06.12.2012 Aufrufe

Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU

Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU

Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

mittel Wasser ist erneuerbar und kostenlos. Kraftwerke<br />

mit Stauseen haben eine schnelle Einsatzbereitschaft<br />

(z. B. 1 GW in ca. 5–10 min) und können<br />

somit <strong>zur</strong> Spitzenstromerzeugung und zum Ausgleich<br />

extremer Laständerungen in einem elektrischen Versorgungsnetz<br />

verwendet werden (Kap. 3.4.3). Mit<br />

Wasserspeicheranlagen (Pumpspeicherwerke) können<br />

große Energiemengen bei nur geringen Verlusten<br />

gespeichert werden.<br />

3.2.3.3<br />

Umwelt- und Sozialfolgen<br />

Wichtige Motivation für wasserbauliche Großprojekte<br />

ist die zunehmende Nachfrage nach Elektrizität<br />

und Bewässerungslandwirtschaft, häufig gekoppelt<br />

mit dem Wunsch nach effektiver Hochwasserkontrolle<br />

und dem Ausbau der Schifffahrtswege. In<br />

der Tat haben viele große Dämme diese Erwartungen<br />

erfüllt und erhebliche sozioökonomische Vorteile<br />

und wichtige Beiträge für die Entwicklung<br />

gebracht, die aber häufig ungenügend mit den ökologischen<br />

und sozialen Nachteilen abgewogen worden<br />

sind (WCD, 2000).<br />

Wirkungen auf Ökosysteme<br />

Große Staudämme lösen oft komplexe Nebeneffekte<br />

auf Landschaften und Ökosysteme aus (WCD, 2000;<br />

McCully, 1996; Pearce, 1992). Zunächst verursacht<br />

ein Stausee den direkten Verlust von Landflächen<br />

und ihren Ökosystemen. Außerdem haben die Sperrung<br />

eines Flussabschnitts und Umwandlung in ein<br />

stehendes Gewässer weit reichende hydrologische<br />

und ökologische Folgen. Die Speicherung oder<br />

Umleitung von Wasser durch den Damm verändert<br />

das Abfluss- und Sed<strong>im</strong>entreg<strong>im</strong>e in Quantität, Qualität<br />

und Dynamik auf drastische Weise.<br />

Energieträger 3.2<br />

Tabelle 3.2-4<br />

Potenziale der Wasserkraft nach Kontinenten. Erläuterungen zu den Definitionen der unterschiedlichen Potenziale s. Kasten<br />

3.1-1.<br />

Quelle: Horlacher, 2002<br />

Region theoretisches<br />

Potenzial<br />

[EJ/a]<br />

technisches<br />

Potenzial<br />

[EJ/a]<br />

wirtschaftliches<br />

Potenzial<br />

[EJ/a]<br />

bereits genutztes<br />

Potenzial<br />

[EJ/a]<br />

derzeit installierte<br />

Leistung<br />

[GW]<br />

<strong>im</strong> Bau oder<br />

geplant<br />

[GW]<br />

Afrika 14,0 6,8 4,0 0,3 20,6 76,8<br />

Asien 69,8 24,5 13,0 2,9 241 223<br />

Australien 2,2 1,0 0,4 0,2 13,3 0,9<br />

Europa 11,6 3,7 2,8 2,1 176 10<br />

Nord- und Mittelamerika 22,7 6,0 3,6 2,5 158 16<br />

Südamerika 22,3 9,7 5,8 1,9 111,5 50,2<br />

<strong>Welt</strong> 143 51,7 29,5 9,9 720 377<br />

Stauseen wirken als Sed<strong>im</strong>entfallen, so dass weltweit<br />

jährlich 0,5–1% der Speicherkapazität der Stauseen<br />

durch Versandung verloren gehen (Mahmood,<br />

1987). Unterhalb des Damms ist die Sed<strong>im</strong>entmenge<br />

verringert und die Sed<strong>im</strong>entdynamik verändert, was<br />

nicht nur die Ökologie des Flussbetts selbst negativ<br />

beeinflusst, sondern auch an der Flussmündung<br />

erhebliche Schäden durch Küstenerosion verursachen<br />

kann (z. B. Nil: Stanley und Warne, 1993; Indus:<br />

Snedacker, 1984). Auch andere wichtige Faktoren<br />

(Nährstoffe, Temperatur und Wasserchemie) werden<br />

verändert, so dass die negativen ökologischen Auswirkungen<br />

flussabwärts weithin spürbar sind. Insgesamt<br />

sind Dämme ein wesentlicher Faktor für die<br />

weltweite Gefährdung der biologischen Vielfalt der<br />

Süßwasserfauna und -flora (McAllister et al., 2000).<br />

Emissionen von Treibhausgasen<br />

Die einfache These der Kl<strong>im</strong>afreundlichkeit von<br />

Wasserkraft lässt sich nicht bei allen Projekten aufrecht<br />

erhalten, denn durch den Abbau von Biomasse<br />

<strong>im</strong> Stausee gelangen die Treibhausgase Kohlendioxid<br />

und Methan in die Atmosphäre (WCD, 2000). Durch<br />

eine Aufstauung werden häufig naturnahe Wälder,<br />

die eine Senke für Treibhausgase bilden können,<br />

durch einen Stausee ersetzt, der eine Emissionsquelle<br />

darstellt, aber durch Sed<strong>im</strong>entbildung auch<br />

Kohlenstoff speichern kann (Raphals, 2001). Diese<br />

gegenläufigen Effekte sind stark abhängig u. a. vom<br />

Kl<strong>im</strong>a, der Geländetopographie sowie den Kl<strong>im</strong>abilanzen<br />

der überfluteten Ökosysteme und des entstehenden<br />

Stausees. Bei einem flachen, tropischen Stausee<br />

z. B. können die Emissionen größer sein als bei<br />

einem fossilen Kraftwerk gleicher Leistung (Fearnside,<br />

1995, 1997; IPCC, 2001b), während bei tiefen<br />

Stauseen in hohen geographischen Breiten oder<br />

wenn die überfluteten Ökosysteme stark Treibhausgase<br />

emittiert haben, die fossile Option deutlich kl<strong>im</strong>aschädlicher<br />

sein dürfte (Svensson, 1999). Für die<br />

57

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!