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Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU

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216 6 Forschung für die <strong>Energiewende</strong><br />

zifischen Fragen der seegestützten Aufstellung auch<br />

die Entwicklung von Anlagen größerer Nennleistung<br />

zählt. Der Beirat begrüßt die laufende ökologische<br />

Begleitforschung <strong>zur</strong> Offshore-Windkraft (BMU,<br />

2002c), denn sie ist eine wichtige Voraussetzung für<br />

die nachhaltige Nutzung in großem Maßstab. Die<br />

weitere Verbesserung der Rotorblattqualitäten bei<br />

gleichzeitigem Einsatz wiederverwertbarer Werkstoffe<br />

sollte angestrebt werden, wobei eine verbesserte<br />

Stabilität und selbstreinigende Oberflächen<br />

wünschenswert sind. Die gesicherte Dauer des Anlagenbetriebs<br />

von Windenergiekonversionsanlagen<br />

sollte erhöht werden. Auch Betriebsführungsstrategien<br />

<strong>zur</strong> Einbindung in Verbundnetze, die entsprechende<br />

Netzsteuerung und das Abregelverhalten<br />

sowie die Fehlerfrüherkennung sollten weiter entwickelt<br />

werden. Mit Blick auf zukünftige Exportmärkte<br />

ist neben neuartigen Anwendungsfeldern (z. B. Wasserentsalzung)<br />

auch die Einbindung von Windkraftanlagen<br />

in schwache Netze unter verschiedensten<br />

kl<strong>im</strong>atischen Bedingungen zu untersuchen.<br />

Wasserkraftanlagen<br />

Der Beirat schätzt die nachhaltig nutzbaren Potenziale<br />

der Wasserkraft wegen zu Recht gestiegener<br />

Anforderungen an Umwelt- und Sozialverträglichkeit<br />

vorsichtig ein und berücksichtigt nur 15 EJ pro<br />

Jahr in seinem exemplarischen Transformationspfad<br />

für das Jahr 2100 (Kap. 3.2.3). Eine wichtige Voraussetzung<br />

für einen nachhaltigen Ausbau in dieser Größenordnung<br />

ist allerdings die deutliche Verbesserung<br />

der wissenschaftlichen Datenbasis in den kommenden<br />

5–15 Jahren. Vor allem für die <strong>Nachhaltigkeit</strong>sanalyse<br />

der sozioökonomischen, naturräumlichen und<br />

gesundheitlichen Konsequenzen großer Wasserkraftprojekte<br />

fehlen derzeit häufig die erforderlichen<br />

ökologischen und sozioökonomischen regionalen<br />

Daten. Auch der in internationalen Leitlinien geforderte<br />

Vergleich alternativer Designoptionen setzt<br />

regionale Studien voraus. Diese Datenbasis kann<br />

nicht kurzfristig und zeitgleich mit der Erstellung<br />

projektnaher Umweltverträglichkeitsstudien erarbeitet<br />

werden. Zu weiteren wichtigen Forschungsfragen<br />

gehören die Unterschiede von Sozial- und<br />

Umweltfolgen zwischen großer und kleiner Wasserkraft<br />

in Entwicklungsländern sowie Begleitforschung<br />

<strong>zur</strong> Umsetzung der Vorschläge der World<br />

Commission on Dams in die Praxis.<br />

Geothermische Energiekonversion<br />

Langfristig soll über die geothermische Energiekonversion<br />

ein Beitrag <strong>zur</strong> bedarfsorientierten und ortsunabhängigen<br />

Energiebereitstellung gewährleistet<br />

werden, der das Angebot anderer erneuerbarer<br />

Energiequellen wetter- und saisonunabhängig<br />

ergänzt. Trotz möglicher Vorteile der Erdwärmenut-<br />

zung sieht der Beirat andererseits auch noch viele<br />

ungeklärte Fragen <strong>zur</strong> technischen Umsetzung sowie<br />

zu verschiedenen <strong>Nachhaltigkeit</strong>saspekten, so dass<br />

<strong>im</strong> exemplarischen Transformationspfad das realistisch<br />

umsetzbare nachhaltige Potential in 2100 vorsichtig<br />

mit 30 EJ pro Jahr angesetzt wird (Kap. 3.2.7).<br />

Zur Nutzung der Potenziale ist zunächst die Kostenreduktion<br />

von Tiefbohrungen wichtig. Durch neu zu<br />

entwickelnde St<strong>im</strong>ulationsverfahren der Speichergesteine<br />

<strong>im</strong> Untergrund kann die Produktivität von<br />

heißem Tiefenwasser und damit der Ertrag einer<br />

geothermischen Anlage gesteigert werden. Die Entwicklung<br />

angepasster kostengünstiger Fernwärmenetze<br />

ist eine wichtige Voraussetzung für die Anwendungen<br />

der Geothermie zu Heizzwecken. Es besteht<br />

zudem insbesondere Forschungsbedarf <strong>zur</strong> effizienten<br />

Wandlung der Wärme von Tiefenwasser (auch<br />

mit niedrigen Temperaturen) in Elektrizität, um<br />

grundlastfähige Kraftwerke entwickeln zu können.<br />

Um Umweltschäden durch Sole oder Gase an der<br />

Erdoberfläche zu vermeiden, sollte auch das speicherverträgliche<br />

Wiedereinbringen der geförderten<br />

Wässer in den Untergrund weiter untersucht werden.<br />

Zudem wird ein ökologisches Management der<br />

aufgrund vergleichsweise geringer Prozesswirkungsgrade<br />

verstärkt anfallenden Abwärme bei geothermischen<br />

Kraftwerken benötigt.<br />

Energetische Nutzung von Biomasse<br />

Der exemplarische Transformationspfad (Kap. 4.4)<br />

beinhaltet einen Ausbau der modernen energetischen<br />

Biomassenutzung auf etwa 100 EJ pro Jahr ab<br />

2040, also eine Verfünffachung gegenüber heute<br />

(Kap. 3.2.4). Angesichts dieses ehrgeizigen Zieles<br />

besteht Forschungsbedarf zunächst bezüglich der<br />

opt<strong>im</strong>alen Landnutzung hinsichtlich der Konkurrenz<br />

zwischen Nahrungserzeugung, Energiegewinnung<br />

und Kohlenstoffspeicherung. Die Transportstrukturen<br />

für energetisch genutzte Ausgangsbiomasse zu<br />

den entsprechenden Umwandlungsanlagen sollten<br />

untersucht und verbessert werden. Bei Verbrennungsanlagen<br />

sollten Kostensenkung und Emissionsminderung<br />

<strong>im</strong> Zentrum weiterer Forschung stehen.<br />

Da der exemplarische Transformationspfad des Beirats<br />

den Weg in eine Wasserstoffwirtschaft zeichnet,<br />

sollten Technologien <strong>zur</strong> effizienten Vergasung der<br />

Biomasse, <strong>zur</strong> Herstellung von Treibstoffen aus Biomasse<br />

sowie zu den zugehörigen Verteilungs- und<br />

Nutzungsstrukturen weiter erforscht werden. Die<br />

Herstellung von Wasserstoff aus Biomasse sollte<br />

sowohl über den Pfad der Vergärung und Reformierung<br />

als auch über die direkte Herstellung von Synthesegas<br />

weiter entwickelt werden. Da viele der entsprechenden<br />

Technologien auch modular realisiert<br />

werden können, eignen sie sich für zentrale wie<br />

dezentrale Anwendungen. Letztere sind insbeson-

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