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Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU

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Tabelle 3.2-9<br />

Geographische Aufteilung der technischen Energiepotenziale biogener Festbrennstoffe.<br />

Quelle: Kaltschmitt et al., 2002<br />

Europa Ehemalige<br />

UdSSR<br />

lyptus denkbar, da sie in Abhängigkeit von der<br />

Niederschlagsmenge Erträge von 0,5–30 t, <strong>im</strong> Mittel<br />

8,5 t pro Hektar und Jahr bringen, während Getreideerträge<br />

bei unter 2 t pro Hektar und Jahr liegen<br />

(Marrison und Larson, 1996; FAO, 2002).<br />

Neben Energiepflanzen tragen land- und forstwirtschaftliche<br />

Reststoffe wesentlich zum globalen<br />

Potenzial der Bioenergie bei.Auch hier ist eine nachhaltige<br />

Nutzung Voraussetzung für die Potenzialberechnung.<br />

Die Hochrechnung nutzt FAO-Daten zu<br />

Landnutzung, landwirtschaftlicher Produktion und<br />

Holzproduktion (FAO, 2002).<br />

Bewertung<br />

Im Vergleich mit bisherigen Abschätzungen des globalen<br />

Bioenergiepotenzials liegen die Werte des<br />

<strong>WBGU</strong> niedrig. Eine Ursache ist die Berücksichtigung<br />

konkurrierender Landnutzungsansprüche. So<br />

gibt der IPCC (2001c) für 2050 als globales Bioenergiepotenzial<br />

396 EJ pro Jahr an und sieht dabei in<br />

Afrika und Lateinamerika sehr hohe Anteile von<br />

16% bzw. 32% der gesamten Landfläche für den<br />

Anbau von Energiepflanzen vor. Gegenwärtig sind<br />

in Lateinamerika 30% der Fläche Weideland, und<br />

diese Zahl wird aufgrund steigenden Fleischkonsums<br />

nicht <strong>zur</strong>ückgehen. Die notwendige Ackerfläche<br />

wird sich laut IPCC sogar auf 15% erhöhen, 9% des<br />

Kontinents bestehen aber aus ariden Gebieten. Um<br />

die Werte des IPCC zu erreichen, müsste sich also die<br />

natürliche Waldfläche Südamerikas von gegenwärtig<br />

46% auf etwa 16% verringern, was aus Sicht des<br />

Naturschutzes keinesfalls als nachhaltig bezeichnet<br />

werden kann (<strong>WBGU</strong>, 2000). Eine ähnliche Argumentation<br />

gilt für Afrika.<br />

Bezüglich der Erträge geht der IPCC von rund 15<br />

t pro ha und Jahr aus. Dies entspricht in etwa den<br />

Werten für Zuckerrohr von 19,5 t pro ha und Jahr<br />

(Kheshgi et al., 2000). Für Chinaschilf (Miscanthus)<br />

werden je nach Anbauregion und Bodenverhältnis-<br />

Asien Afrika Naher<br />

Osten<br />

Summe Energiepotenzial [PJ/a]<br />

Nordamerika<br />

Lateinamerika<br />

Energieträger 3.2<br />

Summe<br />

Holz 4.000 5.400 7.700 5.400 400 12.800 5.900 41.600<br />

Halmgut 1.600 700 9.900 900 200 2.200 1.700 17.200<br />

Energiepflanzen 2.600 3.600 1.100 13.900 – 4.100 12.100 37.400<br />

Dung 700 300 2.700 1.200 100 800 1.800 7.600<br />

Summe 8.900 10.000 21.400 21.400 700 19.900 21.500 103.800<br />

Derzeitige Nutzung 2.000 500 23.200 8.300 – 3.100 2.600 39.700<br />

[Mio. ha]<br />

Fläche Energiepflanzen 22 32 10 124 0 36 108 332<br />

sen 2–44 t pro ha und Jahr angenommen (Lewandowski<br />

et al., 2000), für Switchgrass (Panicum virgatum)<br />

4–34,6 t pro ha und Jahr (Paine et al., 1996; Sanderson<br />

et al., 1996). Die Erträge holziger Energiepflanzen<br />

in den gemäßigten und nördlichen Breiten<br />

werden für Pappeln mit 7–10 t pro ha und Jahr<br />

(Hanegraaf et al., 1998; Kheshgi et al., 2000), für Weiden<br />

mit 4,7–12 t pro ha und Jahr angegeben (Tahvanainen<br />

und Rytkönen, 1999; Goor et al., 2000). Nur<br />

wenige Autoren gehen bei Weiden von Erträgen über<br />

15 t pro ha und Jahr aus (Boman und Turnbull, 1997).<br />

Für viele Regionen sind die vom IPCC angesetzten<br />

Erträge also zu hoch. Dies gilt insbesondere für die<br />

kleinbäuerliche Landwirtschaft Afrikas. Daher wurden<br />

vom <strong>WBGU</strong> nur mittlere Trockenmasseerträge<br />

von 6–7 t pro ha und Jahr angenommen.<br />

Auch andere Autoren errechnen bei vergleichbarer<br />

Flächenverteilung ein Bioenergiepotenzial von<br />

350–450 EJ pro Jahr (Fischer und Schrattenholzer,<br />

2001). Das Potenzial landwirtschaftlicher Rückstände<br />

ist bei ihnen mit 35 EJ pro Jahr doppelt so<br />

hoch, weil für die Entnahme pro Flächeneinheit doppelte<br />

Werte angenommen wurden. 1,2 t pro ha und<br />

Jahr landwirtschaftlicher Rückstände sind zwar in<br />

den gemäßigten Breiten realistisch, nicht aber in den<br />

Tropen, wo die Bodenstruktur durch eine hohe Kohlenstoffzufuhr<br />

in den Boden stabilisiert werden muss.<br />

Während der <strong>WBGU</strong> etwa 0,5 t pro ha und Jahr an<br />

erschließbaren forstwirtschaftlichen Rückständen<br />

ann<strong>im</strong>mt und dabei ökologischen und ökonomischen<br />

Restriktionen Rechnung trägt (keine Nutzung in<br />

Urwäldern, keine Nutzung in schlecht erschlossenen<br />

Regionen), gehen Fischer und Schrattenholzer<br />

(2001) von 1,4 t pro ha und Jahr energetisch nutzbarer<br />

forstlicher Biomasse aus. Diese mag in Wirtschaftswäldern<br />

der gemäßigten Zonen gerechtfertigt<br />

sein, für tropische und boreale Regionen erscheint<br />

der Wert zu hoch. Bei den Energiepflanzen sind die<br />

von Fischer und Schrattenholzer angenommenen<br />

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