Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU
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190 5 Die <strong>WBGU</strong>-Transformationsstrategie<br />
sichergestellt werden, dass diese Ressourcen nicht<br />
<strong>zur</strong> Kürzung der Mittel der Entwicklungszusammenarbeit<br />
verwendet, sondern als zusätzliche Mittel<br />
genutzt werden.<br />
Handelbare Quoten für erneuerbare<br />
Energien<br />
International handelbare Quoten (z. B. flexible Länder-<br />
oder Unternehmensauflagen bzw. Green Energy<br />
Certificates) würden grenzüberschreitende Zahlungsströme<br />
generieren, deren Ausmaß und Zahler/<br />
Empfängerstruktur u. a. von der Höhe der einzelnen<br />
Quoten abhängen. Diesem Finanzierungsaspekt<br />
sollte bei der Konzipierung eines globalen Systems<br />
handelbarer Quoten von Anbeginn Rechnung getragen<br />
werden. Denn auch wenn mit der Umsetzung des<br />
Systems erst langfristig zu rechnen ist, beeinflusst es<br />
die Bereitschaft besonders der ärmeren Länder zum<br />
kurz- bis mittelfristigen Ausbau erneuerbarer Energien.<br />
Entwicklungsländer dürften umso eher bereit<br />
sein, sich zu Mindestquoten für erneuerbare Energien<br />
zu verpflichten, je größer die Wahrscheinlichkeit<br />
ist, dass sie zu Nettoempfängern von Zahlungsströmen<br />
werden, sobald die Quoten in ein globales System<br />
handelbarer Quoten überführt werden.<br />
Aufbringung neuer Finanzmittel <strong>im</strong> Rahmen<br />
der internationalen Kl<strong>im</strong>aschutzpolitik<br />
Die Kl<strong>im</strong>arahmenkonvention verpflichtet die <strong>im</strong><br />
Annex II aufgeführten Industrieländer, den Entwicklungsländern<br />
neue und zusätzliche Finanzmittel<br />
bereitzustellen und den Technologietransfer zu fördern,<br />
damit diese einen Beitrag zum Kl<strong>im</strong>aschutz<br />
leisten können. Die weitere Einbindung der Entwicklungsländer<br />
in den internationalen Kl<strong>im</strong>aschutz<br />
hängt davon ab, ob die Industrieländer dieser Verpflichtung<br />
<strong>zur</strong> Übernahme der vollen vereinbarten<br />
Mehrkosten nachkommen. Diese Frage ist von zentraler<br />
Bedeutung für die zweite Verpflichtungsperiode<br />
des Kioto-Protokolls.<br />
Im zweiten Teil der 6. Vertragsstaatenkonferenz<br />
der Kl<strong>im</strong>arahmenkonvention in Bonn 2001 wurde<br />
die Einrichtung von drei neuen Fonds beschlossen.<br />
Diese Fonds werden aus freiwilligen Leistungen der<br />
Industrieländer gespeist. Die EU und weitere Staaten<br />
(Kanada, Neuseeland, Norwegen, Schweiz)<br />
gaben auf der Konferenz eine politische Erklärung<br />
ab, dass sie ab 2005 jährlich 410 Mio. US-$ in diese<br />
Fonds einzahlen werden. Die USA, Japan und Australien<br />
haben keine Beiträge angekündigt. Nur der<br />
Anpassungsfonds wird durch einen geregelten<br />
Finanzierungsmechanismus in Form einer 2%igen<br />
Abgabe auf Erlöse aus dem CDM gespeist. Der Beirat<br />
begrüßt die Erklärung der Bundesregierung, die<br />
neuen Fonds des Kl<strong>im</strong>areg<strong>im</strong>es finanziell zu unterstützen.<br />
Er empfiehlt jedoch, die Finanzierungsstruk-<br />
turen weiter zu entwickeln und sich für eine rechtliche<br />
Verbindlichkeit der Finanzierungsbeiträge einzusetzen,<br />
um eine willkürliche Ad-hoc-Finanzierung<br />
dieser wichtigen Fonds zu vermeiden. In diesem<br />
Zusammenhang verweist der Beirat auch auf seine<br />
Empfehlung, Teile des Aufkommens aus der Erhebung<br />
von Nutzungsentgelten für den internationalen<br />
Flugverkehr diesen Fonds zuzuweisen.<br />
Auch die projektbasierten Mechanismen des Kl<strong>im</strong>areg<strong>im</strong>es<br />
werden zu einem zusätzlichen Finanzund<br />
Technologietransfer beitragen, der einer Transformation<br />
der Energiesysteme nutzen kann. Es wird<br />
geschätzt, dass durch den CDM bis zu 20 Mrd. US-$<br />
zusätzlicher Finanzmittel in den Süden transferiert<br />
werden. Dies entspricht mehr als 50% der gesamten<br />
ODA <strong>im</strong> Jahr 2000. Ein CDM-Marktvolumen in<br />
Höhe von 10 Mrd. US-$ könnte zusätzliche Investitionen<br />
in nachhaltigere Technologien in Höhe von<br />
90–490 Mrd. US-$ induzieren (Öko-Institut und<br />
DIW, 2001). Projekte <strong>im</strong> Bereich der erneuerbaren<br />
Energien und der effizienten Energieverwendung<br />
weisen aufgrund kleinerer Projektvolumina strukturelle<br />
Nachteile gegenüber den anderen, meist großskaligen<br />
CDM-Projekten <strong>zur</strong> Effizienzsteigerung<br />
von Großkraftwerken oder Schaffung von Treibhausgassenken<br />
auf. Insbesondere höhere Transaktionskosten<br />
stellen ein zentrales Hemmnis für die<br />
Förderung der Nutzung von erneuerbaren Energien<br />
durch den CDM dar. Zur Überwindung der Blockaden<br />
bei CDM und JI sollten die projektbasierten<br />
Kioto-Mechanismen daher durch die Auflegung<br />
eines Fonds nach dem Modell der niederländischen<br />
Programme ERUPT und CERUPT gefördert werden.<br />
Vision: Etablierung eines<br />
aufkommensstarken Finanzierungs- und<br />
Transfermechanismus<br />
Ein wesentlich größeres Finanzierungspotenzial<br />
steckt in der Weiterentwicklung des <strong>im</strong> Kioto-Protokoll<br />
vorgesehenen Emissionshandels (Art. 17<br />
FCCC). Bisher ist geplant, die max<strong>im</strong>al zulässigen<br />
Treibhausgasemissionen der Staaten in der ersten<br />
Verpflichtungsperiode von 2008–2012 festzulegen.<br />
Die Vertragsstaaten verfügen damit über ein Nutzungsrecht<br />
an dem globalen Gut „Aufnahmefähigkeit<br />
der Atmosphäre für Treibhausgase“ (Brockmann<br />
et al., 1999), das ihnen gleichzeitig eine Deckelung<br />
der Treibhausgasemissionen auferlegt. Liegen<br />
die Emissionen unterhalb der max<strong>im</strong>al zulässigen<br />
Grenzen, kann die Differenz an andere Vertragsstaaten<br />
verkauft werden. Der Erwerb von Emissionsrechten<br />
darf jedoch nur ergänzend zu Vermeidungsaktivitäten<br />
<strong>im</strong> eigenen Land erfolgen. Allerdings<br />
wurde die Nutzung der flexiblen Kioto-Mechanismen<br />
<strong>zur</strong> Erfüllung der Reduktionsverpflichtungen