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Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU

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wende geben einen Handlungsrahmen vor. Insbesondere<br />

die von Bundeskanzler Schröder auf dem <strong>Welt</strong>gipfel<br />

für Nachhaltige Entwicklung (WSSD) angekündigte<br />

<strong>Welt</strong>konferenz für Erneuerbare Energien,<br />

die 2004 in Bonn stattfinden wird, ist ein wichtiger<br />

Beitrag um dieses Thema international voranzubringen.<br />

Der <strong>WBGU</strong> empfiehlt, dass in diesem Kontext<br />

insbesondere die folgenden Politikprozesse als Katalysatoren<br />

für die Förderung einer globalen <strong>Energiewende</strong><br />

genutzt werden:<br />

• die auf dem WSSD beschlossene Initiativen (Kasten<br />

5.3-1) wie<br />

– die strategische Energie-Partnerschaft der EU<br />

mit Entwicklungsländern „Energy Initiative<br />

for Poverty Eradication and Sustainable Development“,<br />

– die Partnerschaftsinitiative „Global Village<br />

Energy Partnership“, u. a. mit Beteiligung des<br />

Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen<br />

(UNDP), der <strong>Welt</strong>bank und des Privatsektors,<br />

– die Einrichtung eines Netzwerkes „Global Network<br />

on Energy for Sustainable Development“,<br />

u. a. mit Beteiligung des Umweltprogramms<br />

der Vereinten Nationen (UNEP) von<br />

Energieinstitutionen, der <strong>Welt</strong>bank und des<br />

Privatsektors;<br />

• das derzeit verhandelte Wirtschaftspartnerschaftsabkommen<br />

der EU mit den AKP-Staaten.<br />

In Anlehnung an die 2001 verabschiedeten neuen<br />

Leitlinien des Development Assistance Committee<br />

(DAC) der OECD sollte dabei auf die Einhaltung<br />

der Prinzipien Kohärenz, Konvergenz und Komplementarität<br />

geachtet werden. Entsprechend sollten<br />

sich die <strong>im</strong> Rahmen der genannten Initiativen zu entwickelnden<br />

Energiestrategien in die zahlreichen,<br />

bereits vorhandenen Strukturen und Programme der<br />

Partnerländer integrieren lassen. Insbesondere sollte<br />

die Überwindung der Energiearmut nach Ansicht<br />

des <strong>WBGU</strong> auch in die Förderpriorität der „sozialen<br />

Grunddienste“ der deutschen Entwicklungszusammenarbeit<br />

und in die auf dem <strong>Welt</strong>sozialgipfel<br />

1995 vereinbarte 20:20-Initiative aufgenommen werden.<br />

7.6<br />

Forschung und Entwicklung vorantreiben<br />

Die <strong>Energiewende</strong> ist eine große technologische wie<br />

gesellschaftliche Herausforderung, die in ihrer Größenordnung<br />

mit einer neuen industriellen Revolution<br />

vergleichbar ist. Sie kann nur gelingen, wenn<br />

erheblicher Forschungs- und Entwicklungsaufwand<br />

betrieben wird. Dies betrifft die erneuerbaren Energieträger,<br />

die Infrastruktur, die Technik <strong>zur</strong> effizien-<br />

Forschung und Entwicklung vorantreiben 7.6<br />

teren Energieverwendung sowie die Bereitstellung<br />

des Wissens über Erhalt und Erweiterung von natürlichen<br />

Kohlenstoff-Vorräten und Senken.Weiter sind<br />

die Sozialwissenschaften aufgefordert, die individuellen<br />

und institutionellen Barrieren des Umbaus<br />

zu erforschen, Strategien ihrer Überwindung zu entwickeln<br />

und auszuwerten.<br />

Um die notwendige Vielfalt an Optionen zu entwickeln,<br />

kann auf die Förderung einer breit angelegten<br />

Forschung nicht verzichtet werden (Kap. 6).<br />

Diese Herausforderung wird gegenwärtig nicht<br />

angenommen. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung<br />

<strong>im</strong> Energiebereich sind seit Jahren rückläufig:<br />

Es werden derzeit in der OECD nur etwa 0,5%<br />

des Umsatzes für Forschungs- und Entwicklungs-<br />

Aufgaben aufgewendet, mit sinkender Tendenz.<br />

Ohne Forschung und Entwicklung werden z. B. die<br />

<strong>im</strong> exemplarischen Transformationspfad vorgesehenen<br />

hohen Zuwachsraten bei den erneuerbaren<br />

Energien nicht verwirklicht werden können. Dies gilt<br />

für alle Bereiche: von privaten Unternehmen bis <strong>zur</strong><br />

staatlichen Förderung, von der Innovation bei erneuerbaren<br />

Energien bis zu fossilen Brückentechnologien.<br />

Nur bei dauerhaft hohen Investitionen in den<br />

Forschungs- und Entwicklungsbereich besteht eine<br />

Chance, dass Technologien für erneuerbare Energieträger<br />

und Maßnahmen <strong>zur</strong> Steigerung der Energieeffizienz<br />

mittel- und langfristig einen hohen Verbreitungsgrad<br />

bei niedrigen Kosten finden. Der <strong>WBGU</strong><br />

empfiehlt, dass<br />

• in den Industrieländern bis 2020 die direkten<br />

staatlichen Ausgaben für Forschung und Entwicklung<br />

<strong>im</strong> Energiebereich von etwa 1,3 Mrd. US-$<br />

pro Jahr (OECD-Mittel 1990–1995) vor allem<br />

durch Umschichtungen mindestens verzehnfacht<br />

werden. Nur so können die hier skizzierten Aufgaben<br />

gelöst werden. Dies entspricht der Größenordnung<br />

nach etwa den Ausgaben, die in der EU<br />

<strong>im</strong> Mittel der 1980er Jahre allein für die Forschung<br />

<strong>zur</strong> Energiegewinnung aus Kernspaltung aufgewendet<br />

wurden. Der inhaltliche Schwerpunkt<br />

sollte dabei rasch von fossiler und nuklearer Energie<br />

auf erneuerbare Energien und Effizienzmaßnahmen<br />

verlagert werden;<br />

• <strong>im</strong> UN-System ein „World Energy Research<br />

Coordination Programme“ (WERCP) <strong>zur</strong> Bündelung<br />

nationaler Energieforschungsaktivitäten<br />

analog zum <strong>Welt</strong>kl<strong>im</strong>aforschungsprogramm<br />

gegründet wird.<br />

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