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Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU

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206 5 Die <strong>WBGU</strong>-Transformationsstrategie<br />

zesse so zu ändern, dass sie eine global nachhaltige<br />

Entwicklung unterstützen. In diesem Zusammenhang<br />

sind in jüngster Zeit Veränderungen in der Politik<br />

wichtiger internationaler Institutionen zu beobachten.<br />

Dazu zählen z. B. neue Richtlinien für die<br />

Entwicklungspolitik der OECD-Länder oder auch<br />

der neue Schwerpunkt der <strong>Welt</strong>bank auf Armutsbekämpfung.<br />

Hinzu kommen die Beschlüsse wichtiger<br />

Verhandlungsprozesse, insbesondere des Millenniumgipfels,<br />

der WTO-Konferenz in Doha, der Kl<strong>im</strong>arahmenkonvention,<br />

der HIPC-Entschuldungsinitiative,<br />

der Konferenz über Entwicklungsfinanzierung<br />

in Monterrey und die Wiederauffüllung der GEF bis<br />

2006. Die Ergebnisse dieser internationalen Politikprozesse<br />

der jüngeren Zeit sind entscheidend für die<br />

erfolgreiche Umsetzung einer nachhaltigen Energiepolitik<br />

in den Entwicklungsländern und gleichzeitig<br />

Ansatzpunkte <strong>zur</strong> Gestaltung einer globalen Strukturpolitik.<br />

Die Transformation der Energiesysteme in den<br />

Entwicklungsländern macht Eingriffe <strong>im</strong> Rahmen<br />

globaler Strukturpolitik erforderlich. Dazu müssen<br />

zunächst die zentralen „Stellschrauben“ identifiziert<br />

werden. Der <strong>WBGU</strong> stellt fest, dass<br />

• sich eine flächendeckende Energieversorgung<br />

ohne ausreichende Einkommensmöglichkeiten<br />

auch bei niedrigen, d. h. subventionierten, Stromund<br />

Energiepreisen, nicht bewerkstelligen lässt.<br />

Dazu ist der bereits von der EU angekündigte<br />

Zugang der LLDCs zu den Märkten der Industrieländer<br />

(„everything but arms“) sowie der<br />

zügige Abbau der Agrarsubventionen in der EU,<br />

den USA und anderen OECD-Staaten erforderlich.<br />

Besonders problematisch sind die Agrarexportsubventionen,<br />

die das Überleben der Agrarbevölkerung<br />

in den Entwicklungsländern gefährden;<br />

• infolge der oft hohen Auslandsverschuldung der<br />

Entwicklungsländer diese in der Regel nur<br />

geringe Spielräume für eine Umsetzung einer<br />

nachhaltigen Energiestrategie haben. Ohne eine<br />

weit reichende Entschuldungsinitiative ist daher<br />

eine Transformation der Energiesysteme in den<br />

Ländern des Südens kaum vorstellbar. Der<br />

<strong>WBGU</strong> empfiehlt, dass die Bundesregierung <strong>im</strong><br />

Rahmen der G7/G8 hier die Initiative ergreift;<br />

• die Überwindung der Energiearmut nach Ansicht<br />

des <strong>WBGU</strong> auch in die Förderpriorität der „sozialen<br />

Grunddienste“ und in die 20:20-Initiative<br />

aufgenommen werden sollte;<br />

• in der Entwicklungszusammenarbeit der OECD-<br />

Länder verstärkt die Prinzipien Kohärenz, Konvergenz<br />

und Komplementarität beachtet werden<br />

sollten. Dazu gilt es, die <strong>im</strong> April 2001 vom Development<br />

Assistance Committee (DAC) verabschiedeten<br />

neuen Leitlinien für die Entwicklungs-<br />

zusammenarbeit seiner Mitgliedstaaten umzusetzen<br />

(OECD, 2002). Dabei geht es insbesondere<br />

um die Integration der Prinzipien nachhaltiger<br />

Entwicklung. In dem Papier wird auf die Gestaltung<br />

des Entwicklungsprozesses durch die Entwicklungsländer<br />

selbst abgehoben, die Notwendigkeit<br />

<strong>zur</strong> Integration verschiedener Sektorpolitiken<br />

betont sowie für eine kohärente Politikgestaltung<br />

auch auf Geberseite plädiert. Die neuen<br />

DAC-Leitlinien geben auch Hinweise, wie die<br />

Entwicklungszusammenarbeit weiter entwickelt<br />

werden könnte. An erster Stelle steht dabei die<br />

Entwicklung einer langfristigen Energiestrategie.<br />

Eine nachhaltige Energiestrategie sollte sich in diese<br />

vorhandenen Strukturen und Programme einpassen.<br />

Das Gebot der Kohärenz gilt umso mehr bei Aktivitäten<br />

mehrerer Geber in einem Land. Hier könnte<br />

das <strong>im</strong> Aufbau befindliche Comprehensive Development<br />

Framework (CDF) der <strong>Welt</strong>bank eine Hilfe<br />

sein. Mit diesem Instrument wird ein konzeptioneller<br />

Rahmen angeboten, der alle Geberleistungen<br />

zusammenbringt und auf die Entwicklungsstrategie<br />

des Nehmerlandes ausrichtet.<br />

5.3.8<br />

Initiierung von Modellprojekten mit weltweiter<br />

Signalwirkung<br />

Die Einführung bzw. der Ausbau der erneuerbaren<br />

Energieträger kommt nur schleppend voran. Dies<br />

liegt u. a. am hohen anfänglichen Investitionsbedarf,<br />

un<strong>zur</strong>eichenden Kenntnissen des technisch Möglichen<br />

und – insbesondere in den Entwicklungsländern<br />

– an einer mangelhaften Infrastruktur sowie<br />

unsicheren und niedrigen Gewinnerwartungen. Der<br />

<strong>WBGU</strong> empfiehlt daher, einige wenige großskalige<br />

Modellprojekte als strategischen Hebel für die globale<br />

<strong>Energiewende</strong> zu nutzen. Von den Modellprojekten<br />

sollte das weltweite Signal ausgehen, dass eine<br />

Steigerung der Energieeffizienz oder eine Versorgung<br />

durch erneuerbare Energieträger in vielen<br />

Bereichen bereits unter den heutigen technologischen,<br />

politischen und sozioökonomischen Rahmenbedingungen<br />

langfristig Gewinn bringend realisierbar<br />

ist. Erfolgreiche Vorzeigemodelle würden positive<br />

Anreize auf private Investoren ausüben und<br />

zudem die politische Durchsetzbarkeit der <strong>Energiewende</strong><br />

erleichtern. Alle Modellprojekte sollten<br />

durch Forschungsprogramme begleitet werden. Der<br />

<strong>WBGU</strong> schlägt folgende Modellprojekte vor:<br />

Sahara-Strom für Europa<br />

Für das <strong>WBGU</strong>-Mengengerüst kann für 2050 ein<br />

westeuropäischer Energieeinsatz von rund 100 EJ<br />

pro Jahr abgeschätzt werden, wovon zwei Drittel auf

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