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Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU

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188 5 Die <strong>WBGU</strong>-Transformationsstrategie<br />

gien den Zugang zu den Märkten in den Entwicklungsländern<br />

zu erleichtern;<br />

• Unterstützung des Aufbaus von Mikrofinanzierungssystemen<br />

in Entwicklungsländern, um die<br />

Finanzierung kleinerer Projekte <strong>im</strong> Bereich der<br />

Effizienzsteigerung und der erneuerbaren Energien<br />

zu verbessern (Kap. 5.3.3.3).<br />

Zusätzliche private Mittel können auch durch eine<br />

stärkere Förderung von Stiftungen generiert werden.<br />

So vergeben die Ford- und die Rockefeller-Stiftung<br />

Mittel für Projekte <strong>im</strong> Energiebereich, die sozialen<br />

und umweltpolitischen Nutzen stiften (CENR, 2000).<br />

In Europa fallen die steuerlichen Anreize <strong>zur</strong> Unterstützung<br />

von Stiftungen schwächer aus als in den<br />

USA. Hier besteht Spielraum, die Mobilisierung privaten<br />

Kapitals zu fördern (World Bank, 2002b).<br />

Der Beirat hält einen internationalen Finanzierungsbedarf<br />

von mehreren hundert Mrd. $ pro Jahr<br />

in den ersten 20 Jahren für plausibel. Angesichts<br />

eines Gesamtvolumens ausländischer Investitionen<br />

in Entwicklungsländern von momentan 205 Mrd. $<br />

pro Jahr (UNCTAD, 2002) und max. weiteren 7<br />

Mrd. $, die Non-Profit-Organisationen insgesamt für<br />

die internationale Entwicklungszusammenarbeit<br />

aufbringen (OECD, 2002), ist nicht davon auszugehen,<br />

dass private Quellen <strong>zur</strong> Finanzierung der<br />

Transformation der Energiesysteme ausreichen werden.<br />

Hinzu kommt, dass von privaten Investoren<br />

nicht erwartet werden kann, dass sie auch den Teil<br />

der Investitionen vollständig finanzieren, der externen<br />

globalen Nutzen erzeugt. Eine Steigerung direkter<br />

öffentlicher Mitteltransfers in den Energiebereich<br />

ist daher unverzichtbar.<br />

Erhöhung und Umstrukturierung der<br />

Mittel für die<br />

Entwicklungszusammenarbeit<br />

Die regionalen Schwerpunkte privater Investitionen<br />

sind heute Ostasien und Lateinamerika. Die meisten<br />

Länder Afrikas und Südasiens sind hingegen nur<br />

wenig attraktiv für Privatinvestoren. In diesen<br />

Regionen befinden sich die ärmsten Entwicklungsländer<br />

mit sehr niedrigem Einkommensniveau,<br />

geringer Kaufkraft und extremer Kapitalarmut. Der<br />

Aufbau eines nachhaltigen Energiesystems wird hier<br />

ohne die Unterstützung durch die Entwicklungszusammenarbeit<br />

nicht gelingen. Nach Ansicht des Beirats<br />

kann die Entwicklungspolitik als Katalysator für<br />

die Transformation der Energiesysteme wirken.<br />

Durch sie kann auf die zentralen Handlungsfelder<br />

einer <strong>Energiewende</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> eingewirkt<br />

werden: „Förderung von Effizienz und erneuerbaren<br />

Energien“ und „Verbesserung des Zugangs zu<br />

modernen Energieformen“. Die bisherigen Finanzmittel<br />

für die Entwicklungszusammenarbeit reichen<br />

allerdings bei weitem nicht aus, um global nachhal-<br />

tige Energiesysteme, insbesondere in den ärmsten<br />

Entwicklungsländern, zu etablieren. Das gesamte<br />

Volumen der öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit<br />

(ODA) betrug <strong>im</strong> Jahr 2000 knapp 54 Mrd.<br />

US-$. Schätzungsweise 3,1% der bilateralen ODA<br />

(2000: ca. 36 Mrd. $) und damit etwa nur 1,2 Mrd.<br />

US-$ floss in den Energiesektor (OECD, 2002). Bei<br />

der multilateralen Entwicklungsfinanzierung waren<br />

es wegen des starken Engagements regionaler Entwicklungsbanken<br />

<strong>im</strong> Energiebereich rund 8%<br />

(OECD, 2002). Die <strong>Welt</strong>bankgruppe als größte multilaterale<br />

Finanzierungsinstitution stellte 2001<br />

gerade einmal 2,2 Mrd. US-$ für umweltbezogene<br />

Investitionen in den Energiesektor bereit (World<br />

Bank, 2002c). Diese Zahlen verdeutlichen die Größenordnung<br />

zusätzlich notwendiger Investitionsmittel.<br />

Der Beirat hat in seinen Gutachten <strong>im</strong>mer wieder<br />

kritisiert, dass die Industrieländer ihre bereits auf der<br />

UNCED-Konferenz 1992 angekündigte deutliche<br />

Steigerung der finanziellen Unterstützung der Entwicklungsländer<br />

bisher nicht vollzogen haben. Im<br />

Jahr 2000 betrug der Anteil der Entwicklungszusammenarbeit<br />

am BIP in den OECD-Staaten nur 0,22%<br />

und war damit weit vom international vereinbarten<br />

Ziel von 0,7% entfernt. Hinzu kommt, dass die<br />

Unterstützung erneuerbarer Energien aus den Mitteln<br />

der Entwicklungszusammenarbeit rückläufig ist.<br />

Zwar kann dieser Rückgang teilweise durch die<br />

Zunahme der privaten Investitionen ausgeglichen<br />

werden. Jedoch ist der Bedarf für eine programmatische<br />

Unterstützung der Entwicklungsländer bei der<br />

Umstellung der Energieversorgung auf effizientere<br />

und erneuerbare Technologien weiterhin groß (G8<br />

Renewable Energy Task Force, 2001).<br />

Der Beirat sieht die Ergebnisse der UN-Konferenz<br />

<strong>zur</strong> Entwicklungsfinanzierung in Monterrey<br />

2002 und den dort bekundeten Willen der USA und<br />

der EU, ihre Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit<br />

aufzustocken, als einen ersten Schritt an.Auch<br />

wenn diese Steigerungen dazu führen sollten, dass <strong>im</strong><br />

Jahr 2006 rund 12 Mrd. US-$ mehr an Mitteln für die<br />

Entwicklungszusammenarbeit <strong>zur</strong> Verfügung stehen,<br />

können diese Zusagen nur der Anfang sein. Die EU<br />

würde dann mit 0,39% des BIP <strong>im</strong>mer noch nicht das<br />

0,7%-Ziel erfüllen. Deutschland hat sich in Monterrey<br />

dazu verpflichtet, die Mittel für die ODA bis 2006<br />

auf 0,33% des BIP zu erhöhen. Der <strong>WBGU</strong> empfiehlt<br />

der Bundesregierung nachdrücklich eine deutlichere<br />

Aufstockung der ODA-Mittel über die bis<br />

2006 angekündigten 0,33% hinaus und schlägt vor,<br />

bis 2010 mindestens 0,5% des BIP für ODA aufzuwenden.<br />

Dem Problemdruck angemessen wäre sogar<br />

eine Steigerung auf rund 1% des BIP.<br />

Darüber hinaus sollten die Prioritäten in der Verwendung<br />

der Mittel verändert werden. In diesem

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