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Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU

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<strong>Welt</strong>bank und EU-Kommission stellten fest, dass<br />

Entwicklungsländer in der Regel signifikante Probleme<br />

haben, diese Voraussetzung zu erfüllen<br />

(World Bank, 1991; COM, persönl. Mitteilung,<br />

2002).<br />

• Bei typischerweise angespannten Staatshaushalten<br />

sind Kernkraftwerke nur schwer finanzierbar<br />

(COM, persönl. Mitteilung, 2002).<br />

Endlagerung<br />

Wie sicher eine Endlagerstätte <strong>im</strong> Hinblick auf die<br />

Lagerung nuklearer Abfälle ist, kann heute nur<br />

schwer festgestellt werden. Eines der Hauptprobleme<br />

der Endlagerung nuklearen Abfalls ist die<br />

extrem lange Zeitspanne, über die ein sicherer<br />

Abschluss gewährleistet sein muss. Plutonium-239<br />

hat beispielsweise eine Halbwertszeit von 24.000 Jahren,<br />

wobei die Halbierung der Strahlung noch keinesfalls<br />

das Ende der Lagerung bedeutet. Nach 10<br />

Halbwertszeiten ist die Radioaktivität erst auf 0,1%<br />

abgefallen. Die strahlenden Elemente mit Atomgewichten<br />

über dem des Urans (Transurane) müssen<br />

ca. 1 Mio. Jahre sicher gelagert werden. Der Beirat ist<br />

der Auffassung, dass eine einmalige Einlagerung<br />

über diese langen Zeitspannen keinen sicheren<br />

Abschluss von der Biosphäre garantieren kann.<br />

Durch Beschuss mit Teilchen aus Beschleunigern<br />

könnten die Abfälle prinzipiell in kurzlebigere radioaktive<br />

Isotope verwandelt werden, wodurch die<br />

sichere Endlagerung von Atommüll nur für deutlich<br />

geringere Zeitabschnitte notwendig wäre. Da dieser<br />

Prozess in der technischen Anwendung unter<br />

Umständen mehr Energie freisetzt als die Teilchenbeschleuniger<br />

benötigen, ist ein nahezu Nachwärme<br />

freies Spaltkraftwerk ohne die Gefahr einer Kettenreaktion<br />

denkbar. Eine entsprechende Technologie<br />

ist <strong>im</strong> Pilotmaßstab allerdings noch nicht nachgewiesen.<br />

Wiederaufbereitung<br />

Derzeit gibt es drei große kommerzielle Anlagen <strong>zur</strong><br />

Wiederaufbereitung abgebrannter Kernbrennstoffe:<br />

La Hague (Frankreich), Windscale-Sellafield (Großbritannien)<br />

und Chelyabinsk-Ozersk (Russland).<br />

Diese Anlagen verarbeiten ca. 25% der weltweit<br />

abgebrannten Brennstäbe. Bei der Wiederaufbereitung<br />

sind mehrfach Strahlungsmengen freigesetzt<br />

worden, die über den zulässigen Grenzen liegen<br />

(EU-Parlament, 2001). Die entsprechende Technologie<br />

kann heute nicht als sicher beherrscht angesehen<br />

werden.<br />

Proliferation und Terrorismus<br />

Die Konstruktion von Atomwaffen benötigt wenig<br />

Know-how (UNDP et al., 2000). Das Hauptproblem<br />

bei der Herstellung solcher Waffen besteht in der<br />

Energieträger 3.2<br />

Verfügbarkeit waffenfähigen Plutoniums oder hochangereicherten<br />

Urans. Beide fallen auch bei der zivilen<br />

Nutzung der Kernenergie an, beispielsweise <strong>im</strong><br />

Rahmen der Wiederaufarbeitung. Zudem ist die<br />

Kernforschung eine weitere potenzielle Plutoniumquelle.<br />

In den G8-Staaten gibt es derzeit etwa 430 t<br />

Plutonium, weitere ca. 800 t sind in abgebrannten<br />

Brennelementen vorhanden (ISIS, 2000). Da nur ein<br />

Viertel der abgebrannten Brennelemente der<br />

Wiederaufarbeitung zugeführt wird, kommen jährlich<br />

etwa 10 t Plutonium hinzu. Für den Bau einer<br />

Atombombe werden dagegen nur ca. 6 kg Plutonium<br />

benötigt (Froggart, 2002). Das Problem der Entsorgung<br />

waffenfähigen Materials beschäftigt regelmäßig<br />

die G8-Staaten, ohne dass bisher eine Lösung<br />

gefunden bzw. deren Finanzierung zugesagt werden<br />

konnte.<br />

Um die Verbreitung von militärischen Nukleartechnologien<br />

und spaltbarem Material zu unterbinden<br />

und zu kontrollieren, wurde 1968 der Atomwaffensperrvertrag<br />

unterzeichnet. 182 Staaten haben<br />

diesen bisher ratifiziert, wozu allerdings nicht die<br />

Nuklearwaffen besitzenden Länder Indien, Pakistan<br />

und Israel zählen. Nordkorea erklärte <strong>im</strong> Januar 2003<br />

seinen Ausstieg aus dem Vertrag. Die Internationale<br />

Atomenergieorganisation führt die Kontrollen<br />

durch, ohne, laut eigener Aussage, ihrem Kontrollauftrag<br />

gerecht werden zu können (IAEA, 2001).<br />

Die IAEA-Datenbank zum Schwarzhandel von<br />

Nuklearmaterial verzeichnete seit 1993 weltweit<br />

mehr als 550 Fälle, wovon 16 Fälle Plutonium oder<br />

angereichertes Uran betrafen. Über die entsprechende<br />

Dunkelziffer ist nichts bekannt, eine vollständige<br />

Erfassung gestohlenen spaltbaren Materials<br />

erscheint unmöglich (UNDP et al., 2000). Bestehende<br />

Sicherheits- und Registrierungsniveaus variieren,<br />

ohne dass es einen bindenden internationalen<br />

Standard gibt.<br />

Nach den Anschlägen des 11. September 2001<br />

rückten auch potenzielle terroristische Angriffe auf<br />

Kernkraftwerke in das politische Bewusstsein,<br />

obwohl es bereits seit 1972 angedrohte und/oder<br />

durchgeführte Anschläge in Argentinien, Russland,<br />

Litauen, Frankreich, Südafrika und Südkorea gab<br />

(Bunn, 2002; WISE, 2001). Untersuchungen und<br />

Tests zeigen, dass Kernkraftwerke z. B. durch Verkehrsflugzeuge,<br />

aber auch durch innere Sabotage<br />

oder Überfall in hohem Maß verwundbar sind<br />

(Bunn, 2002).<br />

Ausblick auf die spezifischen Risiken der<br />

Kernfusion<br />

Da es noch keine Pilotanlagen bzw. realisierten<br />

Fusionskraftwerke gibt, ist ein Ausblick auf die Risiken<br />

dieser Technologie sehr schwierig. Die Untersuchungen<br />

zu den Umweltauswirkungen der Fusion<br />

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