Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU
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48 3 Technologien und nachhaltige Potenziale<br />
Kasten 3.1-1<br />
Potenzial-Definitionen<br />
Zur Diskussion der Potenziale verschiedener Energieträger<br />
werden meist folgende Begriffe zugrundegelegt: theoretisches<br />
Potenzial, technisches Potenzial und wirtschaftliches<br />
Potenzial. Der Beirat sieht die Notwendigkeit, zudem<br />
die Begriffe des Wandlungspotenzials und des nachhaltig<br />
nutzbaren Potenzials einzuführen. Im Rahmen dieses Gutachtens<br />
werden dabei folgende Definitionen unterschieden:<br />
Theoretisches Potenzial<br />
Das theoretische Potenzial bezeichnet die physikalische<br />
Obergrenze der aus einer best<strong>im</strong>mten Quelle <strong>zur</strong> Verfügung<br />
stehenden Energie. Im Fall der Sonnenenergie wäre<br />
dies die gesamte, auf die jeweils betrachtete Fläche einfallende<br />
solare Strahlung. Dieses Potenzial berücksichtigt also<br />
insbesondere keine Flächennutzungseinschränkungen. Die<br />
Wirkungsgrade der Konversionstechnologien bleiben<br />
unberücksichtigt.<br />
Wandlungspotenzial<br />
Das Wandlungspotenzial ist technologiespezifisch definiert<br />
und leitet sich über den Jahreswirkungsgrad der jeweiligen<br />
Umwandlungstechnologie aus dem theoretischen Potenzial<br />
ab. Das Wandlungspotenzial ist somit kein scharf definierter<br />
Wert, weil der Wirkungsgrad einer Technologie vom<br />
technischen Fortschritt abhängt.<br />
Technisches Potenzial<br />
Das technische Potenzial leitet sich aus dem Wandlungspotenzial<br />
ab, indem zusätzlich Einschränkungen bzgl. der für<br />
die Energiegewinnung realistischerweise <strong>zur</strong> Verfügung<br />
stehenden Flächen berücksichtigt werden. Die bei der Flächenauswahl<br />
zugrundegelegten Kriterien werden in der<br />
Literatur nicht einheitlich gehandhabt.Technische, strukturelle<br />
und ökologische Restriktionen sowie gesetzliche Vorgaben<br />
werden teilweise hierbei berücksichtigt. Die Höhe<br />
des technischen Potenzials der verschiedenen Energiequellen<br />
ist demnach ebenfalls kein scharf definierter Wert, sondern<br />
von zahlreichen Randbedingungen und Annahmen<br />
abhängig.<br />
Die Summe aus Reserven und Ressourcen wird als<br />
Gesamtressource bezeichnet. Aus Ressourcen können<br />
Reserven werden, z. B. wenn der Preis für Brennstoffe<br />
steigt oder die Förderkosten durch technischen<br />
Fortschritt sinken. Weitere Vorkommen können<br />
bei technologischem Fortschritt langfristig<br />
zumindest teilweise in die Kategorie Ressourcen eingeordnet<br />
werden und damit die Gesamtressource<br />
vergrößern. Die Unterscheidung zwischen Ressourcen<br />
und weiteren Vorkommen ist wesentlich<br />
weniger scharf als diejenige zwischen Reserven und<br />
Ressourcen (UNDP et al., 2000).<br />
Der kumulierte globale Energieeinsatz betrug<br />
von 1860–1998 13.500 EJ (UNDP et al., 2000). In den<br />
heutigen Reserven ist ein Wert von mindestens<br />
gleicher Größenordnung gespeichert (Tab. 3.2-1).<br />
Betrachtet man zusätzlich die als Ressourcen klassifizierten<br />
Lagerstätten, dann verzwanzigfacht sich das<br />
Wirtschaftliches Potenzial<br />
Dieses Potenzial bezeichnet den unter den ökonomischen<br />
Rahmenbedingungen (zu einem best<strong>im</strong>mten Zeitpunkt)<br />
wirtschaftlich nutzbaren Anteil des technischen Potenzials.<br />
Für Biomasse werden hierunter beispielsweise jene Mengen<br />
verstanden, die in Konkurrenz mit anderen Produkten<br />
und Landnutzungen wirtschaftlich erschließbar sind. Die<br />
ökonomischen Rahmenbedingungen sind insbesondere<br />
durch politische Maßnahmen deutlich beeinflussbar.<br />
Nachhaltig nutzbares Potenzial<br />
Dieses Potenzial einer Energiequelle berücksichtigt alle<br />
D<strong>im</strong>ensionen der <strong>Nachhaltigkeit</strong>. Hierzu müssen in der<br />
Regel verschiedene ökologische und sozioökonomische<br />
Aspekte gegeneinander abgewogen und bewertet werden.<br />
Die Abgrenzung des nachhaltig nutzbaren Potenzials ist<br />
unscharf, da je nach Autor auch be<strong>im</strong> technischen oder<br />
wirtschaftlichen Potenzial bereits ökologische Aspekte<br />
berücksichtigt werden. Der Beirat entwirft einen exemplarischen<br />
Transformationspfad des globalen Energiesystems<br />
(Kap. 4) auf der Basis der nachhaltig nutzbaren Potenziale,<br />
deren Aktivierung innerhalb gegebener Zeit als realistisch<br />
eingeschätzt wird.<br />
Im Kapitel 3.2 werden die Potenziale der Energieträger<br />
und -quellen unter einem globalen Blickwinkel untersucht<br />
und diskutiert. Insbesondere wurden für dieses Gutachten<br />
globale Karten des Wandlungspotenzials für folgende Technologien<br />
berechnet:<br />
• photovoltaische Module (ohne optische Konzentration);<br />
• solarthermische Kraftwerke;<br />
• Solarkollektoren <strong>zur</strong> Wärmeerzeugung;<br />
• Windenergiekonverter.<br />
Auf Basis dieser Karten kann die räumliche Verteilung der<br />
prinzipiell gewinnbaren technisch nutzbaren Energie abgeschätzt<br />
werden. Die Berechnung wurde in einem globalen<br />
Raster mit einer Auflösung von 0,5 ° geographischer Länge<br />
und Breite durchgeführt. Die resultierenden Potenziale<br />
werden als mittlere Leistungsdichte pro Bodenfläche oder<br />
pro geneigter Modul-/Konverterfläche angegeben, so dass<br />
sie <strong>im</strong>mer die D<strong>im</strong>ension „Leistung pro Fläche“ haben.<br />
gespeicherte Energievolumen. Die opt<strong>im</strong>istischen<br />
Annahmen werden vor allem mit großen Vorkommen<br />
nicht konventioneller Öl- und Gasvorkommen<br />
begründet. Diese unterscheiden sich dadurch von<br />
konventionellen Vorkommen, dass sie in wesentlich<br />
geringeren Konzentrationen vorkommen, ungewöhnliche<br />
oder höchste technologische Anforderungen<br />
an die Förderung stellen, aufwändige Konversionsverfahren<br />
benötigen oder große ökologische<br />
Auswirkungen haben (z. B. Ölschiefer, Ölsände und<br />
Schwerstöle sowie Flözgas, Erdgas in dichten Speichern<br />
und Gashydrate; Nakicenovic et al., 1998). Bei<br />
hohen Ölpreisen ist ein Teil dieser nicht konventionellen<br />
Vorkommen (etwa Ölsände) bereits heute<br />
wirtschaftlich ausbeutbar und wird deshalb schon<br />
den Reserven zugeordnet (Tab. 3.2-1).<br />
Die Kohlevorkommen machen den größten<br />
Anteil bei den fossilen Reserven aus. Sie würden