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Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU

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und ozeanischen Zirkulation, zu Meereis- und<br />

Schneeschmelze sowie Meeresspiegelanstieg (IPCC,<br />

2001a). Durch die prognostizierte Verschiebung der<br />

Kl<strong>im</strong>aregionen und durch häufigere Wetterextreme<br />

wie Überschwemmungen und Dürren werden negative<br />

ökologische und soziale Folgen erwartet (IPCC,<br />

2001b). Bei empfindlichen Ökosystemen sind die<br />

Schäden teils sogar schon nachweisbar (Kap. 4.3.1.2).<br />

Das Risiko einer irreversiblen Schädigung von Ökosystemen<br />

steigt mit zunehmender Erwärmung und<br />

steigender Erwärmungsrate (IPCC, 2001b).<br />

Seit 25 Jahren nehmen wetterbedingte Schäden<br />

zu, wobei große jährliche Schwankungen festzustellen<br />

sind. Die steigenden ökonomischen Folgekosten<br />

von Überschwemmungen und Dürren können in vielen<br />

Regionen gut gemessen werden (IPCC, 2001b;<br />

Münchner Rückversicherung, 2001; Swiss Re, 2001).<br />

Nach Schätzungen des Internationalen Roten Kreuzes<br />

waren hiervon in den vergangenen 26 Jahren ca.<br />

2,5 Mrd. Menschen betroffen (IFRC-RCS, 2001). Die<br />

meisten Schäden waren in den 1990er Jahren zu verzeichnen,<br />

dem wärmsten Jahrzehnt seit Beginn der<br />

Aufzeichnungen von Wetterdaten (Milly et al., 2002;<br />

Münchner Rückversicherung, 2001). In den Jahren<br />

2000 und 2001 war eine deutlich höhere Zahl der<br />

global von Dürren Betroffenen (176 bzw. 86 Mio.<br />

gegenüber 20 Mio. <strong>im</strong> Jahr 1998), ein Rückgang an<br />

Überschwemmungen (62 bzw. 34 Mio. Menschen<br />

gegenüber 290 Mio. <strong>im</strong> Jahr 1998) und ein gleich bleibende<br />

Zahl bei den von Stürmen Betroffenen (15<br />

bzw. 29 Mio. gegenüber 26 Mio.) zu verzeichnen<br />

(CRED, 2003). Ein Zusammenhang zwischen zunehmenden<br />

Unwetterfolgen und dem beobachteten Kl<strong>im</strong>awandel<br />

ist wahrscheinlich.<br />

Infolge des Kl<strong>im</strong>awandels drohen den Entwicklungsländern<br />

aufgrund ihrer geographischen Lage<br />

und un<strong>zur</strong>eichenden Anpassungsfähigkeiten große<br />

Schäden (IPCC, 2001b), die bis <strong>zur</strong> Auslöschung einzelner<br />

Staaten durch steigenden Meeresspiegel reichen<br />

können. Diese Länder haben bisher kaum Präventions-<br />

und Nothilfestrukturen entwickelt.<br />

Luftverschmutzung<br />

Die Emissionen von Benzol, Ruß und anderen Teilchen<br />

aus industriellen Verbrennungsprozessen,<br />

Kraftwerken und dem Verkehr führen zu zahlreichen<br />

ökotoxischen Wirkungen. Stickoxide, Kohlenwasserstoffe<br />

und Kohlenmonoxid verändern zudem die<br />

Oxidationskapazität der Atmosphäre, wodurch<br />

regional nicht nur mehr bodennahes Ozon entstehen<br />

kann, sondern die Reinigungskraft der Atmosphäre<br />

insgesamt verändert wird. Die bei Verbrennungsprozessen<br />

in großen Mengen emittierten Stick- und<br />

Schwefeloxide nehmen zusammen mit Ammoniak<br />

aus der Massentierhaltung eine Schlüsselposition bei<br />

der Veränderung biogeochemischer Kreisläufe durch<br />

Energieträger 3.2<br />

den Menschen ein. Diese Vorläufersubstanzen für<br />

Säuren werden in der Atmosphäre chemisch umgewandelt<br />

und durch „sauren Regen“ in die Böden eingetragen.<br />

Während Entschwefelungs- und Entstickungsanlagen<br />

dieses Problem in Industrieländern<br />

erfolgreich mindern konnten, stehen Maßnahmen in<br />

Entwicklungs- und Schwellenländern meist noch aus.<br />

Belastungen durch Förderung und<br />

Transport fossiler Brennstoffe<br />

Die Gewinnung fossiler Energieträger beeinflusst<br />

die Böden: Zum einen werden vor allem be<strong>im</strong> Kohleund<br />

Erztagebau große Bodenvolumina bewegt,<br />

wodurch die Morphologie der Böden geändert wird<br />

und Setzungserscheinungen der Landoberfläche auftreten.<br />

Zum anderen entstehen erhebliche Auswirkungen<br />

auf hydrologische Prozesse wie den Abfluss,<br />

die Sed<strong>im</strong>entbelastung von Flüssen und den Grundwasserspiegel,<br />

mit möglichen Folgewirkungen für<br />

Böden und Ökosysteme. In fast allen Industrieländern<br />

ist die Zwischenlagerung der Böden be<strong>im</strong> Tagebau<br />

inzwischen gesetzlich vorgeschrieben.<br />

Vor allem Ölleckagen führen bei Förderung und<br />

Transport zu schweren ökologischen Schäden. In<br />

Westsibirien liefen zwischen 1980 und 1990 jährlich<br />

schätzungsweise 2,8 Mio. t Erdöl aus und zerstörten<br />

55.000 km 2 des Permafrostökosystems (Stüwe, 1993).<br />

Zwischen 1967 und 2002 wurden 22 große Tankerhavarien<br />

(Ölverlust > 10.000 t) gezählt, bei denen über<br />

2,4 Mio. t Erdöl in das Meer gelangten (Greenpeace,<br />

2002) und große ökologische Schäden auslösten.<br />

Jährlich werden zudem ca. 520.000 t Öl durch die<br />

Reinigung von Tankern und illegales Abpumpen von<br />

Maschinenölen in die Meere gespült. Dies ist das<br />

Doppelte der natürlichen Öleinträge durch Quellen<br />

<strong>im</strong> Meeresboden. Bei der Offshore-Ölförderung<br />

gelangen weitere 57.000 t pro Jahr in die Meere<br />

(Feldmann und Gradwohl, 1996).<br />

Wirkungen auf die menschliche Gesundheit<br />

Die Nutzung von fossilen Brennstoffen und Holz <strong>zur</strong><br />

Energieerzeugung ist eine der Hauptquellen der<br />

Luftverschmutzung, etwa durch NO X,SO 2,CO, polyaromatische<br />

Kohlenwasserstoffe oder Formaldehyd.<br />

Diese Substanzen stellen für viele Menschen eine<br />

gesundheitliche Belastung dar (Kap. 4.3.2.7). Aber<br />

auch Stäube, darunter Bodenteilchen, Mineralasche<br />

oder kleine Partikel gefährden die Gesundheit. Mehr<br />

als 1,1 Mrd. Menschen sind Konzentrationen von<br />

Aerosolteilchen ausgesetzt, die oberhalb der Richtlinien<br />

der WHO liegen (UNDP et al., 2000).<br />

Besonders schwerwiegend ist die Belastung der<br />

Bevölkerung in den großen Städten, vor allem in den<br />

rasch wachsenden Megastädten Asiens, Afrikas und<br />

Lateinamerikas.<br />

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