Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU
Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU
Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
sollten bereits früher erste quantifizierte Auflagen<br />
annehmen.<br />
Dies wird allerdings sehr schwierig umzusetzen<br />
sein, weil die Industrieländer ihren Reduktionspflichten<br />
nur schleppend nachkommen und die Kl<strong>im</strong>arahmenkonvention<br />
den Grundsatz enthält, dass<br />
die Industrieländer bei den Emissionsreduktionen<br />
vorangehen müssen. Daher ist zunächst von berechtigten<br />
Widerständen der Entwicklungsländer gegen<br />
jede Form quantifizierter Reduktionsziele auszugehen.<br />
Der Beirat empfiehlt deshalb der Bundesregierung,<br />
sich für eine „Entwicklungsländerinitiative“<br />
der EU mit folgenden Charakteristika einzusetzen:<br />
• Ziel: Durch eine verstärkte Kooperation ist das<br />
Vertrauen der Entwicklungsländer <strong>zur</strong>ück zu<br />
gewinnen (historische Allianz der EU und der<br />
Entwicklungsländer auf der ersten Vertragsstaatenkonferenz<br />
in Berlin, 1995) und der Boden für<br />
zukünftige Verhandlungen über Emissionsminderungen<br />
zu bereiten. Erst wenn die Entwicklungsländer<br />
erkennen, dass das Kioto-Protokoll ihnen<br />
Vorteile bringt, werden sie auch Pflichten übernehmen.<br />
• Regionale Partnerschaften: Einzelne EU-Mitgliedstaaten<br />
suchen in abgest<strong>im</strong>mten und längerfristig<br />
angelegten Initiativen den Kontakt zu best<strong>im</strong>mten<br />
Entwicklungsländern oder Ländergruppen, z. B. in<br />
Form von Arbeitsgruppen, die gemeinsam Kl<strong>im</strong>aschutz-<br />
und andere Entwicklungsziele aufstellen.<br />
In Projekten (z. B. <strong>im</strong> Rahmen von CDM) sollte<br />
insbesondere der Technologietransfer gefördert<br />
werden. Grundsätzlich sollten Initiativen zu solchen<br />
Partnerschaften auch von Entwicklungsländern<br />
ausgehen können und langfristig zu beiderseitigem<br />
Vorteil führen.<br />
• Vorbildlichkeit: Deutschland und andere Anlage-<br />
I-Länder sollten die bestehenden Regelungen <strong>im</strong><br />
Kioto-Protokoll vorbildlich erfüllen. Dies gilt insbesondere<br />
für die „nachweisbaren Fortschritte“<br />
bei der Umsetzung der Reduktionspflichten des<br />
Kioto-Protokolls bis 2005, bei Zulassung, Ausgestaltung<br />
und Durchführung von CDM-Projekten,<br />
für die Auffüllung der drei neu aufgelegten Fonds<br />
für Entwicklungsländer sowie für vorbeugende<br />
Maßnahmen gegen Folgen der Kl<strong>im</strong>aänderung,<br />
den Kapazitätsaufbau und den Technologietransfer.<br />
Dies würde das Vertrauen in den Prozess stärken<br />
und die Basis für die Einbeziehung der Entwicklungsländer<br />
schaffen.<br />
• Machbarkeit: Um die Entwicklungsländer zu<br />
überzeugen, müssen zunächst die kurz-, mittelund<br />
langfristigen Emissionsreduktionspotenziale<br />
in den wichtigsten Entwicklungsländern und<br />
Regionen ermittelt werden, denn nur so kann vermieden<br />
werden, dass die Entwicklungsländer jede<br />
Handlungsempfehlungen für die globale Ebene 5.3<br />
Verhandlung über die Dämpfung des Emissionszuwachses<br />
ablehnen.<br />
• Schließung von Lücken: Treibhausgasemissionen<br />
des Flug- und Schiffsverkehrs unterliegen bisher<br />
noch keinen quantitativen Reduktionsverpflichtungen.<br />
Der <strong>WBGU</strong> empfiehlt, diese Lücken <strong>im</strong><br />
internationalen Kl<strong>im</strong>aschutz zu schließen, indem<br />
entweder diese Emissionen in das Kioto-Protokoll<br />
integriert werden oder ein Nutzungsentgelt<br />
erhoben wird (<strong>WBGU</strong>, 2002; Kap. 5.3.3.2).<br />
In diesem Zusammenhang begrüßt der Beirat die<br />
Initiative der EU auf dem <strong>Welt</strong>gipfel in Johannesburg,<br />
eine Koalition gleich gesinnter Länder für die<br />
freiwillige Erfüllung quantifizierter Ziele für den<br />
Ausbau erneuerbarer Energien zu gründen, der sich<br />
auch viele Entwicklungsländer angeschlossen haben.<br />
Nun gilt es, diese Initiative mit Leben zu füllen.<br />
5.3.5<br />
Abst<strong>im</strong>mung der internationalen Wirtschafts- und<br />
Handelspolitik mit den Zielen einer nachhaltigen<br />
Energiepolitik<br />
Die <strong>Energiewende</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> muss durch<br />
wirtschaftliche, rechtliche und politische Rahmenbedingungen<br />
flankiert werden.Aus weltwirtschaftlicher<br />
Perspektive geht es dabei zum einen darum, attraktive<br />
Rahmenbedingungen für in- und ausländische<br />
Privatinvestitionen <strong>im</strong> Energiesektor und für den<br />
internationalen Austausch von nachhaltigen Technologien<br />
und Wissen zu schaffen. Zum anderen ist<br />
sicherzustellen, dass das internationale Wirtschaftsrecht<br />
die Energiestrategie nicht behindert, sondern<br />
ihre Umsetzung unterstützt.<br />
5.3.5.1<br />
Abschluss eines Multilateralen<br />
Energiesubventionsabkommens (MESA)<br />
Der <strong>WBGU</strong> plädiert für die Aufnahme von Verhandlungen<br />
über ein Multilaterales Energiesubventionsabkommen<br />
(MESA) zum stufenweisen Abbau der<br />
Subventionen für fossile und nukleare Energieträger<br />
und <strong>zur</strong> Vereinbarung von Regeln für die Subventionierung<br />
erneuerbarer Energien und effizienterer<br />
Energietechnologien. Europäische und internationale<br />
Erfahrungen zeigen, dass ein weltweiter Subventionsabbau<br />
am besten durch internationale Vereinbarungen<br />
initiiert werden kann. Denn die wenigsten<br />
Länder werden bereit sein, ihre Subventionen<br />
<strong>im</strong> Alleingang zu senken, weil sie internationale<br />
Wettbewerbsnachteile besonders für energieintensive<br />
Unternehmen und den Sektor der Energiebereitstellung<br />
befürchten.<br />
195