit der 85–90% des<br />

Energiebedarfs gedeckt werden. Diese Energiequelle stellt<br />

vor allem für Frauen und Kinder wegen mangelhafter Verbrennungstechnik<br />

eine große Gefährdung der Gesundheit<br />

durch Emissionen dar. In Indien sind die Gesundheitsrisiken<br />

durch Verschmutzung von Innenraumluft auch in den<br />

großen Städten weit größer als durch Verschmutzung der<br />

Außenluft (Abb. 3.2-1 und Kap. 4.3.2.7). Schätzungen ergeben,<br />

dass etwa 500.000 frühzeitige Todesfälle bei Frauen<br />

und Kindern unter 5 Jahren auf die Nutzung fester Brennstoffe<br />

in Haushalten <strong>zur</strong>ückzuführen sind. Das entspricht<br />

5–6% der nationalen Krankheitsbelastung und übersteigt<br />

damit die weitaus häufiger erwähnten Risiken des Rauchens<br />

oder der Malaria.<br />

In Indien fördern staatliche und private Programme die<br />

Einführung verbesserter Öfen. Im Jahre 1992 waren schätzungsweise<br />

7,6 Mio. effiziente Öfen in Haushalten <strong>im</strong><br />

Gebrauch.<br />

Quellen: Terivision, 2002; Smith, 2000; UNDP et al., 2000;<br />

Murray und Lopez, 1996.<br />

5 EJ pro Jahr. Die <strong>WBGU</strong>-Abschätzung berücksichtigt<br />

die <strong>Nachhaltigkeit</strong> der Biomassenutzung, z. B. die<br />

Nichtumwandlung natürlicher Ökosysteme zum<br />

Anbau von Energiepflanzen oder eine ausreichende<br />

Nährstoffrückführung in Wald- und Ackerböden<br />

stärker als vergleichbare Studien. Sie liegt daher<br />

deutlich niedriger als andere aktuelle Potenzialabschätzungen,<br />

wie sie beispielsweise durch den IPCC<br />

(2001c) oder von Fischer und Schrattenholzer (2001)<br />

vorgelegt wurden.<br />

3.2.5<br />

Windenergie<br />

3.2.5.1<br />

Potenziale<br />

Für die Berechnung des Potenzials der Windenergienutzung<br />

an Land und auf See wird ein fortschrittlicher<br />

Mult<strong>im</strong>egawatt-Windenergiekonverter angenommen<br />

(Abb. 3.2-2). Die bei der Berechnung des<br />

Wandlungspotenzials zugrunde gelegten Windgeschwindigkeiten<br />

entstammen meteorologischen<br />

Daten, aus denen der Wert für die entsprechende<br />

Nabenhöhe interpoliert wurde. Hierbei wurde über<br />

einen 14-jährigen Zeitraum gemittelt (1979–1992).<br />

Zur Berechnung eines globalen technischen Potenzials<br />

(Kasten 3.1-1) müssen jedoch neben dem Wandlungspotenzial<br />

verschiedene weitere Einschränkun-<br />

Lungenkrebs (0,01)<br />

COPD (0,54)<br />

Asthma (0,46)<br />

Tuberkulose (1,85)<br />

IHK (1,33)<br />

Energieträger 3.2<br />

Akute Infekte (11,80)<br />

Abbildung 3.2-1<br />

Geschätzte Verteilung der jährlichen Gesundheitsbelastung<br />

in DALYs (Disability Adjusted Life Years), die auf<br />

Luftverschmutzung der Innenräume durch Kochen in<br />

Indien <strong>zur</strong>ückzuführen ist. COPD chronische obstruktive<br />

Atemwegserkrankungen; IHK ischämische Herzkrankheiten<br />

(z. B. Herzinfarkt).<br />

Quelle: Smith, 2000<br />

gen berücksichtigt werden. So wurden beispielsweise<br />

Stadtgebiete, Waldflächen, Feuchtgebiete, Schutzgebiete,<br />

Gletscher und Sanddünen bei der Berechnung<br />

ausgeschlossen. Landwirtschaft hingegen wurde<br />

nicht als mit der Windenergie konkurrierende Landnutzung<br />

angesehen. Daneben kann jedoch auch die<br />

Geländeform aufgrund der herrschenden Windverhältnisse<br />

(z. B. Schlucht, Kessel) oder der Geländesteigung<br />

(Problem der Fundamentierung) den Einsatz<br />

von Windkraftanlagen verbieten. Ebenso<br />

müssen gewisse Mindestabstände beispielsweise zu<br />

Siedlungsgebieten eingehalten werden. Im Offshore-<br />

Bereich werden Meerestiefen über 40 m derzeit<br />

ausgeschlossen. Auch die mittlere jährliche Meereisbedeckung<br />

und ein regional unterschiedlicher Mindestküstenabstand<br />

(0–12 Seemeilen) wurden berücksichtigt.<br />

Sowohl für Offshore- als auch für<br />

Onshore-Anwendungen wurden kleinräumige Ausschlusskriterien<br />

(kleinere Schutzgebiete, Infrastrukturflächen,<br />

militärische Sperrgebiete usw.) durch<br />

einen Korrekturfaktor berücksichtigt, der sich aus<br />

der jeweiligen Bevölkerungsdichte ableitet. Unter<br />

Zugrundelegung der sich aus diesen Ansätzen ergebenden<br />

Flächenrestriktionen ergibt sich das Integral<br />

für das globale technische Potenzial zu 1.000 EJ pro<br />

Jahr für land- und seegestützte Anwendungen. Der<br />

Beirat hält 10–15% dieses technischen Potenzials für<br />

nachhaltig nutzbar und empfiehlt etwa 140 EJ pro<br />

Jahr als langfristig erreichbaren Beitrag der Windenergie<br />

zu einer nachhaltigen Energieversorgung.<br />

67

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!