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Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU

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Zusammenhang begrüßt der <strong>WBGU</strong> das auf dem<br />

WSSD von der Bundesregierung angekündigte Programm<br />

„Nachhaltige Energie für Entwicklung“ zum<br />

Aufbau strategischer Energiepartnerschaften. Dafür<br />

werden in den nächsten fünf Jahren insgesamt 1 Mrd.<br />

€ bereitgestellt: 500 Mio. € für erneuerbare Energien<br />

und 500 Mio. € für die Steigerung der Energieeffizienz.<br />

Nach Auffassung des <strong>WBGU</strong> sind jedoch 100<br />

Mio. € jährlich <strong>zur</strong> Förderung der Nutzung erneuerbarer<br />

Energien <strong>im</strong> Verhältnis zum Etat des BMZ in<br />

Höhe von etwa 3,8 Mrd. € (2001) deutlich zu wenig.<br />

Hier empfiehlt der <strong>WBGU</strong> eine signifikante Erhöhung<br />

des Anteils für nachhaltige Energieprojekte an<br />

den ODA-Zusagen <strong>im</strong> Rahmen der bilateralen<br />

Zusammenarbeit, der sich bisher auf nur wenige Prozent<br />

beläuft: 1999 waren es 6,8% (282 Mio. €) und<br />

2000 3,3% (105 Mio. €). Ein höherer Stellenwert der<br />

Energie in der Entwicklungszusammenarbeit geht<br />

nicht notwendigerweise zu Lasten der Millenniumsziele,<br />

vielmehr kann die Förderung einer nachhaltigen<br />

Energiepolitik wichtiger Bestandteil einer kohärenten<br />

Armutsbekämpfungsstrategie sein.<br />

Schaffung finanzieller Spielräume für eine<br />

<strong>Energiewende</strong> in Entwicklungsländern<br />

durch Entschuldung<br />

Die Entschuldung von Entwicklungsländern schafft<br />

vielfach die Voraussetzung für eine <strong>Energiewende</strong>.<br />

Der Beirat empfiehlt, neue Entschuldungsinitiativen<br />

anzustoßen.Auch die von Deutschland auf dem Kölner<br />

G-7-Gipfel begründete HIPC-Initiative (Heavily<br />

Indebted Poor Countries Initiative oder „Entschuldungsinitiative“)<br />

spielt eine wichtige Rolle bei<br />

der Gestaltung einer nachhaltigen Energiepolitik,<br />

weil sie die Rahmenbedingungen in den ärmsten<br />

Entwicklungsländern verbessert. Der Gesamtumfang<br />

der Entschuldung beläuft sich für die ärmsten<br />

Entwicklungsländer auf 70 Mrd. US-$. Das entscheidend<br />

Neue dieser Initiative ist, dass die Entschuldung<br />

an überprüfbare Programme <strong>zur</strong> Armutsbekämpfung<br />

gekoppelt ist. Dies schließt auch Maßnahmen<br />

<strong>im</strong> Energiebereich ein. Die Möglichkeiten für<br />

einen Schuldenerlass der ärmsten Entwicklungsländer<br />

könnten <strong>im</strong> Rahmen dieser Initiative deutlich<br />

ausgeweitet werden.<br />

Einführung eines emissionsabhängigen<br />

Nutzungsentgelts für den Flugverkehr<br />

Die direkte Finanzierung globaler Energiepolitik<br />

über die öffentliche Entwicklungszusammenarbeit<br />

hat den Vorteil, dass die Finanzmittel Zuweisungen<br />

aus den Haushalten der Industrieländer sind und<br />

somit der regelmäßigen Kontrolle durch die Parlamente<br />

unterliegen. Dadurch wird die Effizienz der<br />

Mittelverwendung gefördert. Nachteilig ist jedoch,<br />

dass die Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit<br />

Handlungsempfehlungen für die globale Ebene 5.3<br />

freiwillig bereitgestellt werden und es daher auch<br />

Anreize zum Trittbrettfahrerverhalten gibt. In Zeiten<br />

von Haushaltsengpässen ist damit zu rechnen,<br />

dass diese Mittel gekürzt werden. Der Beirat empfiehlt<br />

daher, die Finanzierung globaler Energiepolitik<br />

auf zahlreiche Instrumente und Ansätze zu verteilen,<br />

um einen möglichst kontinuierlichen Fluss der<br />

Finanzmittel zu ermöglichen. In diesem Zusammenhang<br />

müssen auch innovative Finanzierungsinstrumente<br />

auf ihre Anwendbarkeit geprüft werden.<br />

Aufgrund der ökologischen Lenkungswirkungen<br />

und der Finanzierungseffekte spricht sich der Beirat<br />

für die Erhebung von Entgelten für die Nutzung globaler<br />

Gemeinschaftsgüter aus. Diese Idee hat er in<br />

einem Sondergutachten vertieft und konkrete Politikempfehlungen<br />

<strong>zur</strong> Umsetzung abgeleitet<br />

(<strong>WBGU</strong>, 2002). Das Konzept der Nutzungsentgelte<br />

orientiert sich am Äquivalenz- und Verursacherprinzip.<br />

Dadurch ist es vielen anderen internationalen<br />

Abgabelösungen überlegen. Es wird ein direkter<br />

Zusammenhang zwischen Abgabenzahlung und zu<br />

finanzierender Leistung hergestellt, der die Knappheit<br />

von Umweltgütern signalisiert. Dies wirkt sich<br />

positiv auf die Effizienz der Umweltnutzung aus.<br />

Zudem erhöht sich über die zweckgebundene Mittelverwendung<br />

die politische Durchsetzbarkeit: Im<br />

Unterschied zu nationalen Umweltabgaben empfiehlt<br />

der Beirat bei internationalen Abgabelösungen<br />

eine exakt definierte Zweckbindung, weil auf internationaler<br />

Ebene eine demokratisch gewählte Institution<br />

fehlt, die über die Mittelverwendung auf der<br />

Basis der Präferenzen der Bürger entscheiden<br />

könnte. Mit dem Konzept der Nutzungsentgelte<br />

besteht die Chance, erste pragmatische Schritte in<br />

Richtung eines internationalen Abgabensystems für<br />

eine globale <strong>Nachhaltigkeit</strong>spolitik einzuleiten.<br />

Mit Blick auf die Transformation des globalen<br />

Energiesystems empfiehlt der Beirat der Bundesregierung<br />

nachdrücklich, sich für die Erhebung eines<br />

emissionsabhängigen Entgelts für die Nutzung der<br />

Atmosphäre durch den internationalen Flugverkehr<br />

einzusetzen. Der Flugverkehr ist diejenige Quelle<br />

von Treibhausgasen, die weltweit am stärksten<br />

wächst. Trotz der erheblichen Kl<strong>im</strong>awirksamkeit<br />

unterliegen die Emissionen des internationalen Flugverkehrs<br />

noch keinen Reduktionsverpflichtungen.<br />

Solange diese Regelungslücke besteht, sollte ein<br />

emissionsabhängiges Nutzungsentgelt erhoben werden.<br />

Mit dem Aufkommen werden neue, zusätzliche<br />

Mittel für den Kl<strong>im</strong>aschutz gewonnen, dessen Notwendigkeit<br />

u. a. durch den Flugverkehr erzeugt wird.<br />

Der Beirat empfiehlt, die daraus gewonnenen Mittel<br />

an die neuen Fonds des Kl<strong>im</strong>areg<strong>im</strong>es (spezieller Kl<strong>im</strong>aänderungsfonds,<br />

Anpassungsfonds, Fonds für die<br />

am wenigsten entwickelten Länder) und an das Kl<strong>im</strong>afenster<br />

der GEF zu verteilen. Es sollte jedoch<br />

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